Bochum. 900 Beschäftige hatte das Callcenter des Shopping-Senders QVC in Bochum. Jetzt sind die Räume verwaist. Für das Gebäude gibt es eine Perspektive.
Es ist noch gar nicht so lange her, da zählte Bochum zu den Hochburgen des Einkaufens via Fernsehen – im Neudeutschen Teleshopping genannt. Mehr als 900 Beschäftigte haben von Querenburg aus für QVC jene Kundenwünsche erfüllt, die zuvor in den hauseigenen Verkaufssendungen geschürt und bis zu 17 Stunden am Tag vom Medienhafen in Düsseldorf aus im eigenen Programm ausgestrahlt wurden. Jetzt hat Deutschlands wohl bekanntestes TV-Shopping-Unternehmen Bochum verlassen.
QVC hat Bochum im September verlassen
Von zu Hause aus arbeiten die meisten Mitarbeiter des QVC-Callcenters mittlerweile. Sie gehören ebenso anderen Firmen innerhalb der QVC-Gruppe an wie die Beschäftigten von Kundenbuchhaltung und IT-Dienstleistung, die von Bochum aus für das gesamte Unternehmen tätig gewesen sind. Im September haben die letzten Beschäftigten die verglaste Immobilie an der Lise-Meitner-Allee 1 verlassen.
Es ist der Schlusspunkt eines Rückzugs auf Raten. 2002 war QVC nach Querenburg gekommen und rasant gewachsen. Mehr als 900 Beschäftigte nahmen jeden Tag etwa 73.000 Bestellungen entgegen. Aber: Das sollte sich ändern.
Schon 2016 war die Belegschaft geschrumpft, etwa 750 Frauen und Männer haben damals vor allem als Teilzeitkräfte in Querenburg gearbeitet. Und es hieß: Im Rahmen der Internationalisierung würden weitere Arbeitsplätze wegfallen. Zu spüren bekommen hat die Branche aber auch schon damals das veränderte Verhalten der Kunden: weg vom Bestellen am Fernseher, hin zum Ordern im Internet. Ende 2021 waren noch knapp 600 Personen in Querenburg tätig.
QVC hat Ende 2022 Schließung des Standorts beschlossen
Ende 2022 hatte QVC entschieden, den Standort Bochum zu schließen und lediglich den zweien Callcenter-Standort Kassel aufrecht zu erhalten. Die QVC Call Center GmbH Co. KG, also die Tochtergesellschaft in Bochum, „wird untergehen“, wie es im Jahresabschluss 2021 heißt– d.h. sie wird aufgelöst.
Harpen-Unternehmensgruppe will Millionen investieren
Nun hat der Shopping-Sender den Standort, der als Technologiezentrum entwickelt wurde und daher eigentlich ein Quartier für ganze andere Branche ist, verlassen. Die Immobilie mit einer Mietfläche von etwa 7500 Quadratmetern auf vier Etagen ist verkauft. Erworben hat sie ein Unternehmen, das seit einigen Jahren beim Umbau Bochums und seiner Wirtschaft einen spürbaren Beitrag leistet: die Harpen-Unternehmensgruppe. Sie gehört zu den großen Immobilienentwicklern im ehemaligen Opel-Werk Mark 51/7.
Raum für mehrere Hundert Arbeitsplätze
Das frühere QVC-Gebäude und seine technische Ausstattung seien schon jetzt gut – und sofort verwendbar, sollten Mieter schnell einziehen wollen, heißt es beim Käufer Harpen.
Die Rede ist von einer repräsentativen Architektur, hochwertiger Gebäudetechnik und einem guten Zustand. Aber das Haus sei eben auf den Bedarf eines Callcenters ausgelegt worden: große und tiefe Räume mit Arbeitsplätzen dicht an dicht, die nur durch Stellwände getrennt waren.
Wie es in Zukunft im Gebäude aussehen soll, das hänge von den Gesprächen mit Interessenten ab. Auch im neuen Format könnten auf jeden Fall mehrere Hundert Arbeitsplätze eingerichtet werden.
Die Dortmunder wollen die repräsentative Immobilie, zu der auch ein Parkhaus mit 309 Stellplätzen gehört, nach eigenen Angaben „für weitere moderne Nutzung im Technologie- und Hochschulsektor veredeln“. Mehrere Millionen Euro will Harpen allein in diese Vitalisierung stecken, so Prokurist Dirk Himmel im Gespräch mit dieser Redaktion. Das Potenzial sei zuvor in einer Machbarkeitsstudie ermittelt worden. Himmel: „Natürlich könnte ein Mieter das gesamte Gebäude beziehen. Aber es ist auch möglich, bis zu drei Firmen auf je einer Etage unterzubringen.“
Umbau vom Callcenter zu Büroflächen
„Wir sind überzeugt von dem Standort“, sagt der Harpen-Prokurist. Und das aus Erfahrung. Die Dortmunder haben vor Jahren auch bereits die Immobilie an der Lise-Meitner-Allee 2 erworben – also das Haus direkt gegenüber.