Bochum. Der Weg für die neue Radroute über die Opel-Trasse in Bochum ist frei. Die Kosten sind immens. Und sie verdoppeln sich sogar noch einmal.
Es kann losgehen. Der Weg für die neue Radroute zwischen Bochum-Laer und -Weitmar ist mit dem finalen Beschluss im Umweltausschuss geebnet. Im Mai 2024 sollen die Bauarbeiten beginnen und nach einem Jahr beendet sein. Bis zu diesem Stadium hat es neun Jahre gedauert. 2015 war die Stadtverwaltung mit der Planung für den Radweg beauftragt worden.
Nach neun Jahren Planung: Bochum baut einen neuen Radweg
Rund 4,1 Kilometer ist die Wegstrecke für Fußgänger und Radfahrer lang, die parallel zur Stadtautobahn A448 führt – mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. 4,2 Millionen Euro soll der Bau kosten, 90 Prozent will das Land übernehmen. Doch die Kosten werden sich noch einmal verdoppeln. Denn es muss auch eine Brücke über die A448 gebaut werden. Dann kommen nach derzeitigem Stand noch einmal 4,17 Millionen Euro hinzu.
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Die Planung dauerte so lange, weil es immer wieder zu Verzögerungen kam. Fehlende personelle Ressourcen und aufwändige Genehmigungs- und Antragsverfahren wurden von der Verwaltung als Grund dafür angeführt. So forderte die Vergabe für die Arbeiten an Planung und Ausführung eine EU-weite Ausschreibung, die zeit- und arbeitsintensiv ist.
Zudem musste die Planung auch noch einmal überarbeitet und in der Folge abgespeckt werden. Eigentlich hatte man im Rathaus eine neun Meter breite Trasse anlegen wollen, um auch die Seiten aufwendig mit aufzuhübschen. Dies wurde aber verworfen, weil die Bezirksregierung nur den schmalen Korridor des Radweges für förderfähig hält. Für das Drumherum hätte die Stadt also selbst aufkommen müssen. Deshalb wurde der Entwurf angepasst und der Förderantrag neu eingereicht. Was ebenso Zeit kostete wie diverse Baugrunduntersuchungen und ein landschaftspflegerischer Begleitplan.
Bevor im Mai mit den Bauarbeiten gestartet werden kann, wird jetzt bis Ende Februar gerodet. 31 Bäume müssen weichen, dazu rund 7000 Quadratmeter an Sträuchern in den Randbereichen. Für die Maßnahme wurde laut Stadt neben dem landschaftspflegerischen Begleitplan auch eine Artenschutzprüfung erstellt.
Im Rathaus freut man sich, mit dem Radweg Opeltrasse (so die offizielle Bezeichnung) zwei wichtige Radrouten zu verbinden: den Parkway Emscher-Ruhr im Osten und die Springorumtrasse im Südwesten. Zudem würden auch die Stadtteile so viel besser miteinander vernetzt.
Die Maßnahme für den Geh- und Radweg wird u.a. deshalb so teuer, weil Unmengen an Schotter für den Untergrund benötigt werden. Parallel zu Mark 51/7 werden die alten Gleise entfernt. Hier kann künftig bis Höhe USB/Kfz-Werkstatt an der Markstraße geradelt bzw. spaziert werden. Dort geht es dann über die noch zu bauende Brücke hinüber auf die andere Seite. „Das ist die einzige Stelle, wo es funktioniert“, sagt Andrea Baltussen vom Umwelt- und Grünflächenamt.
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Verantwortlich für die Brücke seien die Kollegen vom Tiefbauamt. Aktuell würde die Auftragsvergabe laufen. Da die Arbeiten an dem Übergang sicherlich länger dauern werden als der Bau des Radweges, ist eine Umleitung über die? Markstraße vorgesehen, bis die Brücke fertig ist.
Auf der Südseite geht es dann unter den Brücken Universitätsstraße und Königsallee durch bis zum Prinz-Regent-Areal an der Springorumallee. Ein Lichtband soll dafür sorgen, dass die Tunnel nicht zu Angsträumen werden. Eine generelle Beleuchtung der Opeltrasse ist – Stand jetzt – nicht vorgesehen. „Es werden Leerrohre verlegt, wir wollen aus Naturschutzgründen aber eigentlich eher darauf verzichten“, so Baltussen. „Die meisten Radfahrer haben ja inzwischen ein E-Bike mit toller Beleuchtung. Das sollte ausreichen, um sicher fahren zu können.“
Der asphaltierte Weg wird fünf Meter breit sein, in der Mitte gibt es einen reflektierenden Streifen. Rechts und links folgen jeweils Schotter (50 Zentimeter) und dahinter Grünstreifen (je 1,50 Meter). Auf die Natur am Wegesrand werde geachtet, verspricht Andrea Baltussen. Bäume sollen nach Möglichkeit erhalten werden. „Zur Not passen wir den Weg an und machen ihn mal einen Meter schmaler.“
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Sechs Raststellen mit Bänken sind auf der Opeltrasse vorgesehen, drei kleinere und drei größere. Acht Hauptzugänge wird es geben, dazu fünf kleinere. Gleich mehrere sollen für eine optimale Anbindung zum Technologie- und Wissenschaftsquartier Mark 51/7 sorgen. Und auch alle Wohnbereiche entlang der Strecke sollen gut erreicht werden können.
In der Politik zeigt man sich begeistert von der Opeltrasse, entsprechend einstimmig fiel auch der finale Beschluss im Umweltausschuss am Jahresende aus. „Ein großes Lob an die Stadt, die für den Regionalverband eingesprungen ist, der es nicht finanzieren konnte“, so Martina Schmück-Glock (SPD).
Fünf Meter: Genug oder zu schmal?
Den Radweg Opeltrasse noch breiter zu machen, sei nicht möglich, so Andrea Baltussen vom Umwelt- und Grünflächenamt auf Nachfragen von Politikern, die Probleme befürchten. Mit dem ADFC sei man im Gespräch über eine entsprechende Aufteilung. Denkbar seien drei Meter für Radfahrer, zwei Meter für die Fußgänger.
Stadtbaurat Markus Bradtke hält fünf Meter Breite für eine „luxuriöse Situation“. Man müsse dann „in der Praxis untersuchen, wie das Miteinander Gehen/Radeln geregelt wird“. Er höre immer „von Ben-Hur-artigen Situationen auf Springorumtrasse“. Aus eigener Erfahrung wisse er, dass es auf dem Rheinischem Esel, der aus Bochumer Sicht in Langendreer beginnt, gesittet zugehe.
„Vielleicht tun wir uns erstmal die Ruhe an.“