Bochum. Die Wochenmarkt-Gebühren haben sich in Bochum stark erhöht. In Wattenscheid-Günnigfeld wollen Händler deshalb in die Nachbarstadt umziehen.
Hohe Wellen schlägt die Erhöhung der Standgebühren auf den Bochumer Wochenmärkten durch den neuen Betreiber, die Deutsche Marktgilde. In Wattenscheid-Günnigfeld geht es jetzt sogar so weit, dass die Händler erwägen, rund 500 Meter weiter zu ziehen. Nämlich nach Gelsenkirchen-Ückendorf.
Wochenmarkt-Gebühren in Gelsenkirchen viel niedriger
„Da würde unsere Standmiete samt der Nebenkosten nur rund ein Drittel dessen betragen, was wir jetzt zahlen, seitdem die Marktgilde als Betreiber die Bochumer Wochenmärkte übernommen hat“, betont Michel Schulz mit seinem großen Obst- und Gemüsestand am Samstag auf dem Max-König-Platz an der Parkallee in Günnigfeld. Er steht außerdem in Wattenscheid-Mitte dienstags und freitags auf dem Alten Markt. Ebenso sieht es Metzger Jan-Marius Müller: Er ist auch auf den Wochenmärkten in Wattenscheid-Mitte sowie auf dem Bismarckplatz in Wattenscheid-Heide seit Jahren erfolgreich vertreten. Käme dann das Aus für den Wochenmarkt Günnigfeld?
Thema Wochenmarkt in Bochum sorgt nach Betreiberwechsel für Wirbel
Es sind aber nicht nur die Standgebühren, die für Wirbel sorgen. Die beiden Markthändler sagen: „Wir zahlen auf dem Günnigfelder Wochenmarkt für Toiletten, die unsere Besucher gar nicht nutzen können, da sie geschlossen sind. Und bei der Berechnung der Quadratmeter-Standmiete fließen nun auch Faktoren wie die geöffnete Ladenklappe vor dem Verkaufswagen und sogar die Anhängerdeichsel ein – das hat es vorher nicht gegeben. Und auch das treibt natürlich die Standgebühren deutlich in die Höhe, ebenso die Kosten für Strom.“
Markthändler aus Bochum-Günnigfeld blicken jetzt nach Gelsenkirchen
Man habe nachgehört bei der Stadt Gelsenkirchen, und mit Ückendorf gebe es einen rund 500 Meter entfernten alternativen Standort für den Wochenmarkt (Schulte-im-Hofe-Platz / Nansenstraße), den alle Günnigfelder auch gut erreichen könnten. Schulz: „Da bin ich schon immer mittwochs, und samstags wäre hier ein Wochenmarkt möglich; die Nachbarstadt ist da sehr offen.“ Und er sagt: „Eigentlich würden wir hier gerne bleiben, stehen schon so lange erfolgreich in Günnigfeld, haben hier so viele Stammkunden, die uns immer die Treue gehalten haben. Aber dafür muss sich seitens der Marktgilde was ändern.“
Bisher viele Wochenmarkt-Besucher in Bochum-Günnigfeld
Auf dem Günnigfelder Wochenmarkt stehen jeden Samstag in der Zeit von 7 bis 13 Uhr rund zehn Händler – das Produktangebot reicht von Fleisch und Wurst über Fisch, Gewürze, Eier und Imkerware bis zu Obst und Gemüse. Das Sortiment ist also sehr vielfältig.
Der Markt wird gut besucht. „Ich kaufe hier sehr gerne ein. Die Produkte sind immer frisch, und man trifft Leute, Unterhaltung ist ja schließlich wichtig bei Markttagen“, betont Martin Winter (72). Und: „Wenn die Händler durch die erhöhten Nebenkosten die Preise für ihre Waren erhöhen müssen, dann befürchte ich, dass einige Besucher nicht mehr kommen werden. Das wäre schlimm, denn so ein Wochenmarkt ist ja stets auch ein sozialer Faktor im Stadtteil.“
Stadt Bochum hat Gebühren nicht erhöht
Bochums Stadtsprecher Peter van Dyk erklärt: „Bei neuen Betreibern ist eine Dynamik und Neuorientierung der Händlerschafft nicht auszuschließen.“
Wochenmarkt: Stadt Bochum nimmt Händlersorgen ernst
Und er sagt außerdem: „Die Marktbetreiber von städtischer Seite aus zu entlasten, gibt es nicht. Die Gebühren, die das Ordnungs- und Veterinäramt von der Marktgilde für die Nutzung der Flächen erhebt, sind nicht erhöht worden. Durch die Privatisierung ist der Betreiber allein für die Durchführung der Märkte verantwortlich, dennoch werden die Sorgen der Händler wahr und ernst genommen und mit der Marktbetreiberin diskutiert.“