Bochum. Jahrzehnte hat Jürgen Greife Wochenmarkt-Stände in Bochum betrieben. Er geht mit einem guten Gefühl und Nachfolger in Rente. Das ist geplant.
50 Jahre lang war Jürgen Greife auf Wochenmärkten in Bochum unterwegs, hat Tonnen frisches Gemüse und Obst unters Volks gebracht. Doch seit Anfang Juli ist endgültig Schluss, der stimmkräftige Markthändler aus Wattenscheid ist im Ruhestand. Und froh, einen Nachfolger für seinen beliebten Stand gefunden zu haben.
Nachfolger gefunden für Wochenmärkte in Bochum
Jürgen Greife (68) war nicht nur erfolgreicher Wochenmarkthändler, sondern auch deren Sprecher in Bochum. Und hat in all den Jahrzehnten viel erlebt, was das Wochenmarktgeschäft angeht, das sich im Laufe der Zeit stark verändert hat.
Er ist jetzt 68 Jahre alt. „Ich habe mein ganzes Leben lang gearbeitet, jeden Tag fast rund um die Uhr. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um das Geschäft in andere Hände zu legen. Denn es war auch sehr anstrengend, ab morgens ab 1 oder 2 Uhr auf den Beinen zu sein.“ Dann waren er und sein Bruder Michael auf den Großmärkten in Essen und Dortmund unterwegs, um frische Ware für die Wochenmärkte einzukaufen. Diese Stände waren (und sind weiterhin) auf den Wochenmärkten in Wattenscheid-City (dienstags und freitags), auf dem Wattenscheider Bismarckplatz (donnerstags) sowie in Bochum-Werne (mittwochs und samstags).
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Wochenmarkt: kein einfaches Geschäft
Rückblickend sagt er: „Es wird immer schwieriger, Lieferanten für die frische Ware zu finden, da deren Zahl abnimmt. Die Großmärkte in Bochum und Gelsenkirchen gibt es ja nicht mehr. Die Supermärkte und Discounter haben ganz andere Einkaufsmöglichkeiten. Wir müssen früh unterwegs sein, denn wir wollen ja den Kunden auf den Wochenmärkten frische Ware zu fairen Preisen bieten, was uns ja über all die Jahrzehnte gelungen ist. Und all das war nur möglich, weil die gesamte Familie mitgezogen hat, sonst funktioniert so etwas nicht.“
Seinen Stand hat Jan Herbst übernommen, ebenfalls ein erfahrener Wochenmarkthändler, der alles so fortführt mit Blick auf Sortiment und Standorte, wie die Familie Greife es über lange Zeit so erfolgreich getan hat. „Wir wollen natürlich eigenes Flair reinbringen, aber nichts groß verändern. Alles bleibt so, wie es die Kunden kennen und schätzen. Und hoffen, dass alles so gut läuft wie bisher.“ Auch der 33-Jährige betont das Mitwirken seiner Familie, „denn ohne die geht es nicht im Wochenmarktgeschäft, die muss dahinter stehen“. Ein ehemaliger Greife-Angestellter ist außerdem weiterhin dabei.
Wochenmarkthändler zuversichtlich - trotz Supermarkt-Konkurrenz
Jürgen Greife blickt zufrieden zurück auf die anstrengende Zeit, „jetzt war aber der richtige Zeitpunkt gekommen, um aufzuhören. Denn irgendwann muss auch Zeit für Freizeit und Familie sein. Und fast täglich rund um die Uhr auf Achse zu sein, das macht auf Dauer die Gesundheit nicht mit“. Er wohnt in Wattenscheid-Heide, hat jetzt auch viel mehr Zeit für sein geliebtes Hobby, die Brieftauben - im Verein ist er dafür seit langer Zeit in der Reisevereinigung Wattenscheid aktiv, ist hier Kassierer.
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Jürgen Greife kennt Wochenmärkte seit Jahrzehnten
1976 hat er bei seinem Vater im Wochenmarktgeschäft angefangen. Seit 1956 hatten seine Eltern einen eigenen Stand, „meine Mutter war sogar schon seit 1950 auf dem Wochenmarkt tätig. Mein Bruder Michael ist 1984 ins Wochenmarktgeschäft eingestiegen“, blickt Jürgen Greife zurück. „Was die Kunden schätzen auf dem Wochenmarkt, ist die frische Ware, der persönliche Austausch, die Treffen mit Bekannten und diese Atmosphäre, die kein Supermarkt bieten kann. Menschen in so einer Umgebung zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten, das gibt es nur auf Wochenmärkten.“
Leider hätten es Wochenmarkthändler immer schwerer, angesichts neuer Umstände und zunehmender Supermarkt-Konkurrenz zu bestehen. „Es gibt immer weniger Händler, das ist schade. Aber es wird immer Wochenmärkte geben, davon bin ich überzeugt. Denn nur sie bieten diese einzigartige Atmosphäre aus Einkaufen, frischen Produkten, Geselligkeit und Vertrautheit.“