Bochum. Eine beliebte Bochumer Fleischerei hat ihr Ladenlokal geschlossen und konzentriert sich auf Catering. Das sind die Gründe, das sagt die Innung.

„Es ist Zeit für Veränderungen“, verkündet die Fleischerei Drees auf ihrer Internetseite. Das Ladenlokal an der Castroper Straße ist geschlossen. Der Traditionsbetrieb konzentriert sich fortan auf den Partyservice und das Catering. „Alternativlos“ sei diese Entscheidung gewesen, sagen die Geschäftsführer Claudius und Christian Drees und führen massive Personalprobleme an. Die plagen die gesamte Branche, weiß man bei der Fleischer-Innung.

Fleischerei Drees: Brüder führen Betrieb in dritter Generation

Seit 120 Jahren geht es in Grumme um die Wurst: Claudius (62) und Christian Drees (54) führen den von Großvater Willi gegründeten Familienbetrieb seit 1991 in dritter Generation. Frühzeitig habe man sich mit dem Partyservice und Catering ein Standbein zusätzlich zur klassischen Metzgerei geschaffen, sagen die die Brüder. Mit Erfolg. Drees bestückt Geburtstags- und Hochzeitsfeiern, Kommunionen und Konfirmationen ebenso mit Büfetts wie Galas und Firmenveranstaltungen mit mehr als 200 Teilnehmern, Getränke und Equipment inklusive.

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Das Fleischerfachgeschäft an der Castroper Straße 285 sei stets gut ausgelastet gewesen, betont Claudius Drees. Die Wurst- und Fleischwaren frisch aus Handwerkerhand waren weit über Grumme hinaus ebenso beliebt wie das Bistro-Frühstück ab 5 Uhr früh. Allein: Die Belegschaft wurde immer kleiner, die Lücken vor allem im Verkauf immer größer. Christian Drees: „In der Spitze hatten wir mal 30 Beschäftigte. Aktuell sind es zwölf.“

Einschränkung der Öffnungszeiten reichte nicht mehr aus

Anfangs habe man den Aderlass mit einer Reduzierung der Öffnungszeiten auffangen können. Statt um 18 war um 14 Uhr Schluss; samstags blieb das Geschäft komplett geschlossen. Dennoch habe man sich eingestehen müssen: „Alles zusammen schaffen wir nicht mehr. Wir müssen unsere Kräfte bündeln.“

Im Juni wurde das Ladenlokal geschlossen. Viele Kundinnen und Kunden seien traurig darüber, sagt Christian Drees. „Auch uns ist dieser Schritt sehr, sehr schwer gefallen.“ Um den Qualitätsanspruch zu wahren, habe man sich aber zur Aufgabe eines der beiden Geschäftsfelder gezwungen gesehen, zumal nicht erkennbar sei, dass der Arbeits- und Ausbildungsmarkt alsbald wieder ausreichend Fachkräfte für einen Geschäftsbetrieb bereithalten könnte.

Innung: Fachkräftemangel trifft die gesamte Branche

Uwe Absch untermauert die Bestandsaufnahme. Wie das gesamte Handwerk seien auch die Metzgereien vom Fachkräftemangel betroffen, sagt der Geschäftsführer der Fleischer-Innung Ruhr, die für Bochum und den Ennepe-Ruhr-Kreis zuständig ist. Deutlich sei auch die Zahl der Berufsanfänger bei Fleischern und Fleischerfachverkäufern zurückgegangen – „trotz erhöhter Vergütungen und wirklich spannender Lehrinhalte.“

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Das hinterlässt Spuren. Alteingesessene Metzgereien geben ihre Geschäfte auf, um sich auf das Catering (Drees) oder die Wochenmärkte (Müller in Wattenscheid) zu beschränken. „Weitere Betriebe schränken ihre Öffnungszeiten ein, um dem Personalmangel zu begegnen“, sagt Uwe Absch und rechnet nach: „Als ich vor 30 Jahren bei der Innung begann, hatten wir 50 Mitgliedsfirmen. Heute sind es 19. Wobei der Anlass für Betriebsaufgaben meistens die fehlende Altersnachfolge ist.“

Geschäftsführer: „Von Drees ist noch einiges zu erwarten!“

Claudius und Christian Drees denken nichts ans Aufhören. Das Ladenlokal werde als Anlaufstelle für den Party- und Catering-Service (drees-aktuell.de) geöffnet bleiben, versichern sie. Und kündigen an: „Wir haben einige Idee. Von Drees ist noch einiges zu erwarten!“