Bochum-Wattenscheid. Höhere Standgebühren und andere Kosten: Ein Händler macht mit Wattenscheid Schluss, ein anderer tritt kürzer. Nun erzählen sie, warum.

Auf dem Wattenscheider Wochenmarkt am Alten Markt herrscht Unruhe. Händler tauschen sich mit ihren Kunden aus – alle wissen Bescheid: Die erhöhten Standgebühren und andere Kosten sind für viele Beschicker nicht tragbar.

Gemüsehändler Jan Herbst hat dem Wattenscheider Markt den Rücken gekehrt, seit die Deutsche Marktgilde übernommen hat. „Die ganze Marktgilde-Geschichte ist heftig“, meint sein Vater und Angestellter Thomas Herbst; die Erhöhungen beliefen sich nicht nur auf niedrige Summen.

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„Herzschmerz für uns“

„Die Standgebühren haben sich verdoppelt, die Stromkosten teils verfünffacht“, so Herbst Senior. Seinen Sohn als Gemüsehändler trifft es besonders hart, weil sein Stand deutlich größer ist als der eines Käse- oder Fischhändlers. Aufgrund der Berechnung des Quadratmeters anstelle des laufenden Meters zahlt er noch mehr drauf als andere.

Herbst habe aufgrund der erhöhten Kosten und seiner Entscheidung, den Markt zu verlassen, bereits einen Mitarbeiter entlassen müssen. Dieser war 25 Jahre lang Teil des Teams, größtenteils noch unter Herbsts Vorgänger Jürgen Greife. „Die ganze Geschichte bedeutet Herzschmerz für uns“, sagt Jan Herbst.

Selbst auf Märkten, die er nach wie vor beschickt, macht sich die Entwicklung laut dem Vater negativ bemerkbar. So fehle seit der Kostenerhöhung ein „sehr guter Käsehändler“ auf einem anderen Wochenmarkt. „Das fällt auf. Da haben wir samstags zwei bis drei Kunden weniger, die wegen des Käses kamen“, meint Herbst.

Noch vor sieben Monaten zeigte sich das Team rund um Jan Herbst euphorisch. Jetzt ist für den Alten Markt in Wattenscheid Schluss.
Noch vor sieben Monaten zeigte sich das Team rund um Jan Herbst euphorisch. Jetzt ist für den Alten Markt in Wattenscheid Schluss. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Arbeiten zur Hälfte des Lohns

Laut dem Vater ist das Ende von „Obst und Gemüse Herbst“ auf dem Wattenscheider Wochenmarkt nicht nur den erhöhten Kosten geschuldet. Zudem setze ihnen die Mautgebühr zu. Diese gilt seit 2024 auch für kleinere Transporter. Dennoch: Die steigenden Gebühren seien der letzte ausschlaggebende Punkt.

„Stellen Sie sich vor, Sie bekommen auf einmal den halben Lohn, würden Sie dann weitermachen?“, fragt Herbst Senior. Die Umsätze seien zwar in etwa gleich geblieben, die Standgebühren aber hätten sich verdoppelt.

Die Standgebühren haben sich verdoppelt, die Stromkosten teils verfünffacht.
Thomas Herbst, Angestellter bei „Obst und Gemüse Herbst“

Händler verlässt Wattenscheider Wochenmarkt, die Deutsche Marktgilde weiß von nichts

Der Deutschen Marktgilde ist laut Aussage der Pressesprecherin Kerstin Schüler nicht bekannt, dass sich Händler vom Wattenscheider Markt zurückgezogen haben. Sie strebe eine langfristige Zusammenarbeit mit den Beschickern an.

Auch wolle der neue Standortleiter die existierenden Beschlüsse und Verträge nach seiner Einarbeitung überprüfen. „Ziel ist es, schnellstmöglich Einsparungspotential zu erkennen und umzusetzen“, so Pressesprecherin Kerstin Schüler gegenüber der WAZ.

69 statt 37 Euro: Standgeld auf dem Wattenscheider Wochenmarkt

Kartoffelhändler Ince Bülent ist noch nicht so weit wie Jan Herbst. Ganz verlassen hat er den Wattenscheider Markt nicht. Dennoch tritt er kürzer: Anstatt dienstags und freitags kommt er nur noch freitags. „Normalerweise habe ich 37 Euro pro Markttag bezahlt, jetzt aber 69, manchmal 75 Euro“, so Bülent.

„Das kann ich mir nicht leisten, dazu ist der Dienstag zu ruhig und 69 Euro zu teuer“, fügt er hinzu. Er bedauert die Erhöhungen. Plötzlich zahle er auch für die Fläche des Sonnenschutzes drauf.

Langfristig möchte daher auch Bülent weg aus Wattenscheid. Er sieht sich bereits nach anderen Wochenmärkten außerhalb Bochums um. Schon länger steht er mittwochs, donnerstags und samstags in Dortmund. „Dort ist es billiger als hier“, erzählt der Beschicker.