Bochum-Weitmar. Seit der Kreisel in Bochum-Weitmar fertig ist, dringt Wasser in ein benachbartes Haus. Der Eigentümer glaubt nicht an Zufall. Das sagt die Stadt.
Der neue Kreisverkehr in Bochum-Weitmar-Mark ist schön geworden. Das finden auch die Försters, denen ein Haus direkt am Kreisel gehört. Allerdings beklagen sie einen negativen Nebeneffekt. „Seit der Kreisverkehr und das Umfeld fertig sind, haben wir einen nassen Keller“, sagen sie. An Zufall glaubt in der Familie niemand. Vor Gericht soll nun die Schuldfrage geklärt werden. Das dauert. Und so schaltete sich jetzt auch ein Politiker ein und verfasste einen offenen Brief, um zu helfen.
Ist der neue Kreisel in Bochum schuld? Ärger um nassen Keller
„Hier war es noch nie feucht“, sagt Burghorst Kunza. Der 85-Jährige muss es eigentlich wissen. Seit 51 Jahren ist er Mieter im Haus an der Markstraße 422, in dem unten Winkelmann Hörakustik beheimatet ist. „Wir hatten nie Wasser im Keller.“ Inzwischen schon. Im Juli, kurz nach Beendigung der Arbeiten am und um den Kreisverkehr, habe es angefangen, schildert Heinz-Dieter Förster, dessen Frau das Gebäude gehört.
„Anfangs trat oben rechts im Keller zur Markstraße hin ein Rinnsal auf. Inzwischen ist die ganze Wand feucht.“ Die Regale, die dort standen, seien schnell weggestellt worden. Das Wasser, das eindringe, fließe die Wand runter, über den Boden und bilde wegen des leichten Gefälles auf der anderen Seite eine Pfütze. „Bei stärkerem Regen gehe ich immer runter und weiß schon, was mich erwartet“, sagt Burghorst Kunza. Eimer und Kehrblech stehen griffbereit, um das Wasser wegzuscheppen. „Drei bis vier Eimer kommen da schon zusammen.“ Auch ein Ventilator rotiert ständig, um den Raum zu trocknen.
Wasser im Keller: Eigentümer sieht Zusammenhang mit Baustelle vor der Haustür
Für Heinz-Dieter Förster besteht ein unmittelbarer Zusammenhang mit den Arbeiten am Kreisverkehr, bei dem ja auch der Gehwegbereich neu gepflastert wurde. Dadurch gebe es jetzt vor dem Haus eine Kante und eine neue Gefällesituation. „Das Wasser sammelt sich hier.“ Schon als die Baufirma noch vor Ort war, habe man darum gebeten, den Bereich vor der Ladenzeile noch einmal aufzumachen und das Ganze „pragmatisch zu lösen“. Vergeblich.
Mit Stadt und Baufirma habe es im August „sehr kurzfristig“ einen Ortstermin gegeben, so Förster. Die Stadt habe der Baufirma die Verantwortung zugeschoben, diese aber gesagt, man möge ihr den Fehler erstmal nachweisen. Dies soll nun juristisch geklärt werden. „Unser Anwalt hat ein Beweissicherungsverfahren eingeleitet, wir stehen also mit Stadt und Baufirma vor Gericht“, sagt Förster. „Doch so eine zivilrechtliche Geschichte dauert. Und wir haben keine Zeit. Denn der Schaden wird immer größer.“
In ihrer Not haben Heinz-Dieter Förster und seine Söhne Daniel und Oliver selbst Maßnahmen ergriffen und Matten auf die Stellen gelegt, wo das Wasser ihrer Meinung nach in den Untergrund dringt. „Und wir haben die Pflastersteine auch einfach mal verfugt.“ Seither sei es auch schon etwas besser geworden.
Nasser Keller durch Kreisel-Bau? Gutachter bestätigt Schaden
Ein zurate gezogener Gutachter bestätigt den Försters den Schaden: „Die Mauerwerksschichten sowie der Anstrich (...) waren auf einer Breite von über drei Metern in Gänze durchnässt. Anhand der Wasserspuren und der eintretenden Wassermenge ist der Wassereintritt in die jüngste Vergangenheit zu datieren. Die Lage des Wassereintritts sowie die Menge der Wässer deutet auf eine beschädigte Abdichtung der Außenwand am Übergang zwischen der Decke über Kellergeschoss und der Außenwand hin“, heißt es in einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt. Es wird empfohlen, „die neue Pflasterung inkl. Unterbau im Bereich der Außenwand aufzunehmen und den Zustand der Außenwandabdichtung hinsichtlich Schäden zu untersuchen“.
Unterstützung erfährt Förster auch durch CDU-Politiker Andreas Bracke. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister wohnt im Ort und hat einen offenen Brief verfasst, um zu helfen. „ich sehe mich als Mittler zwischen den Belangen unserer Bürgerinnen und Bürger sowie der Stadtverwaltung und wende mich daher heute mit diesem offenen Brief direkt an Sie, da die aktuelle Situation festgefahren scheint und die betroffenen Bürgerinnen und Bürger in hohem Maße frustriert sind über die Haltung der Stadt und sich mit ihren berechtigten Sorgen und Problemen alleingelassen fühlen“, schreibt er darin.
CDU-Politiker bemängelt fehlende Unterstützung seitens der Verwaltung
Auch Bracke hält es für einen „skurrilen Zufall, dass direkt nach dem Abschluss der Arbeiten plötzlich durch die Kellerwände Wasser in das Gebäude eindringt und sich bei Regen das Wasser vor dem Schaufenster des Ladenlokals staut“. Er bezeichnet die Stadt als „Initiator der Baumaßnahme und für die Planung maßgeblich verantwortlich“ und findet „sehr bedauerlich“, den Betroffenen „keinerlei Unterstützung seitens der Verwaltung anzubieten“.
Im Rathaus gibt man sich zum Thema zugeknöpft: „Der Sachverhalt ist bekannt und wird bearbeitet“, teilt Stadtsprecher Peter van Dyk auf WAZ-Anfrage mit. „Offene Briefe beantworten wir grundsätzlich nicht.“