Bochum. Die Hochwasser-Lage in Bochum entspannt sich weiter. Der Pegel ist am Wochenende deutlich gesunken. Wie sich die Situation entwickeln wird.

Die Hochwasser-Lage in Bochum beruhigt sich weiter. Über das Wochenende ist der Pegelstand auf 4,51 Meter gesunken (Stand: Sonntag, 12 Uhr).

Bei einem Pegelstand von 5,29 Metern hatte die Stadt Mitte der Woche den Leinpfad an der Ruhr gesperrt, zwischenzeitlich war das Wasser an der für Bochum ausschlaggebenden Stelle in Hattingen auf 5,88 Meter gestiegen. Auch die Schwimmbrücke in Dahlhausen ist nach wie vor für den Verkehr gesperrt. Am Samstag betrug der Pegelstand um 7 Uhr 5,33 Meter.

So ist der aktuelle Pegelstand der Ruhr an der für Bochum ausschlaggebenden Messstelle in Hattingen

Hochwasser in Bochum: Stadt spricht Warnung aus

Die Stadt Bochum bittet trotzdem alle Bürgerinnen und Bürger mit Nachdruck darum, sich an Absperrungen zu halten. Außerdem gelte der Sicherheitshinweis: In der Nähe von Flüssen und Seen sollten Personen auf den befestigten Wegen bleiben. Auch in Bereichen, in denen das Wasser augenscheinlich zurückgegangen ist, bestehe erhöhte Rutschgefahr.

So sieht es am Sonntag, 7. Januar, an der Ruhr in Bochum-Dahlhausen aus.
So sieht es am Sonntag, 7. Januar, an der Ruhr in Bochum-Dahlhausen aus. © Funke Foto Services | Socrates Tassos

Für die kommenden Tage sind nur geringere Niederschlagsmengen vorhergesagt, so der Ruhrverband (Externer Link). Es ist daher für die nächsten Tage mit fallenden Pegelständen zu rechnen.

Kritisch wird es in Bochum ab einem Pegelstand von 6,50 Meter. Eine Evakuierung sei aber nur eine der möglichen Maßnahmen, die dann ergriffen werden könnten. Zum Vergleich. Beim Jahrhunderthochwasser 2021 stand der Pegel bei 6,99 Meter.

So sah die Ruhr in Bochum um die Weihnachtstage 2023 aus.
So sah die Ruhr in Bochum um die Weihnachtstage 2023 aus. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Stadt Bochum schaltet Hochwasser-Hotline ab

Am Freitag (29. Dezember 2023) hatte die Warn-App Nina noch Entwarnung gegeben. Der Pegel der Ruhr an der für Bochum ausschlaggebenden Messstelle in Hattingen (Externer Link) lag da bei 5,02 Meter, war deutlich gesunken. Das sei „deutlich unter den Ständen, die die Kollegen vom kommunalen Krisenmanagement als kritisch eingeordnet haben“, sagt Stadtsprecherin Tanja Wißing.

Die Stadt behalte die Lage weiter im Auge, hieß es, der Krisenstab aber habe sich nun aber erst einmal wieder aufgelöst, berichtet Wißing. Die Hotline, die die Stadt für Fragen zum Hochwasser eingerichtet hatte, wurde abgeschaltet.

Das NRW-Umweltministerium gab mit Blick aufs Land indes noch keine Entwarnung. „Wir haben nach wie vor eine große Hochwasserlage“, sagte Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) am Freitag in Düsseldorf. Bisher seien die Folgen überschaubar geblieben, keine Opfer zu beklagen. An den Talsperren drohe keine Dammbruchgefahr, auch kein unkontrollierter Überlauf. Die Hochwasserschutzanlagen hätten gehalten. Aber an vielen Stellen seien die Deiche aufgeweicht. Es habe sich hier klar gezeigt: „Wir haben einen Sanierungsbedarf“, sagte Krischer.

Feuerwehr Bochum schickte 63 Einsatzkräfte zur Damm-Sicherung

Die Feuerwehr Bochum hatte am Dienstag (26. Dezember 2023) 63 Leute abkommandiert. Gemeinsam mit Kollegen der Feuerwehr Herne haben sie sich am frühen Morgen in einem Konvoi auf nach Hamm gemacht, um dort einen Damm zu stabilisieren. Am Mittwoch rückten 40 Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW) Bochum ebenfalls nach Hamm aus, packten mit Kollegen aus anderen Ortsverbänden mehrere Tausend Sandsäcke.

Bedrohlich weit ist die Ruhr aus ihrem Flussbett herausgetreten. Der Pegel stand am 2. Weihnachtsfeiertag immer noch bei 5,89 Metern. Bei 6,50 Metern wird es kritisch.
Bedrohlich weit ist die Ruhr aus ihrem Flussbett herausgetreten. Der Pegel stand am 2. Weihnachtsfeiertag immer noch bei 5,89 Metern. Bei 6,50 Metern wird es kritisch. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Rückblick: Angespannte Lage in Bochum über Weihnachten

Dienstagmittag in Dahlhausen. Dutzende Spaziergänger suchen am Zweiten Weihnachtstag den Weg zum Fluss, an dessen Oberfläche sich die Sonne spiegelt und ein beinahe idyllisches Bild malt. Ein trügerisches Bild. Denn die Ruhr ist nach dem Regen im Überfluss der vergangenen Tage nicht nur doppelt so breit wie sonst und klopft längst an Gärten und Türen der Anrainer. Er fließt auch in einem gehörigen Tempo daher. Hübsch zum Anschauen und zum Fotografieren ist dieser Blick, aber immer noch bedrohlich die Lage.

Keine Entwarnung. Noch immer ist die Hochwasserstufe 2 (mittleres Hochwasser) überschritten. Anwohnerinnen und Anwohnern wird geraten, sich vorsorglich auf weiter steigende Pegelstände vorzubereiten und nicht dauerhaft in Kellern aufzuhalten, Fahrzeuge aus Tiefgaragen herauszufahren und wertvolle Gegenstände aus Kellern in höher gelegene Geschosse zu bringen.

Mit dieser Hochleistungspumpe der Stadt Bochum wird der Wasserspiegel im Burggraben vom Haus Kemnade gesenkt
Mit dieser Hochleistungspumpe der Stadt Bochum wird der Wasserspiegel im Burggraben vom Haus Kemnade gesenkt © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Mittlerweile – es ist Mittwoch – wirkt Heinz Bruns, Inhaber des Restaurants im Haus Kemnade, recht gelassen. „Die pumpen hier recht ordentlich“, sagt er und deutet auf eine Hochleistungspumpe der Stadt Bochum, die den Wasserspiegel im Burggraben, Gräfte genannt, schon um rund 20 Zentimeter gesenkt hat. Es ist längst nicht so schlimm wie beim Jahrhunderthochwasser Mitte Juli 2021, damals stand das Haus Kemnade komplett unter Wasser, ein Millionenschaden.

Bruns ärgert lediglich, dass es Straßen NRW als Verantwortlicher für die Straße „An der Kemnade“ direkt vor der Wasserburg nicht gelungen sei, das Problem von aus der Kanalisation aufsteigendem Wasser zu lösen. „Das war jetzt wieder so. Mit zwei von mir privat angeschafften Pumpen musste ich die Straße trockenlegen“, so Bruns. Der Pächter in dritter Generation lobt aber ausdrücklich die Stadt, die nach dem Hochwasser vor zwei Jahren umfangreiche Maßnahmen angestoßen habe. „Jetzt muss aber gehandelt werden.“

Krisenmanager der Stadt Bochum: Bei 6,50 Meter wird es kritisch

Immerhin hat sich die Lage stabilisiert. Anders als noch am Tag vor Heiligabend, als der Pegel ständig gestiegen ist, am Ende fast sechs Meter erreicht hat und Anwohner sich schon darauf vorbereiten mussten, womöglich ihre Häuser zu verlassen, ist der Wasserstand nach Heiligabend gesunken. Am Dienstagmorgen stand er noch bei 5,89 Metern. „Kritisch wird es bei 6,50 Metern“, sagt Bochums Krisenmanager Mario Reuther. Sollte das Wasser so hoch steigen, so hieß es, müssten einige Häuser vermutlich evakuiert werden.

An der Ecke Dr.-C.-Otto-Straße/Am Ruhrort hat der Technische Dienst der Stadt Bochum eine Pumpe aufgestellt.
An der Ecke Dr.-C.-Otto-Straße/Am Ruhrort hat der Technische Dienst der Stadt Bochum eine Pumpe aufgestellt. © Andreas Rorowski | Andreas Rorowski

Etwa 100 Einsatzkräfte von Stadt, THW, Feuerwehr und DLRG standen über Weihnachten auf Abruf bereit, um bei Bedarf tätig zu werden. Am Tag vor Heiligabend hatten sie noch 500 Sandsäcke verteilt und Anwohner informiert. Von Tür zu Tür waren die Teams gegangen, um auf die Gefahren und mögliche Schutzmaßnahmen hinzuweisen. An zwei Stellen hat der Technische Betrieb der Stadt Pumpen in Betrieb genommen: am Haus Kemnade und an der Kreuzung Dr.-C.-Otto-Straße/Am Ruhrort. Dort fließt der Hörsterholzbach zwischen Eisenbahnmusum und Bahnhof Dahlhausen in die Ruhr. Die Pumpe soll den „Oberflächenabfluss verhindern“, wie es heißt.

Derweil ist die Pontonbrücke über die Ruhr seit Tagen geschlossen und die Straße „Ruhrmühle“ gesperrt. Schon vor 14 Tagen haben die Wasserfreunde Ruhrmühle ihren Campingplatz geräumt und das Gelände gesichert.

Im Bootshaus des Kanuclubs steht wieder das Wasser

Am Weihnachtswochenende steht das Wasser immer noch vor der Tür. Bei einigen Anrainern ist es sogar im Haus. So etwa beim Linden-Dahlhauser Kanu-Club (LDKC), dessen Bootshaus direkt am Ufer steht. „Bis 1,80 Meter hoch stand das Wasser bei dem Jahrhunderthochwasser vor zwei Jahren im Gebäude“, erinnert sich Carsten Schroer, der im Verein für die Stand-up-Paddler zuständig ist. Am Samstag ist es schon wieder eingedrungen. „In der Bootshalle steht es zehn Zentimeter hoch.“

Gut ein Dutzend Vereinsmitglieder haben Boote in den großen Metallregalen nach oben gestellt, haben die Elektrogeräte in Sicherheit gebracht und den Kraftraum leer geräumt, der vermutlich als Nächstes volllaufen würde. Einige Boote schwimmen in der Halle im Wasser. „Mit Absicht“, sagt Carsten Schroer. So können sie nicht – wie vor zwei Jahren geschehen – zwischen den Regaletagen zerdrückt werden.