Bochum. Bei 5,98 Meter steht der Ruhr-Pegel in Bochum am Mittag des Heiligen Abend. Eine vorerst stabile, aber noch keine beruhigende Lage

Hunderte Sandsäcke hat das Technische Hilfswerk am Samstag nach Bochum-Dahlhausen gebracht. Unten an der Ruhr droht das längst über die Ufer getretene Wasser wie vor zwei Jahren die Häuser zu erreichen. Entwarnung gibt es heute, am Heiligen Abend, noch nicht. Die Lage ist weiter angespannt. „Aber sie ist stabil“, sagt Thomas Sprenger, Sprecher der Stadt Bochum.

Pegel der Ruhr steht an Heiligabend in Bochum bei 5,98 Meter

Das nährt die Hoffnung auf ruhige Weihnachten. Aber da für die nächsten Tage weiter Regen angesagt ist, bleibt die Ungewissheit. Bei etwa 6,50 Meter müssen die Häuser am Ufer geräumt werden, so der Stadtsprecher. Den Pegelstand der Ruhr hat daher jeder im Blick, der hier unten wohnt, einen Betrieb führt oder zu einem der Vereine gehört. Experten erwarten, dass der Wasserstand in den nächsten Tagen die kritische Marke erreichen kann.

Immerhin ist das Wasser in den vergangenen 24 Stunden langsamer gestiegen und seit Mitternacht sogar stabil geblieben. Bei 5,98 Meter stand er Pegel am Sonntagmittag. Der Rest ist Warten. Für die Anrainer und auch für die 100 Kräfte von Stadt, THW, Feuerwehr und DLRG, die momentan im Einsatz sind.

Wasserfreunde haben ihre Campingwagen längst weggezogen

Rechtzeitig reagiert haben die Wasserfreunde Ruhrmühle. Der Verein betreibt seit 1970 einen Campingplatz direkt an der Ruhr. Ein idyllisches Stückchen Erde für 30 Wohnwagen, das einen herrlichen Blicke, viel Ruhe und echte Erholung verheißt.

Es sei denn, das Wasser rückt näher als es den Campingfreunden lieb ist. Sie haben erst gar nicht gewartet, bis sich der Pegelstand in bedrohliche Höhen schraubt. „Wir haben vor Jahren einen Notfallplan bei der Bezirksregierung hinterlegt. In dem heißt es, dass wir den Campingplatz räumen, wenn die Vier-Meter-Marke erreicht ist“, sagt Jörg Vaupel, der Vorsitzende des Campingvereins.

Notfallplan des Campingvereins hat sich bewährt

Mit Hochwasser kennen sie sich aus. Daher haben sie diesmal schon bei 3,80 Meter reagiert. Vaupel: „Wir haben uns die Wetteraussichten angeschaut und gleich gehandelt.“ Schon seit zwei Wochen sei der Platz geräumt. „Innerhalb einer Stunde waren die Fahrzeuge weg.“ Die meisten Mitglieder wohnen in der Nähe, da funktioniert das Räumen fast so schnell wie die Meldekette. „Einige haben ihren Wohnwagen mit nach Hause genommen, die anderen stehen an anderer Stelle.“ Vor zwei Tagen hat Vaupel mit dem Platzwart dann noch sämtliche elektrischen Geräte im Vereinsgebäude höher gestellt und alles weggeräumt oder festgezurrt, was sonst auf dem Platz umher schwimmen könnte. Fertig.

Der Notfallplan des Clubs hat sich bewährt. Auch vor vier Wochen, als die Ruhr ebenfalls bedenklich weit aufs Land gerückt ist, allerdings nicht ganz so weit und hoch wie in diesen Tagen. „Da haben wir auch abgezogen“, so Vaupel.

Silvester auf dem Campingplatz fällt ins Wasser

Jetzt heißt es Warten. „Wäre die Großwetterlage nicht so, wie sie jetzt ist, würden einige bestimmt an den Weihnachtstagen treffen, zusammen Kaffee trinken oder auch Silvester feiern“, sagt der Clubvorsitzende. Aber das fällt diesmal eben ins Wasser.

Stadt hat eine Hotline eingerichtet

Das Krisenzentrum der Stadt kommt – Stand jetzt – am Morgen des ersten Weihnachtstags wieder zusammen. Anwohnerinnen und Anwohner im direkten Bereich der Ruhr wird geraten, sich vorsorglich auf weiter steigende Pegelstände vorzubereiten und nicht dauerhaft in Kellern aufzuhalten, Fahrzeuge aus Tiefgaragen herauszufahren und wertvolle Gegenstände aus Kellern in höher gelegene Geschosse zu bringen.

Für Fragen hat die Stadt eine Hotline unter der Telefonnummer 0234/9105555 eingerichtet.