Bochum/Essen. Der 13-jährige Junge aus Essen, der am Dienstag aus der Ruhr gerettet wurde, ist am Donnerstagabend verstorben. Das bestätigte die Polizei.
- Ein 13-Jähriger aus Essen war am Dienstag in der Ruhr in Not geraten
- An der Stadtgrenze von Bochum und Essen gab es einen großen Rettungseinsatz
- Der Junge ist am Donnerstagabend verstorben
Alles Hoffen und Bangen und das große Engagement der behandelnden Ärzte und Pfleger war am Ende vergeblich: Der 13 Jahre alte Essener, der am Dienstagnachmittag als Nichtschwimmer aus der Ruhr gerettet worden ist, ist am Donnerstagabend in einem Krankenhaus verstorben. Das bestätigte die Polizei am Morgen auf Anfrage. Hinweise auf ein Fremdverschulden liegen weiterhin nicht vor, es sei von einem Unglücksfall auszugehen, so die Polizei. Neue Infos zum Unglückshergang gab es auch am Freitagvormittag nicht. Wie die Polizei bestätigte, wurde der Junge in drei Metern Wassertiefe gefunden.
So haben wir über den Einsatz berichtet:
„Aus ungeklärtem Grund ist der Junge mit Straßenbekleidung als Nichtschwimmer ins Wasser geraten“, teilte Polizeisprecher Marco Bischoff mit. Das Kind war untergegangen. Ein Fremdverschulden sei derzeit aber nicht festzustellen, so die Polizei, die jetzt den genauen Ablauf des Unfalls klären wird. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, ob er im Uferbereich der Ruhr, die zurzeit Niedrigwasser führt, gestürzt ist oder ob er sich bewusst etwas tiefer ins Wasser bewegt hat. Der Junge hatte sich an dem heißen Tag mit Angehörigen und Begleitpersonen im Bereich der Ruhrwiesen aufgehalten.
Stadt Bochum: „Das Baden in der Ruhr ist gefährlich!“
Was auch immer zu diesem Unglück geführt hat: Laut der „Bochumer Sicherheitsverordnung“ ist „das Baden in öffentlich zugänglichen Gewässern außerhalb der dafür freigegebenen Stellen verboten“. An der Unglücksstelle ist es demnach untersagt.
Die Stadt erklärte deshalb am Mittwoch auf Anfrage der WAZ: „Das Baden in der Ruhr ist gefährlich! Es können starke, häufig nicht sichtbare Unterströmungen auftreten, die auch erfahrene Schwimmerinnen und Schwimmer auf den Grund des Flusses ziehen können. Teilweise hat die Ruhr sehr hohe Fließgeschwindigkeiten, Strudel und Verwirbelungen.“
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Das Unglück ereignete sich sich unweit des Eisenbahnmuseums Dahlhausen, auf der Nordseite der Ruhr, etwa 250 Meter westlich der ehemaligen Eisenbahnbrücke, die heute eine Fahrradbrücke ist. Dies ist noch Bochumer Stadtgebiet, haarscharf an der Grenze zu Essen-Burgaltendorf.
Kräfte der DLRG und der Feuerwehr entdeckten das Kind unter Wasser
Um 15.30 Uhr kam der Alarm, wie die Feuerwehr Bochum berichtet. Sofort rückten Feuerwehr, DLRG, THW, Polizei, zwei Hubschrauber und weitere Kräfte aus Bochum und Essen zum Unglücksort an.
Da anfangs nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich noch ein weiteres Kind hilflos im Wasser befand, wurden die Ruhr und deren Uferbereiche weiträumig abgesucht. Dabei kam auch ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera zum Einsatz. Abschließend stellte sich aber heraus, dass sich kein weiteres Kind im Wasser befindet.
Mit Hilfe mehrerer Boote der DLRG und Feuerwehr wurde der 13-Jährige rund vier Meter vom Ufer entfernt unter Wasser lokalisiert und gerettet.
An Land wurde er reanimiert. In lebensgefährlichem Zustand wurde er mit einem Notarztwagen in die Universitätsklinik nach Essen gebracht. Auch am Mittwochmorgen ist der Zustand des Junges noch kritisch. Wie die Polizei auf Nachfrage mitteilte, werde der junge Essener intensivmedizinisch behandelt und schwebe weiterhin „in akuter Lebensgefahr“. Auch am Donnerstagmorgen wird der Zustand des Jungen als unverändert kritisch eingeschätzt.
Es lief ein Großeinsatz mit allen möglichen Rettungsdiensten. Auch Notfallseelsorger waren vor Ort, um sich um die Angehörigen des Jungen zu kümmern. Darunter waren auch die Eltern.
Auch die Schnelle Einsatzgruppe (SEG) der Essener DLRG wurde informiert
Die Schnelle Einsatzgruppe (SEG) der Essener DLRG wurde von Bochum zeitgleich mit der Essener Feuerwehr über den dramatischen Notfall auf der Ruhr informiert. Wie DLRG-Geschäftsführer Andreas Wagener im Gespräch mit unserer Redaktion sagte, habe man allerdings von der Wache Heisingen am Baldeneysee dann doch nicht mehr ausrücken müssen, weil der gesuchte Junge schon gefunden worden sei.
DLRG Essen: In der Ruhr lauern erhebliche Gefahren
Wagener weist darauf hin, dass in der Ruhr insbesondere für nicht geübte Schwimmer erhebliche Gefahren lauerten. So sei am letzten Wochenende eine Person in Werden aus dem Wasser geholt worden. An diesem Einsatz seien die Freiwillige Feuerwehr Werden und die Wasserwacht beteiligt gewesen. Einen zweiten Vorfall habe es an der Brücke an der Marie-Juchacz-Straße zwischen Baldeneysee und Spillenburger Wehr gegeben.
Nahe der Unglücksstelle ist die Stimmung kurz nach der Rettung des Kindes am Dienstagnachmittag sehr bedrückt. Einige Schaulustige haben sich im Bereich der Ruhr versammelt, sind durch Hubschrauber und die zahlreichen Rettungsfahrzeuge auf die Situation aufmerksam geworden.
Ein Stückchen weiter sieht man vereinzelnd Badegäste, die auf Decke oder Handtuch in der Sonne liegen. Auch Margarethe Dabrowski und Conny Trümpelmann aus Wattenscheid sind an diesem Tag wie so oft zur Ruhr gekommen. Sie liegen wenige Hundert Meter von der Unglücksstelle entfernt. „Auf einmal sind hier Boote ganz schnell an uns vorbeigefahren, plötzlich bremsten sie“, beschreibt Dabrowski. Daraufhin hätten die beiden Frauen zahlreiche Einsatzkräfte gesehen, die zu der Stelle eilten. „Das ist wirklich schrecklich“, sagen die beiden Frauen, die sich der Gefahr der Ruhr bewusst sind und sich stets am Ufer aufhalten.
Trotz Unglück: Weiterhin Badende in der Ruhr
Ein paar Hundert Meter weiter sieht das anders aus. Auf der Schwimmbrücke sitzen zwei Jungen in Badehose, kurz dahinter vergnügen sich gleich mehrere Gruppen Jugendlicher in der Ruhr, mit dabei haben sie Wasserspielzeug oder Schwimmmatten. Auch im Bereich der derzeit eigentlich geschlossenen Badestelle erfrischen sich Jüngere und Ältere im Wasser. Dass sich in unmittelbarer Nähe kurz zuvor ein schweres Unglück ereignet hat, davon hat man dort nichts mitbekommen.
In der Nähe des jetzigen Unglücksortes, in Bochum-Dahlhausen, hatte es auch am 30. Juni 2019 einen sehr schweren Badeunfall gegeben. Ein 31-Jähriger ertrank. Er war mit einem 25-jährigen Begleiter in den Fluss gesprungen. Beide konnten sich nicht über Wasser halten, der 25-Jährige verlor seinen Begleiter aus den Augen. Im Bereich des Stauwehres an den Ruhrwiesen wurde der 31-Jährige leblos von Tauchern geborgen.
Wasserrettung an der Ruhr
Tödlicher Badeunfall vor zehn Jahren in Bochum
Einen tödlichen Badeunfall gab es auch im Juli 2013 zwischen der Brücke Kemnader Straße und der Straße An der Alten Fähre in Bochum. Ein 35-jähriger Bochumer hatte dort abends gebadet. Er stand bis zum Hals im Wasser. Plötzlich kippte er weg und ging unter. Wenig später wurde seine Leiche von Rettungstauchern in vier Metern Tiefe gefunden. Todesursache war Ertrinken. Das Ergebnis, sagte damals der Staatsanwalt, „unterstreicht noch einmal die Gefährlichkeit des Badens in der Ruhr“.
Anm. d. Redaktion: In einer vorherigen Version dieses Artikels stand, dass der Junge zehn Jahre alt sei. Die Polizei hat das Alter inzwischen auf 13 Jahre korrigiert.