Bochum-Linden. Große Pläne hat ein Investor aus Frankfurt in Bochum-Linden: Er baut das alte St.-Josef-Hospital um und entwickelt ein neues Quartier. Die Pläne.
Seit 138 Jahren steht in Bochum-Linden ein Krankenhaus. Und das wird auch so bleiben. Zwar hat Helios die somatische Klinik 2020 geschlossen. Aber die bange Frage, was aus dem historischen Gebäude wird, ist jetzt positiv entschieden. Es wird umfassend saniert. 2025 soll die benachbarte Kinder- und Jugendpsychiatrie dort einziehen. Doch das ist nur ein Teil eines ehrgeizigen Entwicklungsplans für das gesamte, fast drei Hektar großes Klinikgelände.
Investor ICG saniert in Bochum zuerst das alte St.-Josef-Hospital
Um 14 Uhr hat Investor Jochen Stahl, Gründer und Geschäftsführer des Frankfurter Unternehmens ICG, das auf die Entwicklung von Sozialimmobilien spezialisiert ist, am Freitag den Bauantrag für den Umbau des St.-Josef-Hospitals eingereicht. Und noch in diesem Jahr hofft der Unternehmer auf einen positiven Bescheid und damit das Startsignal zum Bau. Zwölf bis 16 Monate wird die Kernsanierung nach seiner Schätzung etwa dauern.
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Dann soll in dem ehemaligen Hospital die Kinder- und Jugendpsychiatrie mit ihren 43 stationären Plätzen einziehen. Der neue Betreiber Valeara aus Bottrop will dort außerdem eine Tagesklinik für Jugendliche und Familien mit 20 Plätzen einrichten. Auch die Horst-Krüger-Schule für Kranke wird in dem Gebäude ihren Platz finden, so Stahl. Die Stadt als Schulträger wird dafür die Räume mieten. Gebaut werden soll im östlichen Teil des weitläufigen Geländes außerdem eine Turnhalle und eine Kindertagesstätte, „unter Umständen mit Familienzentrum“, so Stahl. Denn: „Der Bedarf ist groß.“
Drei Standbeine: Psychiatrie, Senioreneinrichtung und Wohnungen
Die Pläne für die Entwicklung des gesamten, etwa 30.000 Quadratmeter großen Areals seien noch ein Prozess, so Investor Jochen Stahl. Stand jetzt hoffe er aber, dass – sollten Planung, Genehmigung und Materialbeschaffung zügig über die Bühne gehen – nahezu zeitgleich mit der Fertigstellung der Klinik auch das daneben geplante Senioren- und Pflegezentrum bezugsfertig sein. 120 Plätze für ältere Menschen sollen dort in einem dreigeschossigen Gebäude geschaffen werden – von offenem betreuten Wohnen bis zur Vollzeitpflege. „Der Vorteil ist, dass wir da in Holzmodulbauweise arbeiten werden. Vielleicht wird es ja eine Punktlandung.“
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ICG will 80 Millionen Euro in Linden investieren
Gebaut werden sollen außerdem mehrere Wohnhäuser, u.a. auf der Fläche der jetzigen Kinder- und Jugendpsychiatrie im Westen des Areals. Das mehrgeschossige Psychiatriegebäude wird abgerissen. Entstehen werden dem Vernehmen nach Wohnungen für unterschiedliche Einkommensgruppen – sowohl frei finanziert als auch mietpreisgebunden. Etwa 80 Millionen Euro wird die ICG insgesamt in Linden investieren, so Jochen Stahl. 2027 sollte – Stand heute – alles fertig sein.
Aus Sicht der Stadt ist dies eine äußerst erfreuliche Entwicklung. „Wir sind sehr froh, dass wir einen Investor gefunden haben, der das Gelände entwickelt“, so Sozialdezernentin Britta Anger. Das gesamte Projekt sorge für eine „gute Mischung von Jung und Alt und sei eine schöne Aufwertung für den gesamten Bezirk“. Die alte Klinik werde noch ein halbes Jahr lang zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Derzeit laufe die Suche nach einem alternativen Standort.
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Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) begrüßt die Pläne
Auch Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) stand am Freitag die Freude ins Gesicht geschrieben. Er erinnerte daran, dass Theo Scheidtmann 1878 das Klinikgelände der katholische Kirche gestiftet hatte, damit dort ein Krankenhaus errichtet wird. Dass das Gebäude stehen und eine Klinik bleibe, freue ihn ebenso wie die Tatsache, dass es gelungen sei, „den Standort der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu erhalten“. Dass sei immer Wunsch der Lokalpolitik gewesen.
Und: Auf den ersten Blick kommen die Plänen auch in der Bezirksvertretung gut an. Birgit Werner (SPD) und Hans Neubauer (CDU) stehen ihnen jedenfalls grundsätzlich „positiv gegenüber“, hieß es bei der Vorstellung des Projekts.
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Reitplätze und Stall fallen dem Projekt zum Opfer
Überhaupt scheint es derzeit nur einen Wermutstropfen zu geben. Das große Gelände wird durch die Bebauung weniger weitläufig. Die beiden Reitplätze und der Pferdestall fallen weg. „Aber das heißt nicht, dass es in Zukunft keine Tiertherapie mehr gibt“, sagt Standortleiter Arndt Birk. Im Gegenteil. Dafür müsse nur ein Platz in der näheren Umgebung gefunden werden.