Bochum. Der Helios-Konzern schließt Ende 2022 die Kinder- und Jugendpsychiatrie Bochum. Das NRW-Gesundheitsministerium plädiert nun für den Erhalt.

Die angekündigte Schließung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bochum-Linden ist nun auch ein Fall für die Landespolitik. Der Gesundheitsausschuss des NRW-Landtags hat sich in seiner jüngsten Sitzung damit beschäftigt. Und: Es gibt positive Signale.

Gesundheitsministerium spricht sich für Standort Bochum aus

„Auch das NRW-Gesundheitsministerium hat sich für den Erhalt der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bochum ausgesprochen“, sagt Serdar Yüksel nach der Ausschusssitzung. Der Bochumer SPD-Chef und Landtagsabgeordnete hatte sich mit einer kleinen Anfrage an die Landesregierung gewendet und dabei u.a. gefragt, wie sie den Versorgungsauftrag für den kinder- und jugendpsychiatrischen Bereich in Bochum-Linden und der Region sicherstellen will.

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Die Sorge von Betroffenen und Beobachtern, die Einrichtung könnte sogar schon vor dem von Betreiber Helios genannten Schließungstermin Ende 2022 seinen Dienst einstellen müssen, weil möglicherweise Mitarbeiter vorzeitig das Haus verlassen und Abteilungen geschlossen werden müssen, sei vom Tisch. „Helios hat gegenüber dem Ministerium den Betrieb bis Ende 2022 garantiert, sofern nicht vorher schon ein neuer Träger einspringt. Das schließt auch ein, dass im Fall von personellen Engpässen noch neue Mitarbeiter eingestellt werden“, so Yüksel.

Lösung für Psychiatrie und Schule gesucht

Er im übrigen sei „guter Dinge, dass in den nächsten Monaten eine Lösung gefunden wird.“ Es gebe mehrere renommierte Interessenten für die Fortsetzung der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dies schließe auch den Erhalt der angegliederten Ferdinand-Krüger-Schule für Kranke ein.

Der Helios-Konzern will den Versorgungsauftrag für die Kinder- und Jugendpsychiatrie zurückgeben, weil er nach eigenem Bekunden keine Chance mehr sieht, mit dem Erlös aus dem geplanten Verkauf des angrenzenden Klinikgeländes die „notwendige Sanierung der Einrichtung“ zu finanzieren. Ein Argument, dass bei vielen Beobachtern und Unverständnis und Kritik gestoßen ist.

Lucks verweist auf Helios-Gewinn von 600 Millionen Euro

So auch beim Bundestabgeordneten Max Lucks von den Grünen. „Dass Helios mitten in der vierten Welle und kurz vor Weihnachten ankündigt, die Kinder- und Jugendpsychiatrie zu schließen, ist völlig unverständlich. Dieser gesellschaftlichen Verantwortungslosigkeit muss ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben werden. Es kann nicht sein, dass man sich aus der Versorgung der psychischen Gesundheit einfacher als aus einem Handyvertrag zurückziehen kann und sich gleichzeitig für seine guten wirtschaftlichen Bilanzen feiert. Helios hat allein im letztem Jahr während der Coronapandemie 600 Millionen Euro Gewinn gemacht!“

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Kontrolliert werden soll nun offenbar, ob öffentliche Mittel, die etwa für bauliche Maßnahme in Linden vorgesehen waren, auch tatsächlich dafür genutzt wurden. „Ich habe das Ministerium gebeten, das zu prüfen“, so Bochums SPD-Chef Yüksel.

Trotz höherer Personalkosten weiter gute Renditeerwartung

Er hatte bereits die Vermutung geäußert, nicht zuletzt die durch den Gesetzgeber beschlossene Verbesserung der Personalausstattung in psychiatrischen Kliniken könnte ein Grund für den Helios-Rückzug aus Bochum sein. Wegen der zusätzlichen Kosten seien solche Einrichtungen „keine Gelddruckmaschinen mehr. Aber sie werfen immer noch eine gute Rendite ab.“

Bemerkenswert sei vor diesem Hintergrund auch, dass von insgesamt 48 kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtungen in NRW nur eine einzige geschlossen werden soll: die von Helios in Bochum.