Bochum-Wattenscheid. Die marode Graf-Adolf-Straße in Wattenscheid wird komplett saniert. Das bringt eine gute und eine schlechte Nachricht für die Anwohner.
In die Jahre gekommen ist die Graf-Adolf-Straße in Bochum-Wattenscheid. Asphalt, Bürgersteige und Kanal werden daher saniert. Die Anwohner müssen sich auf Lärm und Einschränkungen in der Bauphase einstellen. Und: Bei einer Info-Veranstaltung hat die Stadt zwei zentrale Nachrichten für sie: eine Gute und eine Schlechte. Die gute Nachricht zuerst: Anlieger müssen keinen Kostenbeitrag leisten, Stadt und Land bezahlen die komplette Rechnung. Die schlechte Nachricht: 26 Platanen müssen gefällt werden.
26 alte Platanen in Wattenscheid sollen gefällt werden
Und das ist schwer zu ertragen für einige der Hauseigentümer und Anwohner. „Ist das wirklich nötig?“, so der Tenor bei der digitalen Infoveranstaltung. Gerade wegen der jahrzehntealten Platanen sei die Graf-Adolf-Straße „eine der charmantesten Straßen in Wattenscheid“, so eine der Teilnehmerinnen. Der Bäume wegen sei sie überhaupt dorthin gezogen.
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Die Bäume erhalten? „Keine Chance“, sagt Andreas Heiming, Straßenplaner der Stadt Bochum. „Die können wir wegen der Nähe an der Straße und den Schäden an den Gehwegen nicht halten. Wir werden sie allesamt fällen müssen.“ Die Wurzeln haben die Bürgersteige angehoben und seien gerade für seh- und/oder geheingeschränkte Passanten ein großes Hindernis. Und auch der Straßenasphalt sei von dem ausladenden Wurzelwerk zum Teil zerstört. Alle 26 Platanen sollen daher, sollte die Politik der vorgestellten Planung folgen, noch in diesem Jahr gefällt werden. 2024 sollen die Kanal- und Straßenbauarbeiten folgen.
Hauseigentümer müssen keinen eigenen Kostenbeitrag bezahlen
Der zweite Bauabschnitt von der Harkortstraße bis zur Westenfeldstraße, um den es an dem Info-Abend ging, soll Ende 2024 abgeschlossen sein. Betroffen davon sind 41 Haus- und Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer sowie weitere Anwohner. 52 Eigentümer sowie deren Mieter betrifft die bereits laufende Straßenneugestaltung zwischen der Bochumer Straße und der Harkortstraße. Sie wird in diesem Jahr beendet.
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Bei der der Straßen- und Kanalerneuerung geht es um viel Geld. Allein der zweite Bauabschnitt kostet etwa 2,4 Millionen Euro. Für 42 neue Bäume, Stückpreis 2000 Euro, sind 84.000 Euro fällig. Aber weder Bäume noch den Anliegeranteil an den Gesamtkosten, immerhin 737.350 Euro oder umgerechnet durchschnittlich 20.000 Euro je Eigentümer Euro, müssen die Anwohner tragen.
Seit Mai 2020 übernimmt das Land NRW zu 100 Prozent den Bürgeranteil, wenn Straßenbaumaßnahmen nach dem Kommunalen Abgabengesetz (KAG) abgerechnet werden. Dafür stehe eine Fördertopf in Höhe von jährlich 65 Millionen Euro zu Verfügung. „Sie zahlen also nichts“, so Verwaltungsmitarbeiter Matthias Reinhard.
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NRW verweist auf den Fördertopf mit 65 Millionen Euro
„Fördertöpfe können auch ausgeschöpft sein. Und dann?“, so die bange Frage danach, wie verlässlich diese denn Zusage ist. Zumal: Erst bis zu drei Jahre nach dem Ende einer Straßenbaumaßnahme wird diese abgerechnet. Und erst dann kann die Stadt Geld aus dem Fördertopf beantragen, für die Graf-Adolf-Straße also aus 2026/27.
„Alle bisher gestellten Förderanträge wurden bewilligt“, so Reinhard. Es gebe keinen Anhaltspunkt dafür, dass sich das in Zukunft ändere. Auch aus dem NRW-Ministerium für Kommunales und Bauen kommt die Botschaft, Bürger müssten keine Straßenausbaubeiträge mehr leisten. Bislang werde der Fördertopf auch nicht ausgeschöpft. Rückwirkend seit Januar 2018 seien 824 Maßnahmen für 8175 Grundstücke mit einer Fördersumme von 42,5 Millionen bewilligt worden.
Auch Bochumerinnen und Bochumer haben davon schon profitiert. Für die Straßenbaumaßnahme „Stichstraße/Harpener Hellweg“ wurde der Anwohneranteil von 231.537,08 Euro übernommen, wie aus einer Übersicht des Ministeriums hervorgeht.
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Was wird an der Graf-Adolf-Straße nun geplant?
Was ist für den zweiten Bauabschnitt an der Graf-Adolf-Straße geplant?
„Die Straße ist keine Anliegerstraße, sondern eine Hauptverkehrsverbindung“, sagt Planer Andreas Heiming. Sie ist noch sieben Meter breit, geparkt wird zwischen den Bäumen. Künftig wird sie – wie im ersten Bauabschnitt, nur noch 5,50 Meter breit sein. An der Nordseite erhält sie einen Parkstreifen. „An der Südseite ist dafür kein Platz, da muss an der Straße geparkt werden.“ Die Bürgersteige werden – bis auf einige Engstellen – 2,41 Meter breit sein. Lärmoptimierter Asphalt soll die Geräusche dämpfen. Der Kreuzungsbereich zur Westenfelder Straße werde etwas verengt.
Werden neue Bäume gepflanzt?
42 neue Bäume sollen gepflanzt werden. Welche Art, ist noch nicht entschieden. Bis sie ähnlich straßenprägnant sein können wie die Platanen, werde einige Jahrzehnte vergehen, so Heiming.
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Wie viele Parkplätze sind vorgesehen?
Auf der Nordseite wird es 22 Stellplätze geben. Da Autos auf der Südseite nur auf der Straße parken können, „kann die Straße nicht mehr so zügig befahren werden wie jetzt“, so der Straßenplaner. Anwohner regen an, Bewohnerausweise auszugeben, da der ohnehin schon vorhandene Parkdruck u.a. durch die nahe gelegene Berufsschule wachsen werden. Sie befürchten außerdem „das totale Chaos“, so ein Teilnehmer, da wegen der Parkmöglichkeit auf der Südseite der Straße nur noch eine Fahrspur zur Verfügung stehe. Zu prüfen wäre, so die Verwaltung stellenweise das Parken auf der Südseite zu verbieten, um Ausweichflächen für den Verkehr zu haben.
Wird der Kanal erneuert?
Der Kanal in der Graf-Adolf-Straße wurde 1906 gebaut und muss nach Einschätzung der Verwaltung komplett erneuert werden, da er an vielen Stellen kaputt sei. Der neue Kanal wird unter der Fahrbahnmitte 20 bis 30 Zentimeter tiefer liegen und einen Durchmesser von 40 statt bislang 30 Zentimeter haben. Erneuert wird er auf einer Länge von 290 Metern. Geprüft werden soll, ob möglicherweise defekte Hausanschlüsse, deren Reparatur oder Erneuerung eigentlich von den Hauseigentümern in Auftrag gegeben werden müssen, bei der Erneuerung des Hauptkanals ebenfalls erledigt werden können.