Bochum-Linden. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bochum-Linden hat schwere Zeiten hinter sich. Der neue Betreiber hat große Pläne – und einen neuen Standort.
Erst Corona, dann der Ausstieg des Klinikbetreibers Helios. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bochum-Linden hat schwere Zeiten hinter sich. Ihre Existenz stand auf der Kippe. Zum ersten Mal seit zwei Jahren hat sie am Mittwoch wieder zu einer Fachtagung geladen. Sinnigerweise ging es um „existenzielle Fragen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“. Ein Neubeginn.
Chefarzt ist froh und dankbar über Erhalt der Klinik in Bochum
Die Erleichterung über diese Perspektive steht Dr. Andreas Richterich ins Gesicht geschrieben. „Wir sind dankbar, dass es uns noch gibt“, sagt der Chefarzt und Ärztliche Direktor. Er spricht von einer „guten Chance“. Noch könne sein Haus zwar nicht seine ganze Kapazität nutzen, da einige der einst 150 Beschäftigten in den Monaten der Unsicherheit die Klinik verlassen haben. „Aber wir haben viele qualifizierte Bewerbungen bekommen“, so Richterich.
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Überhaupt steht das Wort „Wachstum“ über vielem, was in diesen Tagen in Linden geplant wird. Der neue Betreiber, das Bottroper Medizinunternehmen Valeara, hat große Pläne. Geplant sei der Aufbau einer Tagesklinik für Familien sowie einer Tagesklinik für Jugendliche und junge Erwachsene, so Geschäftsführer Dr. Christian Utler. Valeara, bislang in der Erwachsenenpsychiatrie tätig, könne damit die Behandlung und Betreuung von Patienten breiter aufstellen und werde mit diesem Angebot zu den Pionieren in Deutschland gehören. Wobei es nicht nur die stationäre Behandlung, sondern zukünftig immer mehr um die ambulante und teilambulante Behandlung gehen wird, so der Mediziner.
Klinik und Schule für Kranke sollen deutlich wachsen
Die Pläne dafür liegen in der Schublade. Etwa 8000 Quadratmeter Behandlungs-, Büro- und Schulräume benötigt Valeara für die Umsetzung. Gute Rahmenbedingungen gehören zu einer guten Medizin, heißt es. Auch die der Klinik angegliederte Schule für Kranke, die Ferdinand-Krüger-Schule, soll nicht nur weiter fortbestehen, sondern ebenfalls räumlich wachsen.
Die Bedingungen dafür wären in Linden ideal. Wer das Klinikgebäude an der Axstraße 33 auf dem insgesamt 2,9 Hektar großen Gelände durchquert, der tritt auf der Rückseite in eine kleine andere Welt ein: mit viel Platz zum Entspannen und Austoben, mit Therapiepferden und mit einer freundlichen Atmosphäre. Ende 2023 soll dort eigentlich Schluss sein. Eigentümer Helios, der die angrenzende St.-Josefs-Klinik Ende 2020 geschlossen hat und dann im Vorjahr auch das Aus für die Kinder- und Jugendpsychiatrie angekündigt hat, will verkaufen.
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Neuer Standort steht fest, bleibt aber noch geheim
Valeara hat sich daher, so Geschäftsführer Christian Utler, intensiv in Bochum umgeschaut, mehrere passende Objekte ins Auge gefasst und hatte auch schon das „ideale Gebäude“ gefunden, wie er sagt. Am Ende ist der erwogene Umzug in den Bochumer Norden in die architektonisch spannende und großzügige ehemalige GEA-Hauptverwaltung an der Dorstener Straße aber gescheitert. Die Suche habe dennoch mittlerweile ein Ende gefunden „Wir haben uns den neuen Standort gesichert“, sagt der Valeara-Chef. In ein, zwei Monaten werde das Unternehmen ihn vorstellen. Auch das noch geheim gehaltene Objekt sei eine Bestandsimmobilie.
Neuer Betreiber will zehn bis zwölf Millionen Euro investieren
Die Frage, ob nicht der alte auch der neue Standort sein könne, bleibt unbeantwortet. Fakt ist: Die Pläne des Eigentümers Helios, das gesamte Gelände in Linden an einen Investor für Wohnimmobilien zu verkaufen, sind offenbar gescheitert. Denn: Die Stadt hat im März die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans auf den Weg gebracht.
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Dessen Ziel ist es, „das ehemalige Klinikgelände des St. Josefs-Hospitals sowie die angrenzende Kinder- und Jugendpsychiatrie samt zugehörigen Außenanlagen planerisch zu sichern und für zukünftige Nutzungen und eine bauliche Weiterentwicklung vorzubereiten“, wie es heißt. Erreicht werden soll damit, „die Sicherung von bestehenden Freiflächen und Außenanlagen des ehemaligen Klinikums für die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Sicherung eines Schulstandorts sowie der Erhalt des Plangebiets als Standort für überwiegend sozialen und gesundheitlichen Zwecken dienenden Nutzungen“. Das könnte passen, auch wenn zugleich eine „verträgliche bauliche Weiterentwicklung in Bezug auf Wohnbebauung“ geprüft wird.
Zehn bis zwölf Millionen Euro wollen die Bottroper in Bochum investieren. 2024, so der Valeara-Chef, soll die neue Klinik in Bochum fertig sein. Wo immer sie stehen mag.