Bottrop. In Bottrop zieht das Zentrum für neurologische und seelische Gesundheit bald um, in Bochum übernimmt es eine Klinik. Dazu kommt ein neuer Name.

Angefangen hat alles mit einer Gemeinschaftspraxis, doch gerade in den letzten drei Jahren verlief die Entwicklung des Zentrums für neurologische und seelische Gesundheit (ZNS) an der Hochstraße so rasant, dass die Räume aus allen Nähten platzen. Eine psychiatrische Tagesklinik mit 20 Plätzen gibt es dort ebenso wie eine psychiatrische Institutsambulanz. Dazu kommt der neurologische Bereich. „Pro Tag gehen bei uns rund 700 Patienten ein und aus“, sagt Geschäftsführer Dr. Christian Utler.

Seit September ist der Münchener Frauenarzt und Psychotherapeut als Geschäftsführer in Bottrop aktiv. Schon vorher hat er Erfahrungen auf dem Gebiet gesammelt, war unter anderem Geschäftsführer des Klinikkonzerns Paracelsus. In Bottrop gehört nun die Weiterentwicklung der Klinik zu seinen Aufgaben. Ein erster Schritt ist der anstehende Umzug ins Bauknechtquartier. Der Standort Hochstraße ist einfach zu klein. Angesichts aktueller Hygienevorschriften warten Patienten teils draußen. Drinnen wurden schon behelfsweise Behandlungszimmer aufgebaut.

Am Gleiwitzer Platz in Bottrop übernimmt die Gesellschaft einen Gebäudeflügel

Im ehemaligen RAG-Gebäude hat die Gesellschaft den kompletten Flügel zum Gleiwitzer Platz hin übernommen und wird sich dort auf über 3500 Quadratmetern ausbreiten. Hier soll der psychiatrische Schwerpunkt weiter ausgebaut werden. Utler redet hier auch von der „sprechenden Medizin“. Wobei das Angebot in der Bottroper Klinik vielfältig ist. Denn neben Ärzten und Psychotherapeuten arbeiten in Bottrop auch noch Spezialtherapeuten. So bietet das ZNS unter anderem auch Physiotherapie, Ergotherapie, Musik- und Tanztherapie oder Elemente des Yoga an.

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Hier erhalten die Patienten alles aus einer Hand, erläutert Utler den Ansatz des ZNS. Während sie anderswo zusätzliche Therapieangebote teils selbst herausfinden müssten. Das ZNS rechnet alles über eine Fallpauschale ab, während anderswo Ärzte und Therapeuten jeder für sich abrechneten.

125 Mitarbeiter am Standort Bottrop

Gerade die Bewegung hat man beim ZNS als eine Leitplanke auch der seelischen Gesundheit ausgemacht. Konsequent daher: Am neuen Standort Gleiwitzer Platz wird die oberste Etage zur Bewegungsetage. Hier werden die entsprechenden Angebote gebündelt. Insgesamt investiert die Gesellschaft am Standort Bottrop rund fünf Millionen Euro. Den kompletten Innenausbau übernehme man selbst, erläutert Prokuristin Sandra Schnitzer.

Geschäftsführer Dr. med. Christian Utler von der ZNS-Klinik in Bottrop und Prokuristin Sandra Schnitzer erläutern die Erweiterungspläne für die ZNS-Klinik in Bottrop.
Geschäftsführer Dr. med. Christian Utler von der ZNS-Klinik in Bottrop und Prokuristin Sandra Schnitzer erläutern die Erweiterungspläne für die ZNS-Klinik in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dabei habe man von Anfang an die Mitarbeiter – insgesamt 125 am Standort Bottrop – eingebunden. Diese Expertise sei zum einen wichtig, sagt Christian Utler, zum anderen gehe es aber auch darum, dass sie sich an ihrem Arbeitsort wohlfühlen. Anders könne man nicht für die Patienten da sein. Deshalb wird es am Gleiwitzer Platz auch nur einen großen Sozialbereich für alle Mitarbeiter geben, anstatt wie bisher für jeden Bereich einen eigenen. So wolle man den Austausch fördern. Dazu gibt es Angebote wie Yoga am Arbeitsplatz. „Wenn wir bei den Patienten etwas erreichen wollen, müssen wir es vorleben.“ Daher sei der Umzug auch wichtig, um dem Personal angemessene Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.

Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bochum übernommen

Das Einzugsgebiet umfasst etwa einen Radius von rund 50 Kilometern. Dabei setzt das ZNS bewusst auch auf Patienten mit Migrationshintergrund. Dabei helfe es, dass das Team multikulturell aufgestellt ist. Utler: „Wir sprechen hier 14 oder 15 Sprachen.“ Doch die Sprache sei eben ein Aspekt, der andere sei auch, mögliche kulturelle Hintergründe zu verstehen. Und da habe man einen Schwerpunkt entwickelt.

Ab dem 1. Juni tritt das ZNS unter dem Namen Valeara auf.
Ab dem 1. Juni tritt das ZNS unter dem Namen Valeara auf. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auch außerhalb Bottrops wächst die Gesellschaft weiter, übernimmt zum 1. Juni von den Helios-Kliniken eine Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bochum. Für Utler eine logische Abrundung des Angebots. Zumal gerade beim Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen vielfach ein Bruch in der Behandlung auftrete. „Da können wir die Kette schließen.“

Ambulante Angebote in Bochum sollen ausgebaut werden

46 Betten umfasst die Klinik im Stadtteil Linden. Dazu gibt es auch hier ambulante Angebote. Diesen Zweig wolle man stärken, sagt Utler. Denn das ZNS legt einen Schwerpunkt auf ambulante Angebote. Deshalb sei man auch jetzt schon auf der Suche nach einem neuen Gebäude in Bochum. Statt wie bisher rund 3000 Quadratmeter, brauche man 6000 bis 7000.

Zehn bis zwölf Millionen Euro will man in Bochum investieren, 2023 will man das neue Gebäude gefunden und fit gemacht haben. Dabei wolle man von den Bottroper Erfahrungen profitieren. „Wir fangen beim Ausbau dann nicht mehr bei null an“, sagt Sandra Schnitzer.

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Zum Stichtag 1. Juni, mit Übernahme der Bochumer Klinik, legt sich das ZNS dann auch einen neuen Namen zu. Aus ZNS wir Valeara, was frei übersetzt die Gesunde, die Starke heißt, abgeleitet vom lateinischen Wort valeo.

Drei Standorte

Zusätzlich zu den Standorten Bottrop und Bochum ist das ZNS – bald ja Valeara – auch in Essen vertreten. In Bottrop und Bochum arbeiten je 125 Leute, in Essen rund 40. Die Gesellschaft wolle weiter wachsen, sagt Geschäftsführer Dr. Christian Utler. Selbstverständlich gelte das Hauptaugenmerk nun den Erweiterungen in Bottrop und Bochum, doch es gelte: „Wenn wir in fünf Jahren nicht weiter sind als jetzt, haben wir die Gesellschaft nicht gut entwickelt.“ Man bevorzuge ein Wachstum in der Region. doch sollten sich anderswo Möglichkeiten ergeben, werde man auch das prüfen.

Der Geschäftsführer verweist aus Studien, wonach es jetzt schon eine Unterversorgung in dem Bereich gebe. Und er rechnet im Nachgang von Corona und mit dem Zuzug von Flüchtlingen mit einem erhöhten Behandlungsbedarf.