Bochum. Bochum setzt weiter auf Medizin. Nachdem der Gesundheitscampus voll vermarktet ist, wird ein Nachfolger gebaut. Der Standort steht fest.
Kohleförderung und Autoproduktion waren gestern, Bochums wirtschaftliche Zukunft liegt in der Gesundheitsbranche und in der IT-Sicherheit. Eine weitere Weiche dafür hat die Stadt jetzt gestellt. Die Bochum Wirtschaftsentwicklung (WEG) hat die neun Hektar große Fläche des früheren RWE-Kraftwerks an der Prinz-Regent-Straße in Weitmar gekauft. Dort soll ein weiterer Gesundheitscampus entstehen. Der erste, mittlerweile voll belegte Gesundheitscampus in Querenburg hat sich mit der Hochschule für Gesundheit, Verwaltungseinrichtungen und zahlreichen Unternehmen als Erfolgsmodell entpuppt.
Bochum kauft Grundstück vom Flächenentwickler Hagedorn
Erworben hat die WEG das Areal, auf dem das 1904 gebaute, bis 1962 mit Kohle und dann mit Erdgas betriebene Kraftwerk Ende 2018 abgeschaltet wurde, von der Hagedorn Unternehmensgruppe aus Gütersloh. Sie hatte 2019 das Gelände mit dem Ziel gekauft, es zu entwickeln. Einen kleinen Teil der Fläche, 1900 Quadratmeter, hat Hagedorn bereits an die Stadtwerke Bochum verkauft, die dort eine Wärmeübergabestation bauen wollen. Die restliche Fläche wird der Abbruchspezialist, der bereits mehrere frühere Kraftwerke zurückgebaut hat, der WEG bis Ende 2023 zur Verfügung stellen. Bis dahin werden die Ostwestfalen sämtliche Gebäude abreißen.
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Gesundheitsbranche steht an erster Stelle
Mit 27.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist der Bereich „Gesundheitsbranche und Sozialwesen“ mittlerweile der größte Sektor in der Stadt (Stand 2021) – doppelt so groß wie das einst dominierende verarbeitende Gewerbe (13.500).
Auf 21.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte kommt der Handel. Nennenswerte Größe haben auch die öffentliche Verwaltung sowie Erziehung und Unterricht mit je 11.000 Stellen.
„Für das wirtschaftliche Wachstum in Bochum ist das eine großartige Chance“, so Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). „Wir setzen damit gleichzeitig unser Ziel um, vorhandene Brach- statt Freiflächen zu entwickeln. So soll an der Prinz-Regent-Straße auf einem ehemaligen Zechen- und Kraftwerksgelände ein Stück Zukunft für Unternehmen aus unserer Wachstumsbranche Gesundheitswirtschaft entstehen.“
Kaufpreis dürfte jenseits von fünf Millionen Euro liegen
Über den Kaufpreis schweigen sich die Vertragspartner aus. Aber mindestens 5,4 Millionen Euro dürfte die WEG für die Fläche bezahlt haben. Laut NRW-Bodenrichtwertkarte liegt der Preis für ein Quadratmeter dort bei 60 Euro. Dazu kommen die Kosten für Gebäudeabbruch und Entsorgung von Schadstoffen.
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Bis die Wirtschaftsentwicklung das Areal vermarkten kann, werden noch einige Jahre vergehen. Und die Aufbereitung dürfte angesichts von zu erwartenden Altlasten aus Zechen- und Kraftwerksbetrieb nicht billig werden. „Natürlich werden wir Fördermittel beantragen“, kündigt WEG-Geschäftsführer Rouven Beeck an. In der Vergangenheit war die Rede von Entwicklungskosten in Höhe von 20 Millionen Euro.
NRW hat Fördermittel für die Planung bereits genehmigt
2019 hat das Land NRW bereits signalisiert, Mittel aus dem Efre-Fonds, mit dem Regionen mit Entwicklungsrückständen und Strukturproblemen unterstützt werden, für die Planung des Projekts bereitzustellen. Der Gesundheitscampus II ist damit eines von insgesamt zehn Projekten in NRW, die mit insgesamt 18 Millionen Euro für die Planungsphase gefördert werden. Auch für die Aufbereitung der Fläche des Gesundheitscampus I hatte Bochum Geld vom Land erhalten. Bei der Vergabe 2009 war die Rede von 50 Millionen Euro.
Mit dem künftigen Campus, der verkehrsgünstig an der A 448 sowie in der Nähe des Vorgängers mit seinen vielen medizinischen Einrichtungen sowie nahe einiger Krankenhäuser und der Innenstadt liegt, setzt Bochum noch stärker auf die Karte Medizin. Bereits jetzt arbeiten etwa 27.000 Menschen in der Gesundheitsbranche, 6000 Studenten lassen sich in Medizin und Pflege ausbilden. Ein enormes ökonomisches Pfund.
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Medizin-IT soll einer der Schwerpunkte auf dem neuen Campus sein
Für die künftige Nutzung gibt es bereits Überlegungen. „Die Gesundheitswirtschaft ist neben der IT-Sicherheit einer der Treiber der wirtschaftlichen Entwicklung in Bochum“, so Beeck. „Der aktuelle Gesundheitscampus neben der Ruhr-Universität ist voll vermarktet, der Bedarf an Flächen für Wachstum ist vorhanden. Deswegen überlegen wir mit Unterstützung der Experten im Initiativkreis Gesundheitswirtschaft, wie wir einen zweiten Gesundheitscampus inhaltlich gestalten könnten.“ Ein Akzent werde auf der „Medizin-IT“ liegen.