Bochum. . Mehr als 100 Jahres war es in Betrieb, im Oktober 2018 wurde es abgeschaltet. Nun hat RWE das Prinz-Regent-Kraftwerk in Bochum verkauft.
Acht Monate nachdem das Heizkraftwerk Prinz Regent in Wiemelhausen vom Netz gegangen ist, gibt es einen neuen Besitzer. Das Energieunternehmen RWE hat das 90.000 Quadratmeter große Areal inklusive Kraftwerk und historischer Maschinenhalle an die Hagedorn-Gruppe aus Gütersloh, mit 510 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 173 Millionen Euro (2018) Deutschlands größtes Abbruchunternehmen, verkauft. „Wir werden das Areal neu entwickeln“, sagt Rick Mädel, Geschäftsführer der Hagedorn Revital. „Ausgediente Industrieareale zu revitalisieren ist unser Kerngeschäft.“
Weitere Fläche für den Medizinsektor
Etwa in einem halben Jahr wollen die Ostwestfalen Pläne vorlegen. Mädel bestätigt, dass es bereits einen intensiven Austausch mit der Stadt darüber gibt. Die nächste Gespräche werde es im Juni im Planungsamt geben. So viel ist sicher: „Es geht um eine Gewerbefläche.“
Mehr als 100 Jahre Strom und Dampf
Die Stadtwerke Bochum hatten das 1904 erbaute Prinz-Regent-Kraftwerk 1962 im Zuge der Opel-Ansiedlung für 14 Millionen DM von der Gelsenkirchener Bergwerks-AG übernommen und an die damalige VEW übergeben.
Neben der Stromerzeugung wurde ab 1962 auch Prozessdampf an Opel geliefert.
Details mochte der Hagedorn-Geschäftsführer noch nicht nennen. Stadt und Unternehmen hätten vereinbar, sich zuerst darüber auszutauschen. Allerdings bestätigt er, dass die Entwicklung eines Gesundheitscampus 2 eine der Optionen ist. „Das ist Teil der Gespräche.“ Wie diese Zeitung im Februar berichtete, erwägt Bochum nach der erfolgreichen Vermarktung der Gesundheitscampus-Flächen in Querenburg eine Fortsetzung der Gewerbeentwicklung auf dem Medizinsektor. Das Land NRW hat dafür bereits Fördergelder aus dem Efre-Fonds, mit dem Regionen mit Entwicklungsrückständen und Strukturproblemen unterstützt werden, für die Planung des Projekts bereit gestellt. Der Gesundheitscampus 2 ist damit eines von insgesamt zehn Projekten in NRW, die mit insgesamt 18 Millionen Euro für die Planungsphase gefördert werden.
Stadtwerke planen Übergabestation
Konkret sind bereits Pläne für eine kleine Teilfläche des früheren Kraftwerkgeländes, die Hagedorn nicht entwickelt. Über ein 1900 m2 großes Teilstück des Areals verhandelt RWE derzeit noch mit den Stadtwerken Bochum, die darauf eine Wärmeübergabestation errichten wollen.
„Dort soll Fernwärme von Uniper in das Bochumer Fernwärmenetz übergeben werden“, so Stadtwerke-Sprecher Christian Seger. Um die Versorgungssicherheit zu erhöhen und eine zusätzliche Versorgung für den Stadtteil Querenburg zu schaffen, planen wir eine Anbindungsleitung als Lückenschluss von der Prinz-Regent-Fläche bis zum Heizkraftwerk an der Ruhr-Uni.“ Darüber könne auch das Gewerbegebiet Mark 51/7 in Laer versorgt werden. Es gebe eine Förderzusage für den Bau der Anbindungsleitung in Höhe von 3,8 Millionen Euro, die Gesamtkosten betragen zwölf 12 Millionen Euro. 2021 soll die Übergabestation fertig sein
Es ist nicht die erste Kraftwerksfläche, die Hagedorn kauft und entwickelt. Rick Mädel: „Wir stehen in Kontakt mit allen großen Kraftwerksbetreibern – RWE, Eon, Steag, EnBw. So hat es in Castrop-Rauxel das 58 Hektar große Gelände des Kraftwerks Knepper erstanden. Dort entsteht ein Gewerbe- und Logistikpark.
Fläche wird wieder verkauft
Welche Rolle das Unternehmen bei der Baureifmachung in Wiemelhausen spielt wird, ist noch unklar. „Unser Kerngeschäft ist der Abbruch und die Sanierung. Das werden wir auf jeden Fall selbst erledigen“, so Rick Mädel. Der Boden enthalte Altlasten, sei aber „kein Sanierungsfall“.
Nach der Aufbereitung werde das noch auszuarbeitende Konzept allen großen deutschen Flächenentwicklern angeboten, mit denen Hagedorn zusammenarbeitet. „Entweder setzt es einer von ihnen um oder wir machen das selbst.“ Am Ende aber werde das Areal verkauft. „Wir sind kein Bestandshalter.“