Bochum. Der 9. Deutsche IT-Sicherheitspreis geht nach Bochum. Eine Forschergruppe erhält 100.000 Euro für eine pfiffige Idee zum Schutz von Hardware.
Forscher aus Bochum haben den 9. Deutschen IT-Sicherheitspreis gewonnen. Es ist beinahe so etwas wie ein Heimsieg. Schließlich wird eine der begehrtesten Preise der Branche von der Horst-Görtz-Stiftung ausgelobt. Horst Görtz ist der Mann, der Bochums Ruf als Hotspot der IT-Sicherheit begründet hat. Im nach ihm benannten Institut werden an der Ruhr-Uni Bochum die IT-Sicherheitsexperten von morgen ausgebildet.
Sieger aus Bochumer entwickeln einen „Werkzeugkasten“
Ruhm, Ehre und 100.000 Euro erhalten die Wissenschaftler David Knichel, Amir Moradi, Nicolai Müller und Pascal Sasdrich, die am Horst-Görtz-Institut der Ruhr-Universität Bochum forschen. Prämiert wurde ihre Idee für die Sicherheit von Hardware-Elementen. Ihr Konzept lautet: „Einfach sicher: Ein Werkzeugkasten zur automatisierten Erstellung geschützter Hardware“.
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Bei der IT-Sicherheit spielt Software eine zentrale Rolle. Aber sicherheitsrelevant ist auch die Hardware. Sie besser zu schützen, das ist der Arbeitsgruppe um Ruhr-Uni-Professor Moradi (43) gelungen.
Kriminelle können Schwachstellen ausnutzen
Worum es konkret geht, erklärt Moradi, der aus dem Iran stammt, 2009 an die Ruhr-Uni Bochum gekommen ist und seit zehn Monaten einen Lehrstuhl an der Fakultät für Informatik innehat: „Hardware wird in nahezu allen Geräten verwendet, die unseren digitalen Alltag ausmachen. So ist zum Beispiel die EC-Karte mit einem Chip ausgestattet, der auf kryptographischer Hardware basiert. Kriminelle können sich Zugang zu sensiblen Daten auf der Karte verschaffen, in dem sie einen sogenannten Seitenkanal-Angriff nutzen, durch den sie sich Informationen auf kryptographische Schlüssel einholen können, um diese letztendlich zu brechen.“
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Sieger wollen ein Start-up-Unternehmen gründen
Lösungen „made in Germany“ fördern
Der Deutsche IT-Sicherheitspreis hat das Ziel, IT-Sicherheitskonzepte und Lösungen „made in Germany“ besonders zu fördern und damit einen Beitrag zur Stärkung der Innovationskraft der deutschen Wirtschaft zu fördern.
„Ich wünsche mir für die IT-Sicherheit in Deutschland eine kluge Idee, die Firmen in die Lage versetzt, den Hackern immer eine Nasenlänge voraus zu sein“, so Horst Görtz. Er sei davon überzeugt, dass die IT-Sicherheit in Deutschland hoch entwickelt ist. „Doch sie ist immer nur so gut wie diejenigen, die sie einsetzen“, so Görtz.
Helfen können sogenannte seitenkanal-resistente Schaltungen, deren Entwicklung aber aufwendig und teuer sind. Vielfach wird daher auf sie verzichtet – oder sie sind fehlerhaft. „Die Preisträger entwickelten eine Reihe von Werkzeugen, mit denen Schaltungen einerseits hinsichtlich ihrer Sicherheit gegen Seitenkanal-Angriffe effizient analysiert und verifiziert werden können und mit denen sie andererseits voll automatisiert resistent gegen Seitenkanal-Angriffe gemacht werden können“, so Prof. Michael Waidner, Vorstand der Jury. „Sie haben für ein wichtiges IT-Sicherheitsproblem überzeugende und innovative Lösungen entwickelt und haben einen überzeugenden Plan vorgelegt, wie sie diese Innovationen dem Markt zugänglich machen wollen.“ Das Preisgeld will das Quartett nutzen, um ein Start-up-Unternehmen zu gründen.
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2019 gewann das Bochumer Start-up Physec
„Wir sind wirklich überrascht“, freut sich Preisträger Prof. Amir Moradi. „Gerade für die Doktoranden, die noch am Anfang ihrer Forscherkarriere stehen, ist das ein voller Erfolg. Ich bin sehr stolz auf das ganze Team“.
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54 Forschergruppen haben diesmal ihre Arbeiten eingereicht. Wie schon vor zwei Jahren, als das Start-up Physec gewann, ging der Preis nach Bochum.
Schirmherrin der Veranstaltung war Bundeswissenschaftsministerin Nancy Faeser (SPD). In ihrer Videobotschaft bei der Preisverleihung an der Ruhr-Uni sagte sie: „Wir wollen durch die gute und enge Zusammenarbeit von Anwendungen und Forschung die digitale Souveränität weiter stärken und auch zukünftig sichern.“