Bochum-Weitmar. Wieder Ärger über Glasfaser-Werbung an der Haustür. Über einen angeblichen Telekom-Vertreter beschwert sich nun ein Bochumer (77) aus Weitmar.

Wieder einmal sorgen fragwürdige – vermeintliche oder tatsächliche – Telekom-Vertreter an Bochums Haustüren für Verärgerung. Nachdem im Zuge des Glasfaserausbaus schon im Frühsommer viele Vertriebsteams mit teils fragwürdigen Werbestrategien unterwegs waren, melden sich auch in den letzten Wochen wieder Bürger in der Redaktion. Auch Carl-Dietrich Lewerenz (77) aus Weitmar beklagt, ein Haustürvertreter habe versucht, ihn zur vorschnellen Unterschrift eines Vertrages zu überreden – ohne dass er die Möglichkeit hatte, den gesamten Vertrag zu lesen.

Glasfaser-Werbung von der Telekom ärgert 77-Jährigen aus Bochum-Weitmar

Objektiv betrachtet sei das eine „gute Vorstellung“ des Vertreters gewesen. „Aber ich bin alt genug, um das zu verstehen“, analysiert der 77-Jährige den Besuch des Vertreters, der vor wenigen Tagen vor seiner Haustür an der Hattinger Straße stand und über Glasfaser sprechen wollte. „Er hat mich in den ,Ja-Rhythmus’ gebracht.“ Hierbei stellt der Vertreter viele Suggestivfragen, um das Vertrauen des Kunden zu erlangen und ihn leichter zur Vertragszustimmung zu überreden. Lewerenz kenne solche Verkaufstechniken noch von seinem früheren Studenten-Nebenjob.

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Dann habe der Vertreter versucht, ihn zu einer Unterschrift unter dem digitalen Vertrag auf einem Tablet zu drängen. „Als ich ihm sagte, ich hätte den Vertrag gern in Papier-Form, damit ich den in Ruhe durchlesen kann, sagte mir der Mann: ,Das geht nicht’“, berichtet Lewerenz. „Dann halt nicht.“ Der 77-Jährige hebt die Schultern und grinst bei der Erinnerung an diese Situation. Dann sei der Vertreter ungehalten geworden. „Na dann hätten wir uns das auch sparen können“ – soll er gesagt haben.

Als Diplomjurist Lewerenz später herausfand, dass hinter der Unterschrift auf dem Tablet ein 22-seitiger Vertrag stand, dem er ohne Kenntnis zugestimmt hätte, wurde er ärgerlich. „Als Mensch im vorgerückten Rentenalter erlaube ich mir die Frage: Ist sowas heute akzeptabel? Ich meine: Nein.“ Er sieht die Verantwortung bei den Vorgesetzten im Vertrieb, die ihre Haustür-Vertreter „so in Marsch setzen“.

Telekom bestätigt keine Vertriebstätigkeit an der Hattinger Straße

Auf Anfrage kann Telekom-Sprecher Maik Exner am entsprechenden Tag an der Hattinger Straße keine von der Telekom beauftragten Vertriebsteams bestätigen. Auch von Beschwerden anderer Anwohner angesichts der Vertriebstouren der Telekom wisse der Pressesprecher nichts.

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„Prinzipiell gilt jedoch, dass die in unserem Auftrag arbeitenden Direktvermarkter sich stets ausweisen können“, betont Exner. Telekom-Mitarbeitende seien „korrekt gekleidet und an ihrer Kleidung auch als Telekom-zugehörig erkennbar“ und würden Original-Telekom-Unterlagen bei sich führen. „Wenn es in der Wohnung zu einem Vertragsabschluss kommt, wird der Kunde innerhalb von 24 Stunden von uns angerufen, um die wichtigen Produktinformationen noch einmal zu bestätigen.“ Während dieses Telefonats könne der Kunde oder die Kundin den Vertrag auch widerrufen. Zudem betont der Telekom-Sprecher, dass Vertragsunterlagen den Kunden auch postalisch zugeschickt werden können.

Wattenscheider Mieter fühlt sich von Haustürvertreter bedroht

Irritiert zeigte sich auch ein Wattenscheider Mieter (30), der gern anonym bleiben möchte. Im Juli hätte ein Mann mit Ranger-Telekom-Ausweis bei ihm geklingelt. Der Vertreter habe ihn unter Druck gesetzt, ihm erklärt, dass der Vermieter und alle Nachbarn der Verlegung von Glasfaser durch die Telekom bereits zugestimmt hätten und „ich der einzige Mensch sei, der ihm Steine in den Weg lege“. Das Auftreten des Vertreters habe er als Drohgebärde aufgefasst.

Bereits im Juni hatte ein 43-jähriger Mieter aus Wattenscheid das Verhalten von Vertriebsmitarbeitenden beklagt, die an seiner Tür klingelten und angaben, für die Telekom zu arbeiten. Als der Mann nicht auf Anhieb eine „Interessentenliste“ für den Glasfaseranschluss unterschreiben wollte, kommentierte das der Vertreter: Er solle sich „nicht querstellen“. Ähnliche Fälle schilderten früher im Jahr auch Mieterinnen und Mietern der Bochumer Wohnstätten.