Bochum. Dieser Begriff ist einmalig: Die Bochumer Schuldenberatung nennt sich in „Resolvenz-Büro“ um. Ein Ziel: den Menschen die Schuldgefühle zu nehmen.
. 30 000 Bochumer gelten als überschuldet. Heißt: Ihre Verbindlichkeiten können mit dem eigenen Einkommen oder Vermögen nicht gedeckt werden. „Viele Betroffene empfinden auch eine moralische Schuld“, weiß Carl-D. A. Lewerenz, Gründer und Vorsitzender des Vereins Bochumer Schuldner-Schutz. Mit einem bundesweit einmaligen neuen Namen will er fortan signalisieren, um was es wirklich gehe: Das „Resolvenz-Büro Bochum“ nimmt seine Arbeit auf.
Seit 1987 als Schuldner-Schutz aktiv
Beratung im neuen Büro startet am 3. September
Das „Resolvenz-Büro“ nimmt am 3. September die Arbeit an der Gerberstraße 10 auf.
Weitere staatlich anerkannte Schuldenberatungsstellen in Bochum unterhalten die Verbraucherzentrale, der Caritas-Verband, der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer, die Evangelische Jugendhilfe und der Verein Madonna.
Seit 1987 ist der Schuldner-Schutzverein aktiv; anfangs an der Brückstraße, zuletzt an der Hans-Böckler-Straße. Eines hat Diplom-Jurist Carl-D. A. Lewerenz in den 31 Jahren erfahren: Wer Schulden macht, tue dies meist unverschuldet, befeuert durch eine vorschnelle Kreditvergabe bei Banken und Dienstleistern. Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Scheidung führen in die finanzielle Not. „Jeder hat den Willen, das Geld zurückzuzahlen. Jahrelang wird geglaubt: ,Ich schaffe das!’ Bis es irgendwann nicht mehr geht“, sagt der 73-Jährige.
Wortmarke beim Patenamt geschützt
Massiv stemmt er sich gegen jedwede Stigmatisierung von Menschen, die tief in den roten Zahlen stecken. Deshalb hat er den Schuld-Begriff aus dem Titel der Beratungsstelle gestrichen.
Mit dem Umzug in neue Räume im Gerberviertel geht Anfang September das „Resolvenz-Büro Bochum“ an den Start. Damit trage der Verein sein eigentliches Ziel im Namen: die Wiederherstellung der Zahlungsfähigkeit (Solvenz). Und das mit Brief und Siegel: „Wir haben die Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen und sind alleiniger Rechteinhaber“, sagt Lewerenz.
Inhaltlich ändert sich die Arbeit nicht
Die Arbeit der Beratungsstelle, die nach eigenen Angaben jährlich rund 500 Menschen betreut, ändere sich mit dem neuen Namen nicht. Zwei Juristen und eine Sozialpädagogin (hinzu kommt eine Sekretärin) versuchen mit ihren Klienten und deren Gläubigern, eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. Gelingt dies nicht, kommt eine Verbraucherinsolvenz infrage. „Dabei sind wir durchaus erfolgreich“, schildert der Vorsitzende – und das trotz eines überschaubaren Jahresetats von 130 000 Euro, gedeckt durch Zuschüsse des Landes, des Sparkassenverbandes und 5-Euro-Monatsbeiträgen, um die die Ratsuchenden gebeten werden.
Hilfestellung ohne Schuldgefühle
Worin sich das „Resolvenz-Büro“ von den weiteren anerkannten Schuldenberatungsstellen unterscheidet? „In unserem Ziel sind wir alle gleich“, erklärt Carl-D. A. Lewerenz. Nur eines solle unter allen Umständen verhindern werden: „Dass die Menschen, bombardiert mit moralisierenden Mahnschreiben, unter völlig unangemessenen Schuldgefühlen leiden.“