Bochum. Coronavirus, Norovirus oder Magen-Darm-Infekt? Infektionskrankheiten erschweren mancher Bochumer Kita derzeit die Personalplanung.
Um 6.30 Uhr laufen die Krankmeldungen vom Personal ein und werfen diese Frage auf: Mit wie wenigen Erzieherinnen und Erziehern muss die Rasselbande heute gebändigt werden? Der derzeitige Krankenstand macht für Kita-Leitungen wie Claudia Trocur die Personal- und Gruppenplanung zur Herausforderung. Eine saisonale Krankheitswelle ist in Bochums Kitas zu spüren. Einen Anstieg an Corona-Infektionen verzeichnen die Kindergärten dagegen nicht. Von Norovirus-Fällen kann bislang nur ein Träger berichten.
Krankheitswelle: Bochums Kitas bleiben weitgehend von Corona- und Norovirus verschont
„Bei den Kindern gehen gerade Magen-Darm-Infekte herum – für diese Jahreszeit nicht unnormal. Und es gibt Scharlach-Fälle“, berichtet Trocur, Leiterin der Outlaw-Kita Querenburger Höhe. „Corona ist gerade – toi, toi, toi – kein großes Thema. Wir hatten schon länger keinen Fall mehr.“ Laut Trocur liege das auch am verantwortungsvollen Umgang der Eltern mit den Covid-19-Tests, die die Kita ausgibt.
Einen Anstieg an Corona-Infektionen kann auch die Kita Abenteuerland des DRK in Weitmar nicht verzeichnen – von Zeit zu Zeit gebe es unter Kindern oder Mitarbeitenden mal einen Fall. Dem DRK sind auch keine Norovirus-Fälle bekannt.
Husten, Schnupfen und grippale Infekte
In der Kita Abenteuerland gehen Husten, Schnupfen und grippale Infekte herum. „Wir haben derzeit keine ungewöhnlichen Erkrankungswellen, sind vielmehr im ,normalen Kita-Bereich’“, teilt Daniela Langhoff, die zuständige DRK-Ressortleiterin, mit. „Schnupfnasen“ et cetera seien bei der aktuellen Witterung schließlich Standard. Der krankheitsbedingte Ausfall beim Personal liege noch im Normalbereich, zwischen vier und sechs Prozent.
Bei den Bochumer Awo-Kitas verursachen vereinzelte Krankheitswellen aktuell Personalengpässe – glücklicherweise seien die Kindergärten aufgrund der Ferienzeit nicht voll ausgelastet. Die Krankenstände stellten also „keine besonderen Lagen dar“, meldet Awo-Sprecher Christopher Becker. „Lediglich eine Einrichtung hatte eine Vielzahl an Norovirus-Erkrankungen gemeldet. Dies liegt jedoch zwei Wochen zurück.“
Vermehrte Krankheitsfälle treten derzeit auch bei den katholischen Kitas des Kita-Zweckverbands auf. „Hierunter zählen zum einen Magen-Darm-Erkrankungen und zum anderen Atemwegserkrankungen“, so Sprecherin Lina Strafer.
Norovirus-Infektionen müssen dem Gesundheitsamt gemeldet werden
„Eine Verschärfung der Corona-Lage ist in den Kitas sowohl unter Mitarbeitenden als auch unter den Kindern derzeit nicht zu erkennen.“ Laut Strafer beeinträchtigen Corona-Infektionen den Kita-Alltag „nicht erkennbar stärker als andere Infektionen“. Das führt sie auf die „Reduzierung der Isolationszeiten, die Möglichkeiten der Freitestung und die gelockerten Quarantänen für Kontaktpersonen“ zurück.
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Bei den evangelischen Kitas in Bochum ist derzeit „kein ungewöhnlich hoher Anstieg von Infektionskrankheiten“ bekannt, gibt Sprecherin Hannah Praetorius an. „Sollte es ein hohes Aufkommen an Norovirus-Infektionen geben, würden die Kitas diese überdies auch dem Gesundheitsamt melden.“
Dieses gibt an: „In den letzten vier Wochen wurden in Bochum von den Einrichtungen keine besonderen Ereignisse gemeldet.“ Im Bereich der Corona-Infektionen sei in der Altersgruppe der Kleinkinder kein Anstieg zu verzeichnen, bestätigt das Gesundheitsamt den Eindruck der Kita-Träger.
Kita-Leiterin hat Notfallplan erstellt
Bei einem hohen Krankenstand müssen Kita-Leitungen umplanen. Das Landesjugendamt schreibt vor: Sobald beim Personal ein bestimmter Betreuungsschlüssel unterschritten ist, müssten die Gruppen verkleinert oder die Betreuungszeiten verkürzt werden, erläutert Claudia Trocur von der Outlaw-Kita. „Dadurch werden wir nicht über die Maßen strapaziert. Andererseits macht das die Planung für mich als Leitung etwas schwieriger“, sagt Trocur, die einen Notfallplan gemeinsam mit den Eltern erstellt hat.
Morgens ab 9 Uhr trage sie die verfügbaren Betreuungskräfte und anwesenden Kinder in eine Tabelle ein. „Wenn ich dann im Minus bin, muss ich Zeiten reduzieren, Personal zentrieren und Eltern fragen, ob sie ihre Kinder nicht zu Hause betreuen können“, sagt die Leiterin der Outlaw-Kita, der eine Kita-App bei schnellen Abfragen bei den Eltern hilft.
Heute hält sie es für falsch, dass in schwierigen Situationen, meist die nicht-berufstätigen Eltern gebeten werden, ihr Kind zu Hause zu betreuen. „Auch die haben ein Recht auf Kinderbetreuung“, so Trocur. Ein berufstätiger Vater hat es bei einer Elternbeiratssitzung so ausgedrückt: „Nur weil ein Elternteil keinen Arbeitsvertrag hat, heißt das nicht, dass die Person nicht beschäftigt ist – beispielsweise mit der Pflege von Angehörigen oder einem Ehrenamt.“