Bochum-Innenstadt. Der Bochumer Verein St. Vinzenz hat große Pläne. Das Grundstück am Imbuschplatz soll weiter bebaut werden, nicht nur mit einer eigenen Kita.

Die Jugendhilfeeinrichtung St. Vinzenz am Imbuschplatz in der Bochumer Innenstadt will sich vergrößern. Dazu soll ein brachliegender Teil des Grundstücks am Nordring bebaut werden. Zwei neue Gebäude sind geplant, mit denen der eigene Bedarf an Räumen gedeckt werden soll. Denn St. Vinzenz hat große Pläne.

Bochum: Jugendhilfeverein baut Kita und hat große Pläne

Knapp 10.000 Quadratmeter ist das besagte Grundstück groß, das meiste davon von der Natur in Beschlag genommen. Ein Teil wird als Parkplatz genutzt. Entlang des Nordrings soll bis zur Fahrendeller Straße eine Erweiterung des Bestandsgebäudes entstehen. In der Mitte, gut geschützt, ist eine Kita vorgesehen.

Auch interessant

„Wir bauen für den eigenen Zweck“, erklärt Petra Funke, die Leiterin von St. Vinzenz. Das Gebäude am Ring, bestehend aus drei Komplexen (drei-, vier- und fünfgeschossig), werde für weitere Jugendwohngruppen, zwei stationäre Gruppen, das Therapiezentrum, ein Schulungszentrum und die Verwaltung benötigt.

Petra Funke, Leiterin des Vereins St. Vinzenz, und Bereichsleiter Daniel Krause auf dem Gelände in der Bochumer Innenstadt, auf dem ein neues Verwaltungsgebäude und eine Kita gebaut werden sollen.
Petra Funke, Leiterin des Vereins St. Vinzenz, und Bereichsleiter Daniel Krause auf dem Gelände in der Bochumer Innenstadt, auf dem ein neues Verwaltungsgebäude und eine Kita gebaut werden sollen. © Gernot Noelle

Diese werde sich vergrößern, denn St. Vinzenz wolle nicht nur eine eigene Kita bauen, sondern auch die Trägerschaften von anderen Kindergärten im Stadtgebiet übernehmen, berichtet Petra Funke. „Wir haben dann die gleiche Anzahl an Mitarbeitern für den Kita-Bereich wie für für die Verwaltung.“ Und die müssen untergebracht werden.

Auch interessant

In dem fünfgeschossigen Wohnturm sollen Jugendliche unterkommen, deren Wohl das Jugendamt in ihren Familien gefährdet sieht. „Wir haben aktuell mit 240 Fällen im Monat zu tun“, sagt Bereichsleiter Daniel Krause. 110 Jugendliche seien in St. Vinzenz fest untergebracht, die anderen würden ambulant betreut, zum Teil von morgens bis abends.

Die Jugendhilfeeinrichtung St. Vinzenz liegt direkt am Imbuschplatz in Bochum. Jetzt soll sie baulich wie personell erweitert werden
Die Jugendhilfeeinrichtung St. Vinzenz liegt direkt am Imbuschplatz in Bochum. Jetzt soll sie baulich wie personell erweitert werden © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Im Wohnturm soll dafür weiterer Platz geschaffen werden. „Zwei Etagen sind für stationäre Gruppen vorgesehen“, verrät Petra Funke, dazu gebe es Appartements. Denn es sei auf dem aktuellen Wohnungsmarkt äußerst schwierig, passende Wohnungen für Jugendliche zu finden. Zudem sei der Standort am Imbuschplatz in Stadtnähe für junge Menschen ideal.

Auch interessant

Doch eigentlich will der Verein St. Vinzenz „am liebsten das verhindern, was wir hier tun müssen“, sagt Petra Funke – nämlich Kinder und Jugendliche in Notsituationen aufnehmen. Mit dem Kita-Bau und der geplanten Übernahme von Trägerschaften habe man daher auch die Prävention im Blick. „Über die Kitas wollen wir die Familien frühestmöglich erreichen und Hilfestellung leisten, sie von außen stabilisieren“, erklärt Petra Funke. Jugendhilfe und Kita sollen eng zusammenarbeiten.

Zur Historie von St. Vinzenz

Der Verein St. Vinzenz ist eine Jugendhilfeeinrichtung in freier Trägerschaft und seit 135 Jahren in Bochum tätig. Am 27. September 1887 wird das neu erbaute St.-Vinzenz-Säuglings- und Waisenheim eingeweiht und die ersten 52 Kinder können aufgenommen werden. Schon zuvor hatte der Orden der Vinzentinerinnen Kinder im Elisabeth Hospital im Gerber-Viertel betreut.

1937 wird aus dem Säuglings- und Waisenheim das St.-Vinzenz-Kinderheim e.V. Das Haus am Imbuschplatz wird im Krieg zerstört und später wieder aufgebaut. Ab 1957 gibt es Familiengruppen, in denen 200 Kinder von 15 Ordensschwestern und 40 Mitarbeitern betreut werden. Ab 1985 werden Tagesgruppen zur Erziehungshilfe eingerichtet. Die Kinder sollen betreut werden, aber bei ihren Familien bleiben können.

Zehn Jahre später kommen ambulante Hilfen zur Erziehung inklusive sozialer Gruppenarbeiten, Familientherapie, Elterncoachings etc. hinzu. Im Jahr 2000 wechselt die Leitung: Die Vinzentinerinnen übergeben an Petra Funke.

Die Kita auf dem vereinseigenen Gelände soll in fünf Gruppen insgesamt 95 Kindern Platz bieten. Das Gebäude werde „nicht aus der Retorte sein“, in Holzbauweise entstehen und wirke von der Architektur eher anthroposophisch, beschreibt Petra Funke. „Vinzelino“ soll die eingeschossige und für den Stadtteil offene Kita heißen, die St. Vinzenz auch selbst betreiben werde. „Und wir bauen auch selbst.“ Man habe erst überlegt, einen Investor zu suchen, sagt Petra Funke. „Aber der hätte das Gelände dann zugebaut. Und das wollen wir nicht. Uns ist der ökologische Aspekt sehr wichtig.“

Neubau-Projekt St. Vinzenz: Viel Grün und die Bäume sollen erhalten bleiben

Denn viel Grün und alle wichtigen Bäume sollen erhalten bleiben. Und die Kinder sollen ja auch einen schönen Außenbereich haben, der aus allen Gruppen zugänglich sein soll. Innen ist eine Spielstraße vorgesehen, die alle Räume miteinander verbindet. „Wichtig ist, alles in unserer Hand zu wissen, um den Kindern ein gutes Umfeld zu bieten“, findet Petra Funke, die die beiden Gebäude „bis zur Rente fertig haben möchte“. Sie ist jetzt 62...

Auch interessant

Die Bauvoranfrage wurde von der Stadt Bochum bereits positiv beschieden. Jetzt geht es an die Entwurfsplanung. „Wir suchen gerade Baufirmen und Fachplaner“, erklärt Petra Funke den aktuellen Stand des Neubau-Projektes. Einen zweistelligen Millionenbetrag investiere der Verein in beide Gebäude. Die Kosten für die Kita beliefen sich aktuell auf ca. drei Millionen Euro. Die Kosten für das andere Gebäude seien noch offen.