Bochum. Bochum hat ambitionierte Wohnungsbauziele – und etliche Planungen für neue Quartiere in der Schublade. Allerdings regen sich auch Widerstände.
Mehr Bauen und dennoch weniger Freiflächen als in der Vergangenheit zubetonieren, das hat sich Bochum auf die Fahnen geschrieben. Aufstocken, Lücken schließen, Flächen neu nutzen und verdichten, damit soll viel neuer Wohnraum geschaffen werden. Hunderte Wohnungen werden auf diese Weise in den nächsten Jahren entstehen. So der Plan.
Vonovia stellt verändert Pläne für Weitmar vor
Allerdings feilt die Verwaltung noch an Details. Die Bebauung von 10.000 Quadratmeter Grabeland zwischen Brantrop- und Kaulbachstraße in Weitmar etwa soll nun weniger dicht ausfallen als ursprünglich geplant. Erst Bürger und dann die Politik hatten im Vorjahr Kritik an den ursprünglichen Überlegung der Vonovia geübt, die durch die Aufstockung bestehender Häuser und den Bau weiterer Gebäude im unmittelbaren Umfeld etwa 100 Wohnungen errichten wollte.
Auch interessant
„Das ist keine Verdichtung, das ist eine Verpressung“, hatte es in der Nachbarschaft geheißen. Nächste Woche wird das Wohnungsunternehmen den Mitgliedern der Bezirksvertretung Südwest nun die veränderten Pläne mit einer „reduzierten Bebauung“, wie es heißt, vorstellen. „Es wird eine städtebauliche Anpassung geben“, so Vonovia-Sprecherin Bettina Benner. Ihr Haus sei gespannt auf die Reaktionen.
Wohnungen und Gewerbeflächen an der Hüttenstraße
Keine zwei Kilometer entfernt werden für das 6200 Quadratmeter große Gelände zwischen Hüttenstraße und An der Landwehr, auf dem bis Anfang 2021 die Gebäude von Laupenmühlen Druck standen und das mittlerweile brach liegt, zwei Bebauungspläne vorbereitet: einer für den östlichen Teil, auf dem Büro- und Labegebäude entstehen soll; und einer für den westlichen Teil, der für die Bebauung mit mehrgeschossigen Gebäuden vorgesehen ist. Den Stand von insgesamt sieben Vorhaben hat die Verwaltung unlängst vorgestellt.
Auch interessant
Autoarmes Quartier an der Hunscheidtstraße
Neu genutzt wird auch das nahe gelegene, 20.000 Quadratmeter große Areal des Getriebeherstellers Jahnel Kestermann an der Hunscheidtstraße in Wiemelhausen. Ein autoarmes Quartier wird dort entstehen, wie die Mitglieder des Planungsausschusses in ihrer jüngsten Sitzung erfahren haben: mit Tiefgaragen und eher einem statt zwei oder drei Stellplätzen je Haushalt – und ohne Besucherparkplätze. Ein Mobilitätskonzept wird gerade erarbeitet. Dazu wird voraussichtlich eine Mobilitätsstation für das Viertel gehören, so Sachgebietsleiter Klaus Kleine aus der Bauverwaltung; mit Carsharing-Angebot, E-Fahrrädern, Lastenbikes und/oder anderen Angeboten. Anfang 2023 soll der B-Plan auf dem Tisch liegen.
Auch interessant
Fünf Wohnblöcke sind geplant an der Ecke Markstraße/Stiepeler Straße in Querenburg, wo 300 bis 400 Wohnungen und an der Schnittstelle zum benachbarten Gesundheitscampus auch Platz für nicht störendes Gewerbe entstehen können. Aber: Die Planungen ziehen sich seit Jahren. Zu hoch und zu dicht sei dei Bebauung, so die Kritik von Anwohnern und Politik. In gut einem Jahr soll der angepasste B-Plan vorliegen.
Freiflächen sollen für mehrere hundert Wohnungen weichen
Bebaut werden sollen aber auch drei Freiflächen.
„Hinter der Kiste“ in Linden geht es um ein Projekt von bis zu 89 Wohnungseinheiten; Einfamilienhäuser, Reihen- und Doppelhäuser sind dort geplant – ein Quartier, „das städtebaulich einen hohen Anspruch hat und auch nachbarschaftlich gut vernetzt ist“, so Klaus Kleine vom Planungsamt. Drei Varianten liegen dafür auf dem Tisch. In etwa einem Jahr ist mit der öffentlichen Auslegung des Bebauungsplans zu rechnen.
Auch interessant
Pläne in Dahlhausen und Weitmar werden heftig diskutiert
Und dann sind da noch zwei Projekte, die ganz besonders heftig diskutiert werden: an der Schloßstraße in Weitmar und „Am Ruhrort“ in Dahlhausen.
Dort, tief im Süden, geht es nach dem Jahrhundertereignis mit Starken und Hochwasser der Ruhr im vergangenen Jahr um die Frage, ob das frühere Grabeland, wo 64 Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäuser entstehen sollen, überhaupt behauptet werden darf. „Beides ist möglich“, hieß es im Planungsausschuss. Bauen und Nichtbauen. Erhebliche Zweifel gibt es in der Nachbarschaft und beim Netzwerk für für bürgernahe Stadtentwicklung. Noch stehen die Ergebnisse umfangreicher Untersuchungen aus.
Kaum minder lebhaft wird in Weitmar über eine geplante Bebauung mit bis 270 Wohneinheiten an der Schloßstraße debattiert. Vier- bis fünfgeschossig soll dort gebaut werden. „Zu hoch und zu dicht“, sagen Anwohner und Kritiker. Sie fürchten Verkehrsprobleme, sehen den Baumbestand und die für das Viertel wichtige Frischluftschneise in Gefahr. Geht es nach der Verwaltung, wird Ende 2023 der B-Plan beschlossen. Und dann könnte gebaut werden.