Bochum-Weitmar. Die Stadt plant Wohnbebauungen entlang der Schloßstraße in Bochum-Weitmar. Eine Bürgerinitiative will die geplanten 270 Wohneinheiten verhindern.

Nein, Totalverweigerer wollen sie nicht sein. "Mit uns kann man reden", betont Kai Krämer. Aber so, wie Bebauungsplan Nummer 964 es vorsieht, soll es auf keinen Fall werden. Die Initiative Schlosspark fordert massive Änderungen am geplanten Bebauungsvorhaben entlang der Schloßstraße in Bochum-Weitmar.

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Dazu traf sie sich am Donnerstag (17.) vor Ort mit Vertretern aus der Bezirksvertretung Süd-West. Auf dem Gelände der jetzigen Trauerhalle und der Ackerfläche neben dem Schlosspark sind nach aktuellem Stand fünfstöckige "Tor-Häuser" mit insgesamt 270 Wohneinheiten geplant.

Initiative befürchtet Verkehrschaos an Schloßstraße in Bochum

"Das sind deutlich zu viele Wohneinheiten", findet Krämer. Seine Befürchtung: ein Verkehrschaos. Denn der Verkehr soll nur über die Schloßstraße, die von der Hattingerstraße abgeht, geführt werden. "Wie soll das bei so vielen Anliegern funktionieren?", fragt er.

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Auch Dirk Fehrholz sieht Probleme: "Es gibt jetzt schon zu wenig Parkplätze, sodass es zu tibetanischem Figurenparken kommt". Der Blumenhändler Axel Klodt, das Restaurant Arkadas, die Friedhofs- und Schlossparkbesucher oder die Gäste des Cafés Baristoteles - sie alle nutzen den Verkehrsraum rund um die Schloßstraße. Krämer ergänzt: "Es wird von städtischer Seite nur mit einem Parkplatz pro Wohnung geplant".

Weniger Wohnungen an Bochumer Schloßstraße gefordert

Die Stadt bewirbt das Projekt derweil als "Wohnquartier mit hohen städtebaulichen und freiräumlichen Qualitäten", spricht weiter von "Wohnangeboten mit hohem ökologischen Standard sowie einer besonderen Gestaltungsqualität". Adam Klein fürchtet aber: "Es ist noch unklar, ob der wertvolle Baumbestand erhalten bleiben kann. Am Ende müssen sie bestimmt für Bagger und große Maschinen weichen." Die Forderungen der Initiative Schlosspark: Die Wohneinheiten sollen deutlich reduziert werden. "200 ist die absolute Obergrenze", hieß es. Auch über eine zweite Zufahrt - etwa über das Autohaus an der Hattingerstraße - wird diskutiert.

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Bei den CDU-Vertretern der Bezirksvertretung Süd-West stößt die Initiative damit auf Gehör. "In der Bezirksvertretung herrscht über die Parteien hinweg ein Konsens, dass die Pläne so nicht bleiben können", sagt Fraktionsvorsitzender Hans Neubauer und meint damit zum Beispiel die Ausfahrt. Auch der stellvertretende Bürgermeister Andreas Bracke (CDU) meint: "Bebauung ist nicht gleich Bebauung. Gegen Einfamilienhäuser gäbe es ja vielleicht keine Einwände, aber fünfstöckige Klötze sind schon etwas anderes."

Ökologische Schutzwürdigkeit

Worüber sich alle Anwesenden ärgern: Der scheinbare Wertungswiderspruch der Stadtverwaltung. Denn das Plangebiet umfasst neben städtischen Flächen westlich der Schloßstraße auch eine private Fläche im Süden des Schlossparks. Sie gehörte einst der Stadt, ging aber durch einen Grundstückstausch an die Stiftung Situation Kunst über.

"Das Grundstück liegt direkt neben dem Schlosspark mit dem Museum unter Tage", erklärte Krämer. In der Vergangenheit sei beteuert worden, dass die Stiftung Situation Kunst es nur für universitäre Zwecke nutze. "Dass dazu auch zählt, Profit mit dichten Wohnbebauungen zu machen, ist ein Unding", finden mehrere Teilnehmer des Ortstermins. Während die Stadt bei manchen Bauhaben mit der Notwendigkeit einer Freiluftschneise argumentiere, werde die ökologische Schutzwürdigkeit nun quasi über Board geworfen.

Öffentlichkeitsbeteiligung Ende 2020

Neubauer betont: "Natürlich muss man in der Politik immer zwischen unterschiedlichen Interessen - hier zwischen dem Bedarf an Wohnbebauung und dem Klimaschutz - abwägen. Aber man darf nicht vergessen, die Argumente der Bürger anzuhören".

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Nach einer Öffentlichkeitsbeteiligung Ende vergangenen Jahres steht derzeit noch ein Verkehrsgutachten des Investors aus. "Man konnte sich damals über das Bauprojekt informieren und Anmerkungen auf Moderationskarten schreiben", erinnert sich Krämer. Weitere Entscheidungen erwarte er im späten Herbst. Bis dahin, das ist für ihn und seine Mitstreiter klar, kämpfen sie weiter für Änderungen am Bebauungsplan.

1100 Unterstützer

Das städtebauliche Konzept wurde vom Rat der Stadt Bochum im April 2020 als Grundlage für das weitere Planverfahren beschlossen.

Die Initiative Schlosspark hatte in der Vergangenheit online eine Petition gegen den Bebauungsplan Nummer 964 gestartet und dafür 1100 Unterstützer gefunden.

Weitere Informationen gibt es unter www.initiative-schlosspark.de