Bochum. Wer im Grönemeyer-Institut behandelt wird, fährt heute in den Bochumer Süden. Anfang 2024 zieht das Gesundheitszentrum um: nach Norden.

Wer von Norden her auf der Herner Straße in die Stadt fährt, der nimmt Bochum auf den ersten Blick nicht gerade als Schönheit wahr. Erst eine Autobahn (A 43), dann eine Brachfläche auf der rechten Seite. Einladend ist das nicht gerade. Aber das soll sich ändern. Exakt dort, wo früher das Möbelhaus Unger stand und bis vor kurzem eine 17.500 Quadratmeter große Lücke in der Landschaft klaffte, bekommt die Stadt ein neues Entree mit einem namhaftem Inhaber: Grönemeyer.

Früheres Möbel-Unger-Grundstück ist ein „Glücksfall“

Aber nicht der mit der Musik – Herbert – sondern der mit der Medizin: Dietrich Grönemeyer. Anfang 2024 will das Grönemeyer Institut ihren neuen Standort an der Ecke Herner Straße/ Rensingstraße beziehen. Genau genommen sind es die Grönemeyer Medizin GmbH und ihr Mutterunternehmen, der Medizindienstleister Med 360°. Sie wechseln aus dem Süden vom Campus der Ruhr-Uni in Querenburg in den Norden Bochums.

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Die Umrisse des neuen Gesundheitszentrums in Riemke sind schon zu sehen. Direkt an der Herner Straße wird es stehen.
Die Umrisse des neuen Gesundheitszentrums in Riemke sind schon zu sehen. Direkt an der Herner Straße wird es stehen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Als „Glücksfall“ bezeichnet Gunnar Mohnhaupt, Geschäftsführer der Grönemeyer Medizin GmbH, den neuen Standort. Der bietet anders als die begrenzten Flächen im Technologiezentrum nicht nur genügend Raum, um den Patienten mehr Angebote zu machen, neue Konzepte zu verfolgten und Arbeitsabläufe zu optimieren. Er ist auch zentral gelegen und bestens zu erreichen. Vor der Haustür sind eine Autobahnabfahrt und eine U-Bahn-Station. Zunächst 200 Menschen werden künftig dort arbeiten.

Tonnenschwere Großgeräte werden im neuen Zentrum stehen

Platz für drei große Gebäude ist auf dem Gelände. Entstehen wird im ersten Bauabschnitt ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit einer Nutzfläche von 7000 Quadratmetern und mit Abteilungen für Radiologie, Orthopädie, Physiotherapie, Neurologie, Gynäkologie, Allgemeinmedizin sowie ein Sanitätshaus. Dahinter wird ein Parkhaus gebaut. Erweitert werden kann das Medizinquartier später in zwei weiteren Bauabschnitten zur Herner Straße (3000 Quadratmeter) und zur Rensingstraße (6000 Quadratmeter). Einen „hohen achtstelligen Betrag“ nennt Gunnar Mohnhaupt als Investitionssumme. Die Rede ist von etwa 50 Millionen Euro.

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Möbel Unger wurde 1999 geschlossen

Das Grundstück hat eine bewegte Geschichte. Nach der Schließung des Möbelhauses Unger 1999 hatte es mehrere Versuche gegeben, es zu vermarkten. Das Möbelunternehmen Hardeck, zwischenzeitlicher Besitzer, hatte es der Stadt vermietet.

Deren Ziel, einen Park-&_Ride-Platz zu etablieren, hat sich inzwischen zerschlagen. Das Angebot wurde zu wenig nachgefragt. Später hat das Möbelunternehmen das Areal dann verkauft – dem Vernehmen nach an einen Autohändler, der mehrere Autohäuser im Ruhrgebiet betreibt.

Dafür gibt es nicht nur Grundstück und Gebäude. Das Gesundheitszentrum wird auch komplett neu eingerichtet; darunter mit zehn Computertomographen (CT) und drei Magnetresonanztomographen (MRT). Allesamt tonnenschwere Geräte, die besonders Anforderungen an das Gebäude stellen. Die Decken müssen stark genug sein, um die auf mehreren Etagen verteilten Großgeräte zu tragen. Und sie müssen auch erst einmal ins Gebäude hinein.

Gesundheitszentrum steht auf 225 Pfählen

„Das wird zu einem ziemlichen frühen Zeitpunkt geschehen“, erklärt Gunnar Mohnhaupt. Tatsächlich werde das Gebäude zum Teil um die Geräte herumgebaut. „Es wird Einbringungsöffnungen geben“, erklärt Projektleiter Björn Funk vom Leverkusener Bauunternehmen Rotterdam Bau, der den Auftrag für den Rohbau erhalten hat. Der Diplom-Ingenieur ist als Projektleiter der Chef auf der Baustelle. Dort können die Geräte eingehoben werden und – sollten sie nach Jahren ausgetauscht werden müssen – auch wieder aus dem Gebäude herausgebracht werden.

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Auf der Baustelle: Gunnar Mohnhaupt (l.), Geschäftsführer der Grönemeyer Medizin GmbH, im Gespräch mit Projektleiter Björn Funk vom Leverkusener Unternehmen Rotterdam Bau.
Auf der Baustelle: Gunnar Mohnhaupt (l.), Geschäftsführer der Grönemeyer Medizin GmbH, im Gespräch mit Projektleiter Björn Funk vom Leverkusener Unternehmen Rotterdam Bau. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Von der Optik des schmucken, transparenten Neubaus ist in diesen Tagen noch nicht allzu viel zu sehen, die Umrisse sind immerhin schon auf dem Boden zu erkennen. Zu tun gab es in den vergangenen Wochen aber reichlich. Nicht nur mit dem Abriss zweier Häuser, an deren Stelle das MVZ stehen wird. 225 Pfähle wurden bis zu 14 Meter tief in den Mergel getrieben, auf ihnen wird das Gebäude stehen.

Bauunternehmen gräbt Kellerfundamente von Möbel Unger aus

Überraschungen hat es an der Stelle gegeben, auf der früher das Möbelhaus stand. „Abgerissen wurde dort nämlich nur bis 20 Zentimeter unter Grund“, so Projektleiter Björn Funk. „Wir haben hier Wände, Fundamente und vieles mehr aus dem Boden gegraben.“

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15.000 Kubikmeter Erde wurden bislang bewegt; davon allein 10.000 Kubikmeter dort, wo früher Möbel Unger stand. Bald wird der Neubau in die Höhe wachsen. 900 Tonnen Stahl und 7.000 Kubikmeter Beton werden nötig sein, um den Rohbau des MVZ und die Gründung des Parkhauses, das auf 90 Pfählen stehen wird, zu errichten. „Wir bauen nicht mit Fertigbauteilen, sondern mit vor Ort gegossenem Beton“, so der Projektleiter. Das Parkhaus errichten wird der Systembauer dip, der derzeit auch das neue Parkhaus P7 am Hauptbahnhof baut.