Bochum. Einige Tausend gebührenpflichtige Parkplätze gibt es in Bochum. In der City sind sie besonders begehrt – und sollen noch einträglicher werden.
Autofahrer müssen in Bochum tiefer in die Tasche greifen. Nicht fürs Fahren, sondern fürs Parken. Beschlossen ist bereits eine Gebührenanhebung zum 1. Oktober für das Parken in den von der Bochum Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) betriebenen Parkhäusern. Nun soll auch die Benutzung gebührenpflichtiger Parkplätze an Straßen und auf Plätzen teurer werden.
Parken wird um bis zu 50 Prozent teurer
Und diese Anhebung fällt zum Teil happig aus – nämlich um bis zu 50 Prozent. In der Tarifzone I, zu der die Bereiche Innenstadt, Gleisdreieck, Ehrenfeld und das Stadtparkviertel gehören, wird der Parktakt von 15 Minuten je 35 Cent auf zehn Minuten je 35 Cent reduziert und damit die Gebühr je Stunde von bislang 1,40 Euro auf 2,10 Euro angehoben. Angepasst werden soll der Tarif zum 1. Januar 2023.
Auch interessant
Nicht ganz so üppig fällt der Anstieg im restlichen Stadtgebiet (Tarifzone II) aus. Der Parktakt wird von 20 Minuten je 35 Cent auf 15 Minuten reduziert, die Parkgebühr für eine Stunde steigt so von bislang 1,05 Euro auf 1,40 Euro. Das entspricht einem Anstieg um etwa 33 Prozent.
Gesamteinnahmen von 3,5 Millionen Euro geplant
Eine Million Euro zusätzlich sollen so eingenommen werden. Damit würden die Gesamteinnahmen aus der Bewirtschaftung von mehreren Tausend Parkplätzen im öffentlichen Raum von 2,5 Millionen Euro (2021) auf 3,5 Millionen Euro (2023) steigen. Die Bewirtschaftung kostet nach Angaben der Stadt etwa 400.000 Euro.
Der Gebührenanstieg steht nach Angaben der Stadt in Verbindung mit dem Gesamtkonzept „Ruhender Verkehr“, das u.a. dazu beitragen soll, die Parkplatzsuche im Innenstadtbereich besser steuern zu können und so den Parksuchverkehr zu reduzieren. Denn der macht nach Angaben des ADAC zwischen 30 und 40 Prozent des innerstädtischen Gesamtverkehrs aus.
Auch interessant
Gutachten soll Erfolg des Konzepts „Ruhender Verkehr“ prüfen
Ob und wie gut das 2019 vom Rat beschlossene Parkkonzept aufgeht, ist indes noch gar nicht geklärt. Die Verwaltung bereitet gerade die Ausschreibung für ein Gutachten vor, dass die Wirkung der ersten Stufe erfassen und Maßnahmen für eine zweite Stufe ausarbeiten soll. Dabei könne es etwa auf eine „Ausweitung der Bewirtschaftung und auch eine Erhöhung der Gebühren für die Bewohnerparkausweise“ zur Mitte des Jahres 2023 hinauslaufen.
Anwohnerparken könnte deutlich teurer werden
Das Anwohnerparken in Bochum ist derzeit noch vergleichsweise günstig. 22 Euro Verwaltungsgebühren fallen jährlich dafür an. Die Deutsche Umwelthilfe hatte vor einigen Monaten eine Anhebung auf 360 Euro pro Jahr angeregt. Bei fast 5000 Anwohnerparkausweisen würde dies jährliche Einnahmen von 1,8 Millionen Euro bedeuten, bislang sind es 110.000 Euro.
Auch interessant
Parksuchverkehr ist vermeidbar
Um den Verkehr aus den Innenstädten herauszuhalten oder deutlich zu verringern, müssen Städte aus Sicht des Allgemeinen Deutschen Automobil Clubs (ADAC) „ein stimmiges Gesamtkonzept“ entwickeln. Durchschnittlich zehn Minuten und 4,5 Kilometer benötige ein Autofahrer, um in Großstädten einen Parkplatz zu finden. Diese Belastung für Mensch und Umwelt, so der ADAC, sei vermeidbar.
Innenstadtnahes Parken teurer zu machen, überzeugt den Automobilclub nicht. Es zeige, „dass den Kommunen echte Lösungen und Alternativen zur Reduzierung des Individualverkehrs bisher fehlen“, heißt es beim Landesverband Westfalen auf Anfrage dieser Zeitung.
Auch interessant
ADAC fordert „echte Anreize“, auf das Auto zu verzichten
Stattdessen müssten „echte Anreize“ geschaffen werden „erst gar nicht mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren. Das schont Umwelt, Nerven und Geldbeutel eigentlich am meisten.“ Dafür seien der öffentliche Nahverkehr und der bisherige Bestand innerstädtischer Fahrradwege aber nicht geeignet. „Ein entsprechender Ausbau ist in Bochum zwar geplant, aber eben noch nicht Realität“, so ADAC-Sprecher Tobias Scheffel.
Auch interessant
Da das Auto immer noch erste Wahl sei, müsste der Parksuchverkehr reduziert und optimiert werden. „Das kann man mit digitalem Parkraummanagement lösen“, so der Sprecher. Entsprechende Projekte gebe es in den USA, aber auch in Köln-Nippes. Neu errichtete Sensoren würden freie Parkplätze erkennen und die Autofahrer werden über LED-Displays an Laternenmasten dorthin gelotst. Auch private Parkplätze und Firmenparkplätze seien Optionen.
Was die Höhe der künftigen Parkgebühr betrifft, sei Bochum im Vergleich deutscher Großstädte noch „sehr günstig“. In München und Hamburg kosten zwei Stunden im Durchschnitt sechs Euro. Auch Stuttgart, Frankfurt und Köln liegen deutlich höher als Bochum.