Bochum. Bochum ist auf dem Weg zur Schwamm-Stadt. Was das heißt? Es geht darum, wertvolles Regenwasser nicht einfach im Boden versickern zu lassen.
Klimaschutz ist in aller Munde. Bei der Klimaanpassung gibt es noch Nachholbedarf. Auch deshalb hat die Emschergenossenschaft den publikumsträchtigen Musiksommer genutzt, um in der Innenstadt von Bochum mit einer „grünen Oase“ auf die Zukunftsinitiative Klima.Werk aufmerksam zu machen – auf das, was jeder Einzelne tun kann, um die Folgen von Trockenheit und Starkregenereignissen in Grenzen zu halten.
Klimaresilienz: 250 Millionen Euro für Projekte im Ruhrgebiet
„Den Folgen des Klimawandels wie Hitze, Dürre und Starkregen müssen wir uns auch in den Städten des Ruhrgebiets stellen, um diese negativen Effekte zu dämpfen, Vorsorge zu treffen und unsere Region weiter lebenswert zu gestalten“, sagt Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV). Nachdem der Verband nach 30 Jahren das Generationsprojekt Emscher-Umbau abgeschlossen hat, steht er gemeinsam mit den Kommunen im Ruhrgebiet vor der nächsten Mammutaufgabe: der „klimaresiliente Umbau der Städte“. 250 Millionen Euro stehen dafür bis 2030 bereit. Öffentliche Projekte werden zu 100 Prozent finanziert, private Maßnahmen mit bis zu 80 Prozent.
Auch interessant
Dach- und Fassadenbegrünungen, entsiegelte Flächen, unterirdischen Speicher (Rigolen) und Versickerungsflächen für Regenwasser sollen dazu beitragen, das Regenwasser nicht sofort in der Kanalisation verwindet. Vielmehr soll es aufgefangen werden, um bei Starkregen Überschwemmungen zu vermeiden und in ausgeprägten Trockenphasen nach und nach zur Bewässerung von Bäumen, Pflanzen und Flächen abgegeben zu werden.
Bochum will sich zur Schwamm-Stadt entwickeln
Bochum gehört dabei, so Paetzel und Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD), im Ruhrgebiet zu den Vorreitern auf dem Weg zur Schwamm-Stadt. Das Prinzip ist denkbar einfach: Regenwasser fließt nicht in die Kanalisation, sondern wird zurückgehalten und gespeichert. „Der Boden soll sich bei Regenfall vollsaugen wie ein Schwamm, das Wasser verzögert über die Bäume wieder abgeben – und damit im Sommer für Abkühlung sorgen,“ erklärt Marko Siekmann vom Tiefbauamt.
Auch interessant
Vier Projekte in der Stadt stehen bislang für die „wasserbewusste“ Klimaanpassung. Begonnen habe es mit „Urban Green“, beginnt OB Eiskirch die Aufzählung; dem Umbau eines Sportplatzes in Riemke zu einer modernen Freizeitfläche mit einem unterirdischen Wasserspeicher. Es folgten Maßnahmen an der Wasserstraße und derzeit an der Hattinger Straße. Schließlich steht das neueste Projekt an der Castroper Straße an. Technisch werden dabei unterschiedliche Systeme verwendet und ausprobiert. An der Castroper Straße etwa wird auf dem Mittelstreifen, dort wo früher die Straßenbahn fuhr, ein treppenartiger Kanal gebaut, der Wasser aufnimmt und der verhindert, dass es die Straße in Richtung Innenstadt hinunterstürzt.
Auch interessant
Radweg und Wasserspeicher bei jeder neuen Straßenbaumaßnahme
Stück für Stück soll so das Stadtgebiet mit Systemen ausgestattet werden, die wertvolles Regenwasser nicht in der Kanalisation verschwinden lassen, sondern die es auffangen und – möglichst intelligent gesteuert – in Trockenzeiten zur Bewässerung nutzen. So wie Radwege sollen die Wasserspeicher künftig beim Um- und Neubau von Straßen automatisch mitgeplant werden.
Gut und schön, heißt es beim Bochumer Klimaschutzbündnis. Wenn es die Stadt ernst meine mit Klimaschutz und Klimaanpassung, dann müsse die Vermarktung und Bebauung des letzten Grünzugs in der Innenstadt stoppen. Es geht um eine 520 Quadratmeter große Fläche zwischen Kreuz- und Neustraße.
Auch interessant
Städtischer Fördertopf für Dachbegrünung
Und: So wie Emschergenossenschaft und Stadt macht BoKlima darauf aufmerksam, dass nahezu jeder einen Beitrag zur Klimaanpassung leisten können. Die Klimaschützer verweisen auf ihre Initiative „Hol Dir Deinen Strom vom Balkon“. Dabei geht es Balkon-Solarmodule, die für 630 Euro gekauft werden können, sich nach sieben bis neun Jahren rentieren würden und die eine Lebensdauer von 20 Jahren haben.
Tatsächlich sind es nicht die Stadt und einige Unternehmen allein, die bei Klimaschutz und -anpassung vorangehen. Der städtische Fördertopf in Höhe von 300.000 Euro für die Dachbegrünung ist für dieses Jahr bereits ausgeschöpft, so Thomas Eiskirch. Das Interesse bei den Bürgerinnen und Bürgern sei groß. Er kündigt an, dass die Stadt auch in den kommenden Jahren Fördergelder bereitstellen wird.