Ruhrgebiet. In vielen Vierteln sind die alten Garagen zu klein – zunehmend stehen Pkw draußen, alles wird enger. Entsorger und ÖPNV sind nicht begeistert.
Vor und zurück, einmal, zweimal, dreimal. Der Fahrer des Müllwagens hat sichtlich Probleme, an diesem frühen Morgen um die Kurve der Straße in diesem ruhigen Vorort zu kommen. Dabei parkt hier niemand falsch. „Warum stehen die nicht in ihren Garagen?“, fragt der Mann hinter dem Steuer des Lkw. Ganz einfach: weil die Garagen mittlerweile zu klein sind.
Viele Feuerwehren, Entsorger und ÖPNV-Unternehmen beobachten diese Entwicklung mit Sorge.
Ford 12M, Kadett, VW Käfer – sie gaben das Maß vor
Ford 12M, Opel Kadett und natürlich der VW-Käfer – für sie waren sie meist reserviert, die Garagen, in den 60er- und 70er Jahren. Standardmaß zu jener Zeit waren fünf Meter mal 2,70 Meter – damals völlig ausreichend, um bequem ein- und aussteigen zu können, heute aber viel zu klein. Oft ist schon die Einfahrt zu schmal für ein heutiges Auto.
Die Autos werden immer schwerer, breiter – vor allem SUV
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"Für Nutzer älterer und oft schmaler Garagen wird die Suche nach einem passenden neuen Auto eine immer größere Herausforderung“, bestätigt der ADAC. „Denn viele Modelle sind mit der Zeit deutlich breiter geworden.“ Besonders schwierig wird es mit den Sport Utility Vehicles, kurz SUV genannt, deren Anteil an allen Neuzulassungen laut Kraftfahrt-Bundesamt im vergangenen Jahr auf 25,4 Prozent gestiegen ist. Insgesamt wurden 2021 knapp 670.000 SUV zugelassen.
Der erste Golf war 1,80 Meter breit – der heutige 2,07
Es muss aber nicht einmal ein Geländewagen sein, um eine ältere Garage an die Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit zu bringen. Auch am Beispiel des VW-Golf zeigt sich, wie sehr mancher Pkw in die Breite gegangen ist. Die erste Generation – allerdings mit nur einem serienmäßigen Außenspiegel – war weniger als 1,80 Meter breit, der aktuelle Golf ist auf mehr als 2,07 Meter Breite angewachsen. Und Kombis sind viel länger als früher.
Folge der zu kleinen Garagen: Immer mehr Autos stehen – gerade in Vierteln, die vor 50 oder 60 Jahren entstanden sind – auf der Straße. Verboten ist das nicht, sofern es kein Parkverbot gibt und die Restbreite der Fahrbahn neben dem abgestellten Kraftfahrzeug nicht weniger als 3,05 Meter beträgt.
Und auch die Zahl der Autos auf den Straßen ist stark angewachsen
„Trotzdem kann das natürlich zum Problem werden“, sagt Christoph Schöneborn, Landesgeschäftsführer des Verbandes der Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen. Nicht nur wegen der zu kleinen Garagen, sondern weil die Zahl der Autos einfach immer mehr zunimmt. „Früher gab es in den Familien ja meistens nur ein Auto, heute sind es oft mindestens zwei. Die Situation sei aber von Stadt zu Stadt, von Viertel zu Viertel, ja von Straße zu Straße unterschiedlich, sagt Schöneborn.
In Essen und Duisburg etwa sind ordnungsgemäß abgestellte Fahrzeuge in engen Straßen nach Auskunft von Feuerwehrsprechern bisher kein Thema. Auch in Mülheim ist dadurch noch kein Einsatz behindert worden, aber Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes kann das Phänomen in einigen Vierteln der Stadt bestätigen. Mittlerweile achte man bei Routine-Kontrollfahrten auch auf möglicherweise zu schmale Straßen.
Busse und Feuerwehr-Fahrzeuge kommen nicht durch die Straßen
„Eng kann es überall werden“, weiß André Lüddecke, Sprecher der Feuerwehr Dortmund. Ob das unter anderem an zu kleinen Garagen liege, könne er nicht sagen. Das kann Petra Hartmann, Sprecherin der EDG-Entsorgung Dortmund auch nicht, bestätigt aber: „In manchen Vierteln gibt es Probleme.“ Dann nehme man Kontakt mit der Stadt auf.
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Dort suchen dann Ordnungs- und Tiefbauamt nach einer Lösung, wie Stadtsprecher Maximilian Löchter bestätigt. Manchmal endet diese Suche mit einer „verkehrsrechtlichen Anordnung“, sprich einer neuen Regelung für den betroffenen Bereich. So wurden vor einiger Zeit auf einer Straße, in der die Busse der DSW 21 nicht mehr an ordnungsgemäß abgestellten Autos vorbeikamen, Parkbuchten eingezeichnet. Das reduzierte die Zahl der Parkplätze zum Ärger der Anwohner um knapp 40, der Linienbus kommt seitdem aber wieder durch.
Rettungsdienste dürfen im Einsatz Fahrzeuge auch beschädigen
Strafzettel dürfen bei ordnungsgemäßem Parken auch auf engen Straßen nicht verteilt werden, wie Arndt Kempgens, Fachanwalt für Verkehrsrecht aus Gelsenkirchen, klarstellt. „Man hat ja nichts falsch gemacht.“ Kommen Feuerwehr oder Rettungsdienste im Einsatz nicht weiter, können sie allerdings aus dem Weg schaffen, was eine Weiterfahrt verhindert, selbst wenn der ordentlich geparkte Wagen dabei beschädigt wird. „Das ist ein Sonderopfer, das man nicht verhindern darf“, bestätigt Kempgens. „Aber natürlich haben die Betroffenen Anspruch auf Schadenersatz.“
Oft müsse es gar nicht so weit kommen, hat der Mülheimer Feuerwehrsprecher Drewes bei seinen Kontrollfahrten festgestellt. „Manches Parkproblem in engen Straßen“, sagt er, „würde es gar nicht geben, wenn die Leute beim Abstellen ihres Autos den gesunden Menschenverstand einschalten würden“.