Bochum. 20 große Industrieflächen wurden in zwei Jahrzehnten in Bochum entwickelt. Gekostet hat es Millionen. Doch der Erfolg kann sich sehen lassen.

Vor einem Vierteljahrhundert war es noch verbotenes Land: 350.000 Quadratmeter Bochum, bebaut mit einem Stahlwerk, dessen Leben ausgehaucht war. Eine Fläche, halb so groß wie das frühere Opel-Werk I in Laer. Heute muss nur noch ein Grundstück, etwa 2600 Quadratmeter groß, an den Mann gebracht werden und dann kann der Schlussstrich gezogen werden unter die Entwicklung der Innenstadt-West mit Westpark im Zentrum, der als Freizeit- und Verweilstätte für Jedermann genau das Gegenteil dessen ist, was das Krupp-Werk einst war. Es fehlt nur noch das Tüpfelchen auf dem i.

Allein die Jahrhunderthalle hat 30 Millionen Euro gekostet

Auf dem sogenannten Stahlwerkplateau, das zwischen Jahrhunderthalle und Alleestraße wegen seiner erhobenen Positionen über der Stadt zu thronen scheint und das mittlerweile Gerard-Mortier-Platz heißt, ist nur noch dieses eine Grundstück zu haben. Dem Vernehmen nach ist die Bochum Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) bereits in Verhandlungen mit einem Interessenten für den vor einigen Wochen abgesprungenen Käufer, die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet.

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350.000 Quadratmeter groß ist das Gelände um das frühere Krupp-Stahlwerk mit der Jahrhunderthalle im Zentrum. 2008 hat es NRW.Urban gekauft und mit der Stadt Bochum entwickelt. Nur noch eine einzige kleine Fläche ist zu haben.
350.000 Quadratmeter groß ist das Gelände um das frühere Krupp-Stahlwerk mit der Jahrhunderthalle im Zentrum. 2008 hat es NRW.Urban gekauft und mit der Stadt Bochum entwickelt. Nur noch eine einzige kleine Fläche ist zu haben. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Allzu lange dürften die Gespräche nicht dauern. Denn: „Mittlerweile werden uns Flächen aus den Händen gerissen, wir könnten sie fünfmal verkaufen. Anders als noch vor einigen Jahren“, sagt Burkhardt Bahrenberg, Projektmanager von NRW.Urban; jener landeseigenen Gesellschaft, die 1988 das Krupp-Gelände erworben hat mit dem Auftrag, es zu entwickeln. Allein etwa 30 Millionen Euro hat es gekostet, die Jahrhunderthalle in ihren jetzigen Zustand als coole Veranstaltungsarena zu versetzen. Viele weitere Millionen öffentlicher Gelder sind geflossen, um das Drumherum zu modellieren: den Westpark für die Bochumerinnen und Bochumer und die Randbereiche an Alleestraße, Wattenscheider und Gahlensche Straße für Gewerbeprojekte mit „ansprechender Architektur“, so Burkhardt Bahrenberg.

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Interesse am Stahlwerksplateau war zuerst gleich null

Oben auf dem 14.000 Quadratmeter großen Plateau gibt es schon einige Anrainer: Kultur Ruhr, Deutsches Anwaltsinstitut, das Architekturbüro Kemper Steiner, die Web-Individualschule. Gebaut wird gerade die neue Zentrale eines Ingenieurdienstleisters, folgen werden die Bauten einer Anwaltskanzlei und eben jenes Interessenten für das „IHK-Grundstück“. Keine schlechte Bilanz. Als das Stahlwerksplateau vor etwa 15 Jahren ausgeschrieben wurde, war das Interesse gleich null. Es war die Zeit, als NRW.Urban etwa zwei Millionen Euro ausgab, um das Colosseum an der Alleestraße zu ertüchtigen und so dem Plateau eine sichere Basis zu geben.

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Westflanke des Westparks wird bebaut

Unten an der Alleestraße steht das Jahrhunderthaus der IG-Metall-eigenen Treuhandverwaltung Igemet und seit 2019 ein GHotel. Auf dem vermarkteten Areal dazwischen ist Platz für ein Bürogebäude.

Und auch an der Westflanke des 35 Hektar großen Geländes sind die Weichen mittlerweile gestellt. Dort beginnt noch in diesem Jahr der Bau des Businessparks Campus Trium, daneben entsteht die Forschungseinrichtung des Deutschen Bergbaumuseums und wird ein städtischen Gelände für Kleingewerbe entwickelt. Voraussichtlich Ende des Jahrzehnts werden all diese Gebäude stehen und damit beinahe einen eigenen neuen Stadtteil begründen, eben Innenstadt-West.

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Flächensanierung ist weiter gefragt

Weitere Industrieflächen wird NRW.Urban in Bochum aller Voraussicht nicht kaufen. Der Grundstücksfonds ist ausgelaufen.

Allerdings: Der Bedarf an einst industriell genutzten Flächen, die noch aufbereitet werden müssen, ist groß, wie etwa die Erschließung des früheren Jahnel-Kestermann-Werks in Wiemelhausen zeigt. Sie zu sanieren, bedeutet, kein Freiflächen für Neuansiedlungen opfern zu müssen.

Ohne den NRW-Grundstücksfonds wäre das aus Sicht von Burkhardt Bahrenberg so nicht möglich gewesen. „Aus meiner Sicht ist das ein sehr gutes Instrument gewesen, um den Strukturwandel im Ruhrgebiet und später in ganz NRW voranzubringen“, so der Projektmanager. Nicht nur neue Ansiedlungen und Arbeitsplätze seien so entstanden, auch viele Objekte der Industriekultur gäbe es heute nicht ohne die steuerfinanzierten Maßnahmen.

Dreistelliger Millionenbetrag für 20 große Projekte

189 solcher Industrieareale hat NRW.Urban als Nachfolger der ursprünglich dafür verantwortlichen, 2008 veräußerten LEG gekauft und zu einem großen Teil entwickelt. Allein 20 davon in Bochum, darunter etwa der Gewerbepark Präsident, das Gewerbegebiet Porschestraße und der Umweltpark. „Heute sind alle verkauft und entwickelt“, sagt der Projektmanager. Ein dreistelliger Millionenbetrag wurde dafür aufgewendet. Burkhardt Bahrenberg findet, das hat sich gelohnt.