Bochum. Neu bauen und 2024 umziehen wollte die IHK mit Sitz in Bochum. Nun zieht sie die Notbremse. Das Millionenprojekt ist gestoppt. Vorerst jedenfalls.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet verabschiedet sich von ihren ambitionierten Neubauplänen. Bei einer Sonder-Vollversammlung haben die Vertreter von 30.000 Unternehmen in Bochum, Herne, Hattingen und Witten am Donnerstagnachmittag mit großer Mehrheit entschieden, das laufende Ausschreibungsverfahren für den Millionen-Neubau am Gerard-Mortier-Platz im Westpark zu stoppen. „Das ist schade“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann die Entscheidung.
Angebote für Neubau liegen zwischen 22 und 37 Millionen Euro
Unkalkulierbare Kosten- und Planungsrisiken haben den Ausschlag für das vorläufige Aus des Millionenprojekts gegeben. Schon im Vorjahr habe die Vollversammlung gemahnt, so Bergmann, die Kosten dürften nicht aus dem Ruder laufen. Genau das aber drohe nun vor dem Hintergrund von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg.
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Mit 17,4 Millionen Euro hatte ein Beratungsbüro den Neubau kalkuliert, der 2024 fertig sein sollte. Darauf fußte auch die Ausschreibung. Die drei Angebote liegen aber bei 20, 22 und 37 Millionen Euro. „Und das sind Zahlen vor dem Ukraine-Krieg“, so Bergmann. Zu befürchten sei, dass es angesichts der zum Teil dramatischen Steigerungen der Baupreise noch deutlich teurer werden könnte. Von Finanzierungsrisiken zwischen fünf und 25 Millionen Euro ist die Rede. Dazu käme eine Verschärfung der schon bestehenden Lieferengpässe.
Rückzug kostet etwa 600.000 Euro
Daher nun die Notbremse. „Der Neubau muss unseren Mitgliedern dienen und ist kein Selbstzweck“, so der erst im März gewählte IHK-Präsident Philipp Böhme. „Wir wollen ein Elbphilharmonie-Debakel vermeiden“. Die Kosten für das Opernhaus in Hamburg hatten sich verzehnfacht – von 80 auf 800 Millionen Euro. Auch ein abgespeckter IHK-Neubau mit den zwischenzeitlich maximal veranschlagten zwölf Millionen Euro Kosten sei, so heißt es, zur Zeit nicht zu verantworten gewesen. Auch dabei hätte es das Risiko von erheblichen Preissteigerungen und ungewisser Fertigstellung gegeben.
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Allerdings ist auch der Rückzug mit Kosten verbunden. Mit etwa 600.000 Euro kalkuliert die IHK für Bauvoranfragen, Planungen, Ausschreibung und mögliche Entschädigungen. Rückabgewickelt wird der Kauf des Grundstücks von NRW.Urban am Westpark.
Bestes Gebot für Grundstück am Ostring: 6,9 Millionen Euro
Maximal zwölf Millionen Euro wollte die IHK eigentlich für ihren Neubau ausgeben, der ein Leuchtturmprojekt für Bochum und eines der innovativsten Gebäude Europas werden sollte. Von Anfang an, so Hauptgeschäftsführer Bergmann, habe er betont, dass weder die Unternehmen mit höheren Abgaben belastet noch Personal entlassen werden dürfe, um das Projekt zu stemmen. Ein Bau nun hätte womöglich zum Anstieg der Grundbeiträge um bis zu 55 Prozent geführt. Auch die Umlage, die 7000 Unternehmen zahlen, hätte deutlich steigen können.
Das Budget ergebe sich aus den Rücklagen in Höhe von 5,3 Millionen Euro und dem höchsten von neun eingegangenen Angeboten für das Bestandsgrundstück am Ostring, das verkauft werden sollte.
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6,9 Millionen wollte ein Investor für die 2750 Quadratmeter bezahlen – 2500 Euro pro Quadratmeter. Entstehen könnte dort eine neue Landmarke. Aber auch dieses Projekt ist vorerst passé, die IHK bleibt am Ostring. Bis auf Weiteres. Die Vollversammlung hat entschieden, den Neubau zunächst für fünf Jahre auszusetzen. Die Entscheidung soll immer wieder auf Basis der Entwicklungen im Bausektor überprüft werden.
Derweil stockt die Kammer ihr Personal wieder auf. Aus den Reihen der Unternehmen habe es den deutlichen Wunsch nach mehr Unterstützung und Beratung gegeben. Bis zu elf Beschäftigte sollen neu eingestellt werden, Anfang Juni werden die ersten sechs beginnen.