Bochum. Viele Branchen sind im ehemaligen Opel-Werk in Bochum schon nachgerückt. Bald folgen große Player aus dem Automotive-Sektor. Auch im Innocampus.

Logistik, Dienstleistungen, Industrieproduktion und Wissenschaft. Einige Branchen sind auf Mark 51/7, dem ehemaligen Opel-Werk in Bochum-Laer, schon vertreten. Bald werden große Player aus dem Automotive-Sektor folgen: Volkswagen Infotainment und die Bosch-Tochter Escrypt bauen dort gerade imposante Hauptquartiere. Auch der Innovationscampus, kurz Innocampus, direkt neben dem künftigen „Escrpyt Home“ an der Robert-Bosch-Straße könnte ein Hotspot moderner Mobilitätsfirmen werden. Ein Hightech-Unternehmen zieht dort nächstes Jahr auf jeden Fall ein.

„innolectric“ erhält Aufträge im dreistelligen Millionenbereich

Die „innolectric AG“ forscht und entwickelt Leistungselektronik im und am Fahrzeug mit dem Schwerpunkt Ladetechnologien – Leistungselektronik, Ladekommunikation und Energiespeicher. Und das vor allem für Nutzfahrzeuge – egal ob kleine Lastenesel für die letzte Meile, 40-Tonner oder Schwerlastmaschinen.

Auch interessant

Voller Vorfreude sind Innocampus-Projektleiter Ludger Schürmann (l.) und Innolectric-Vorstand Tim Karcher.
Voller Vorfreude sind Innocampus-Projektleiter Ludger Schürmann (l.) und Innolectric-Vorstand Tim Karcher. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Große Hersteller und Zulieferer sind Kunden des 2018 gegründeten Unternehmens, das aus der Ausgründung eines führenden Entwicklers von Testsystemen für den elektrischen Antrieb hervorgegangen ist. Und das wächst. Mehrere große Aufträge, die zu einem Umsatz im dreistelligen Millionenbereich führen werden, hat das Unternehmen nach eigenen Angaben allein in diesem Jahr angenommen. Dafür wird zusätzliches Personal benötigt, gut ein Dutzend Stellen hat Innolectric derzeit ausgeschrieben. Außerdem müssen beste technische Voraussetzungen erfüllt sein. Karcher: „Wir stellen uns mit dem Innocampus nun langfristig für die Zukunft auf.“

Wunsch nach einem hocheffizienten Gebäude

Dazu gehört etwa ein Labor, in dem Prototypen getestet werden können. „Und wir brauchen Leistung“, sagt Vorstand Tim Karcher. Viel Leistung aus der Steckdose, die die Stadtwerke zur Verfügung stellen und die weit über das hinausgeht, was gewöhnlich aus einer Haushaltssteckdose kommt. Es ist nur eines von vielen Features, die sich der Mieter im neuen Domizil gewünscht hat.

Auch interessant

„Wir sind ein Unternehmen, das aktiv den Ausbau der Elektromobilität mit Schwerpunkt Nutzfahrzeuge mitgestaltet. Damit entwickeln wir Technologien zur Verbesserung unserer Umwelt. Und deshalb war es für uns auch wichtig, dass wir mit dem Standortwechsel in ein hocheffizientes Gebäude ziehen und damit unseren eigenen CO2-Fußabdruck verbessern“, so der Innolectric-Vorstand.

40 Prozent der Bürofläche wird das Hightech-Unternehmen im Sommer 2023 im Innocampus beziehen. Und Tim Karcher wäre es durchaus recht, wenn weitere Firmen aus der Branche dazukämen und sich ein E-Mobilitätshub in dem Gebäude entwickeln würde.

Auch interessant

Musik spielt in Sachen E-Mobilität im Ruhrgebiet

Vieles spreche für den Standort, der nicht nur in einer attraktiven Umgebung entstehe und der bestens zu erreichen sei, u.a. mit der Straßenbahnhaltestelle direkt vor der Haustür. „Wir sind hier in Bochum im Epizentrum der Elektromobilität“, so Karcher. „Hier wurde die erste Professur für Elektromobilität eingerichtet.“ Hier werden an den Hochschulen die hoch qualifizierten Mitarbeiter von morgen ausgebildet. Wer in der Branche Erfolg haben wolle, müsse längst nicht mehr nach Süden gehen. Die Musik spielt im Revier. In Bochum.

So wird der Innocampus auf Mark 51/7, dem ehemaligen Opel-Werk in Bochum, aussehen. Mitte 2023 soll er fertig sein.
So wird der Innocampus auf Mark 51/7, dem ehemaligen Opel-Werk in Bochum, aussehen. Mitte 2023 soll er fertig sein. © Innocampus

Deshalb seien die Innolectric-Eigner gerne einer Idee gefolgt, die Ralf Meyer, Geschäftsführer der Bochum Wirtschaftsentwicklung, entwickelt habe. Warum nicht an der Stelle, an der ein großer deutscher Hersteller gut 50 Jahre Autos gebaut habe, das Thema Automotive fortsetzen? Sie investieren im Campus einen zweistelligen Millionenbetrag, um im früheren Opel-Werk an der E-Mobilitätsgeschichte mitzuschreiben.

Auch interessant

Schwieriger Untergrund erfordert Pfahlgründung

Und das unter besonderen Bedingungen. So entsteht der attraktive Bürokomplex auf einem schwierigen Untergrund. Exakt an der Stelle, an der früher die Opel-Lackiererei stand. Pfähle mussten in den Boden gerammt werden, die tiefsten von innen reichen bis 20 Meter in die Erde. Auf ihnen steht das dreigeschossige Gebäude mit Dachterrasse und innenliegender Garage, in dem bis zu 230 Mitarbeiter einen Arbeitsplatz finden werden. Innocampus-Projektleiter Ludger Schürmann deutet an, dass schon Herausforderungen beim Bau gegeben hat: „Darüber kann ich bald ein Buch schreiben.“

Im Sommer 2023 soll das Gebäude fertig sein; als vielleicht erste Immobilie oder zumindest eines der ersten privatwirtschaftlich finanzierten Immobilien auf der Ostseite des ehemaligen Opel-Werks. Innolectric-Vorstand Tim Karcher ist überzeugt, dass sein Unternehmen dort Teil einer neuen Ära wird: „Vom Gabelstapler über Lkw und selbst im Marinesektor hat der Verbrenner ausgedient und elektrische Lösungen sind die Zukunft.“