Bochum. Wegen Brandschutzmängeln wurde 2018 das zwölfstöckige Lohring-Hochhaus in Bochum geräumt. Jetzt steht es vor der Neueröffnung. Als Meilenstein.
Es war eines der ersten Hochhäuser in Bochum, gebaut Mitte der 1960er Jahre. Quasi über Nacht erlangte es 2018 unrühmliche Bekanntheit. Wegen Brandschutzmängeln mussten die Mieter aus etwa 90 Wohnungen im Lohring-Hochhaus in Bochum-Mitte ausziehen – ein Jahr nach der Brandkatastrophe am Londoner Grenfell-Tower. Nun steht die Eröffnung des sanierten zwölfgeschossigen Gebäudes an. Es soll nicht weniger als ein „Meilenstein“ sein.
„Milestone“ – Arbeitswelt und Lifestyle auf zwölf Etagen
Das jedenfalls hat sich der Investor auf die Fahnen geschrieben: „Wir wollten keinen 08/15-Charakter“, sagt Dennis Gregor Cholewa. Der 35-jährige Inhaber der Bochumer DGC Gruppe hat das zwölfstöckige Gebäude Ende 2019 gekauft, in einigen Wochen soll es unter dem Namen „Milestone“ – Meilenstein – wieder eröffnet werden. Nicht als Hotel, wie einst den 1960ern, nicht als Wohnturm, sondern als Bürogebäude.
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Geplant war das ursprünglich nicht. „Aber relativ schnell nachdem ich das Gebäude besichtigt habe, ist mir der Gedanke gekommen, dass wir unsere Unternehmenszentrale hierhin verlegen können“, so Cholewa. Ersonnen hat er danach ein Projekt der ganz besondern Art. „Durch die Einsätze meiner Unternehmen in ganz Deutschland und den Kontakt zu internationalen Kunden habe ich viele Arten von Arbeitswelten kennengelernt und die beste Mischung für Bochum und mein Objekt hierbei entwickelt“, so Cholewa. Sein Konzept basiert auf der Kombination von Arbeitswelt und Lifestyle.
Fitnessbereich, Tagesmutter und verglaste Dachterrasse
Eingerahmt sind die zehn Büroetagen nämlich von zwei Ebenen, die den Beschäftigten im Haus das Leben und Arbeitern erleichtern sollen: ein Café, ein Fitnessbereich, Platz für eine Tagesmutter und ein einladender Eingangsbereich mit Concierge im Erdgeschoss sowie ein großzügiger Begegnungsbereich plus vermietbarer Veranstaltungsfläche im Dachgeschoss, das derzeit zu einem schicken Glaskasten mit einem beinahe Rundumblick auf ganz Bochum ausgebaut wird.
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Überhaupt dieser Blick. Der Chef selbst hat sich für sein Büro einen Raum in der elften Etage in Richtung City reserviert: Musikforum mit Marien-Kirche, Europahaus, Stadtwerke-Turm, Bergbau-Museum, alles ist zu sehen. Und bald kommt noch der Cityturm am Hauptbahnhof als nächste Landmarke hinzu. Eine Aussicht zum Genießen. „Ich wollte einen Blick auf meine Stadt“, so Dennis Gregor Cholewa. „Ich bin hier geboren, habe hier mein Abitur gemacht, habe hier studiert.“
Ausbildungsportal und Co-Working-Space-Anbieter ziehen ein
„Ich bin zwar kein Bochumer, aber der Blick da oben ist wirklich toll“, sagt einer der Handwerker, die derzeit vor allem noch mit den Innenausbau beschäftigt sind. Bis zu 70 Personen sind derzeit am Werk, um das Gebäude rechtzeitig fertigzustellen. Im September soll es so weit sein.
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Acht Etagen sind bereits belegt: vier für die DGC Gruppe mit ihren Tochterunternehmen, vier weitere für die Bochumer Territory Embrace GmbH mit ihrer Plattform „ausbildung.de“; ein Start-up, das einst in Bochum gegründet wurde, mittlerweile zum Bertelsmann-Konzern gehört und dessen Fläche im traditionsreichen Lueg-Hochhaus an der Kortumstraße zu klein geworden ist für das nach eigenen Angaben reichweitenstärkste Ausbildungsportal in Deutschland. Voraussichtlich einziehen wird auf zwei Etagen außerdem ein Co-Working-Space-Anbieter. Cholewa: „Die Verträge sind unterschriftsreif.“
Bochumer investiert 16 Millionen Euro
16 Millionen Euro hat der Geschäftsmann in den Kauf und die Sanierung investiert, Corona, der Ukraine-Krieg und die Folgen beider Ereignisse haben den Umbau etwas teurer werden lassen. Und etwa neun Monate länger als geplant hat er auch gedauert. „Es wurde alles herausgerissen, bis zum Betonskelett“, sagt DGC-Prokurist Tim Rösener (51). Planung und ein Detail der Umbauarbeiten hat die DGC mit ihren Tochterunternehmen selbst übernommen, etliche andere Arbeiten wurden vergeben.
Wert gelegt hat die Stadt neben den üblichen Anforderungen der Bauplanung und des Brandschutzes auf die Fassadengestaltung. Cholewa: „Wir haben das Projekt im Gestaltungsbeirat vorgestellt und ich denke, wir haben einen guten Kompromiss gefunden.“ Die hellgraue, hinterlüftete Fassade mit aufgehängten Elementen und dunkelgrauen Aluminiumfenstern soll an die ursprüngliche Gestaltung erinnern. Energetisch entspricht sie höchsten Anforderungen. Nachhaltig und besonders effizient wirken soll das Gebäude außerdem durch die Versorgung mit Heizwärme und Kälte aus Erdwärme. Anstelle des angrenzenden und mittlerweile abgerissenen Apartment-Hauses entsteht im Hinterhof ein Parkdeck für mehr als 100 Fahrzeuge. Es soll mit E-Ladesäulen für Autos und Zweiräder ausgestattet werden.
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Aufzug mit einer Videowand – wie im neuen World Trade Center
Und dann ist da noch der Aufzug. Er ist schon fertig, wird aber noch nicht benutzt, um ihn vor Staub und möglichen Beschädigungen zu schützen. Wer künftig im „Milestone“ zwischen den Etagen surft, wird dies mit medialer Begleitung tun. Auf einer Videowand („wie im neuen World Trade Center“, so der Bauherr) werden Filme gezeigt, darunter irgendwann auch ein Zeitraffer der Baukamera, die auf der rückwärtigen Seite des Geländes angebracht ist.