Bochum. Vor 14 Jahren gab es die letzte Aufführung im Park, dann war Schluss. Jetzt sind die Schauspielstudenten zurück: mit „Ein Sommernachtstraum“.

Shakespeare im Schlosspark: Bei diesen drei Worte schwelgen viele Theaterfans in Erinnerungen. Fast 30 Jahre ist es her, seitdem die Studierenden der Schauspielschule das wundervolle Ambiente direkt neben dem Haus Weitmar erstmals für ein Open-Air-Theater nutzten. In jedem Sommer wurde in dem Park nahe der Hattinger Straße fortan bei freiem Eintritt eine Komödie von William Shakespeare gespielt – mitten auf der grünen Wiese und unter lauschigen Bäumen.

Auch interessant

„Ein Sommernachtstraum“ im Schlosspark Bochum-Weitmar

Das Publikum war hin und weg: Zwischen 1993 und 2008 zogen in jedem Jahr Hunderte, womöglich Tausende zu den Vorstellungen in den Schlosspark. Bänke oder gar eine Tribüne (wie gerade vor dem Schauspielhaus) gab es nicht. Auf mitgebrachten Decken oder Campingstühlen verfolgten die Zuschauer das launige Spiel der Theater-Eleven, dazu gab es Bier, Wein und Käse wie bei einem geselligen Picknick.

Shakespeare im Park soll wieder regelmäßig stattfinden

Die Premiere von „Ein Sommernachtstraum“ findet am Donnerstag, 30. Juni, um 20 Uhr im Schlosspark Weitmar statt. Wieder am 1., 2. und 3. Juli sowie am 7., 8., 9. und 10. Juli jeweils um 20 Uhr. Eintritt frei.

Die Folkwang-Uni Studiengang Schauspiel möchte die Shakespeare-Abende im Schlosspark künftig wieder regelmäßig im Sommer spielen. „Wir haben dafür sogar extra technisches Equipment angeschafft“, sagt Dozent Teo Adebisi.

Und nebenbei konnte man hier einige Entdeckungen machen: Denn so mancher junge Schauspieler, der heute Rang und Namen hat, war damals bereits im Schlosspark unterwegs: etwa Lina Beckmann, Henning Baum oder Roland Riebeling.

Viele Klassiker standen schon auf dem Spielplan

Stücke wie „Was ihr wollt“, „Zwei Herren aus Verona“ und sogar „Macbeth“ standen hier auf dem Spielplan, doch 2008 war plötzlich Schluss. Als Grund dafür gelten vor allem die umfangreichen Bauarbeiten, die fortan im Schlosspark stattfanden: Der gläserne Kubus wurde 2010 fertiggestellt, das Museum unter Tage wurde Ende 2015 eröffnet. „Danach waren wir einige Jahre bei den Bochumer Shakespeare-Treffen dabei, schließlich kam Corona, sodass die Gastspiele im Park leider ausblieben“, erzählt Folkwang-Dozent Teo Adebisi.

Doch die Erinnerungen vieler Fans an die schwungvollen Aufführungen verblassten keineswegs: „Wir haben immer wieder Anrufe, Mails und Briefe bekommen mit der Bitte, doch endlich wieder etwas in Weitmar zu machen.“ All das Flehen hat tatsächlich geholfen, denn ab Donnerstag, 30. Juni, gibt es zum ersten Mal seit 14 Jahren wieder einen „Shakespeare im Park“.

Die amouröse Verwicklungen in Shakespeares „Sommernachtstraum“ übertragen die Schauspielstudenten in den Weitmarer Park.
Die amouröse Verwicklungen in Shakespeares „Sommernachtstraum“ übertragen die Schauspielstudenten in den Weitmarer Park. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Studenten basteln an ihrer Aufführung

Unter der Regie von Teo Adebisi entsteht direkt neben dem Museum unter Tage derzeit eine neue Inszenierung von „Ein Sommernachtstraum“, gespielt vom dritten Jahrgang der Folkwang-Schauspielstudenten aus dem Theaterzentrum an der Friederikastraße. Jede freie Minute puzzeln die jungen Darsteller gerade an ihrer Aufführung, sie spielen, proben und kämpfen mit den vielfältigen Hindernissen dieses traumschönen Ortes.

Auch interessant

„Für uns ist das eine komplett andere Herausforderung als auf einer herkömmlichen Bühne“, sagt Tomte Heer. Allein die Akustik ist im Park natürlich eine völlig andere: „Wir wollen auch in der letzten Reihe noch gut zu verstehen sein, aber schreien dürfen wir auch nicht. Schließlich wollen wir den Text mit Emotionen, Sinn und Verstand füllen.“

Mikrofone sollen nicht zum Einsatz kommen

Als Pluspunkt dürfte sich dabei erweisen, dass im Folkwang-Zentrum in puncto Sprechtraining glänzende Arbeit geleistet wird, wie die jährlichen Aufführungen beweisen, die gemeinsam mit dem Schauspielhaus entstehen. Daher haben sich die Studierenden bewusst dagegen entschieden, Mikrofone im Park zu benutzen: „Das haben wir eine Weile überlegt, aber wahrscheinlich machen wir es nicht“, sagt Lennart Hahn.

Folkwang-Dozent Teo Adebisi leitet die Proben im Weitmarer Schlosspark.
Folkwang-Dozent Teo Adebisi leitet die Proben im Weitmarer Schlosspark. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Stattdessen freuen sie sich über fürwahr ungewöhnliche Proben mitten unter den Parkbesuchern: „Ob Radfahrer oder Fußgänger: Dauernd kommt jemand vorbei und schaut uns zu. Das ist für uns echt neu, aber macht schon Spaß.“

Aufführung dauert gut über zwei Stunden

Regisseur Teo Adebisi ist stolz auf seine Schützlinge: „Man merkt, sie haben total Lust darauf“, sagt er. „Für junge Schauspieler ist es super, groß zu spielen, nicht nur klein auf der Studiobühne. Das ist ein wichtiger Teil ihrer Ausbildung.“ Entstanden sei die Aufführung als Kollektivarbeit: „Lange war gar nicht klar, wer welche Rolle spielt.“

Auch interessant

Dabei soll im Schlosspark kein „Shakespeare light“ geboten werden: „Das ist eine komplette Aufführung, die auch gut über zwei Stunden dauern wird“, sagt Adebisi. So geht es im „Sommernachtstraum“ um die Macht der Liebe und die Kraft der Natur – verlegt ins Jahr 2022. Die Zuschauer haben freie Platzwahl und können es sich auf mitgebrachten Decken oder Klappstühlen gemütlich machen: bereit für eine zauberhafte Sommernacht.

Eine Fotostrecke finden Sie auf waz.de/bochum