Bochum. New York, Zürich, Shanghai: Schaghajegh Nosrati kommt viel ‘rum. Doch der Lockdown hat auch sie ausgebremst. Am Sonntag spielt sie in Bochum.
Die Bochumer Pianistin Schaghajegh Nosrati zählt seit Jahren zur Elite der Klassik-Szene, ihr brillantes, klares Spiel ist in Konzertsälen in aller Welt gefragt. Der internationale Durchbruch gelang ihr 2014 als Preisträgerin beim Bach-Wettbewerb in Leipzig, seither stehen illustre Orte auf ihrem Tourneeplan: Vancouver, Shanghai, Zürich oder Wien. Im November gastiert sie in der renommierten New Yorker Carnegie Hall. Zuvor findet die 32-jährige Musikerin, die in Berlin lebt, aber noch Zeit für ein Konzert in ihrer Heimat: Am Sonntag, 19. Juni, spielt Nosrati gemeinsam mit dem Art-Tone-Trio im Anneliese-Brost-Musikforum.
Die lange Phase während des Corona-Lockdowns hat vielen freien Künstlern zugesetzt. Wie haben Sie diese Zeit überstanden?
Schaghajegh Nosrati: Es war nicht einfach, aber andere Musiker hat es noch viel schwerer getroffen als mich. Sänger und Bläser konnten fast gar nicht mehr auftreten, für Pianisten hingegen gab es immer noch vereinzelt Spielorte. Daneben bin ich sehr froh, dass ich neben meiner Konzerttätigkeit seit 2020 einen Lehrauftrag an der Barenboim-Said-Akademie in Berlin als Assistentin von Sir András Schiff habe, wo ich junge Musiker auf ihrem Weg zum Konzertexamen begleite. Das macht große Freude und gibt mir natürlich auch etwas Sicherheit.
Bochumer Pianistin gibt Konzert in ihrer Heimat
Neue CD erscheint am 17. Juni
Schaghajegh Nosrati hat die freie Zeit während des Corona-Lockdowns für eine intensive Beschäftigung mit dem „Wohltemperierten Klavier“ von Johann Sebastian Bach genutzt. Der erste Band erscheint am 17. Juni auf CD (Cavi-Music). Erhältlich unter anderem bei Aktiv-Music-Point in der City-Passage.
Karten für das Konzert mit dem Art-Tone-Trio am Sonntag, 19. Juni, um 18 Uhr im Anneliese-Brost-Musikforum (kleiner Saal) gibt es unter 0234 / 910 86 66.
Läuft der Konzertbetrieb international denn langsam wieder an?
Durchaus, aber das ist von Land zu Land unterschiedlich. In Spanien bin ich häufig, da wurde fast während der gesamten Corona-Zeit an Konzerten festgehalten. In den USA war das viel komplizierter: Für ein Konzert in Washington habe ich einmal nur mit großem Glück eine Einreisegenehmigung bekommen, weil dort jemand Kontakte zur deutschen Botschaft hatte. Daran merkt man auch, wie fragil der Musikbetrieb gerade überall ist. Kleine Veranstalter haben es total schwer, einige Agenturen haben sich aufgelöst. Auch manche Festivals haben komplett aufgegeben, weil die Unsicherheiten so groß sind, dass sich das einfach nicht mehr lohnt.
Und währenddessen zittern alle vor dem nächsten Herbst, oder?
Absolut. Konzerte werden immer mehr zum saisonalen Geschäft. Im Sommer klappt alles wunderbar, im Herbst und Winter muss man schauen und hoffen.
Auftritt in der Carnegie Hall ein absoluter Traum
Wo waren Sie zuletzt?
Ich komme gerade zurück von der Wiener Staatsoper. Davor war ich mit András Schiff in Vicenza in Norditalien bei einem Auftritt in einem wunderschönen alten Saal. Besonders freue ich mich auf mein erstes Solokonzert in der New Yorker Carnegie Hall Mitte November, wo ich Stücke von Bach und Haydn spiele. Das ist für jeden Pianisten ein absoluter Traum. Davor werde ich „Artist in Residence“ am Beethoven-Haus in Bonn.
Worauf können wir uns bei Ihrem Heimspiel in Bochum freuen?
Gemeinsam mit dem Art-Tone-Trio spiele ich im Musikforum das Klavierquartett Es-Dur von Robert Schumann. Diesen Komponisten liebe ich über alles! Er hat einmal jungen Pianisten den Ratschlag mit auf dem Weg gegeben, jeden Tag ein Stück von Bach zu spielen. Daran halte ich mich bis heute. Davor gibt ein Streichtrio von Heitor Villa-Lobos. Das ist eine gute Mischung und wird richtig schön.