Bochum. In einem Interview unterstellt Peymann seinem Bochumer Nachfolger ein Desinteresse an seinem Haus und ein fettes Gehalt. Doch stimmt das auch?

85 Jahre ist er mittlerweile – und kein bisschen altersmilde: Intendanten-Legende Claus Peymann hat der „Berliner Zeitung“ ein Interview gegeben, das in Theaterkreisen für einigen Wirbel sorgt. Wortreich verteilt Peymann darin einige Spitzen – auch gegen Johan Simons.

Peymann sagt darin: „Es gibt einen Intendanten im Ruhrgebiet, der ist kaum anwesend und interessiert sich gar nicht für sein Haus, bekommt aber ein Jahresgehalt von 350.000 Euro.“ Zwar räumt er ein, am Ende seiner Laufbahn ähnlich gut verdient zu haben, aber: „Ich war immer da, von früh bis spät, und hab immer nur an meinem Theater inszeniert.“

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Wohl bewusst nennt Peymann keinen Namen, doch dass mit dem „Intendanten im Ruhrgebiet“ nur Johan Simons gemeint sein kann, scheint offensichtlich. Schließlich waren dessen Tätigkeiten an anderen Häusern in den letzten Wochen Teil einer größeren Debatte rund um seine Vertragsverlängerung.

Doch stimmen Peymanns Äußerungen überhaupt? Nach Recherchen dieser Zeitung beläuft sich Simons Grundgehalt als Intendant auf 250.000 Euro pro Jahr, was aber durch eigene Regiearbeiten in Bochum und Inszenierungen an anderen Theatern aufgestockt werden kann.

Intendant Johan Simons (Mitte) bei der Podiumsdiskussion Ende Mai im Foyer der Kammerspiele.
Intendant Johan Simons (Mitte) bei der Podiumsdiskussion Ende Mai im Foyer der Kammerspiele. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Johan Simons versichert, zu 70 Prozent in Bochum zu sein

Im Interview mit der WAZ versicherte der Intendant kürzlich, etwa zu 70 Prozent in Bochum zu sein. Daneben bringen seine Jobs an anderen Häusern bisweilen auch Positives für die Bochumer: So wird der preisgekrönte „Woyzeck“ aus Wien im April im Schauspielhaus zu sehen sein. Und wer Simons bei der zweistündigen Publikumsdiskussion vor wenigen Wochen im „Tanas“ erlebt hat, käme nicht auf die Idee, dass sich der Mann für sein Haus nicht interessiert.

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Möglich ist auch, dass Peymann aufs Schauspielhaus ohnehin nicht gut zu sprechen ist. 2015 brachte er sich in einem Interview mit der WAZ selbst als Nachfolger von Anselm Weber ins Gespräch. Eher scherzhaft sagte er damals: „Ich komme nach Bochum und bringe den Haußmann und den Hartmann mit. Dann kommen drei Männer und retten das Bochumer Schauspielhaus vor dem Untergang.“

Schauspielerin Mareile Blendl schießt zurück

Zum Start der Simons-Intendanz sah man Peymann gelegentlich am Theater, er las auch Texte von Thomas Bernhard in den Kammerspielen. Gerüchten zufolge soll es Überlegungen gegeben habe, Peymann in Bochum erneut inszenieren zu lassen, woraus aber nichts wurde.

Das Schauspielhaus erklärt auf Nachfrage, Peymanns Interview wohl gelesen zu haben. Näher dazu äußern wolle man sich aber nicht.

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Ganz anders sieht das Schauspielerin Mareile Blendl, ehemaliges Mitglied am Berliner Ensemble. Dass ihn die Schauspieler lieben würden, wie Peymann behauptet, „trotz oder wegen meiner Brüllerei“, mag Blendl nicht so stehen lassen: „Nehmen Sie das zurück“, schreibt Blendl in einem Brief. „Ich habe Sie nie geliebt. Ich kenne auch keine Kolleginnen oder Kollegen, die das tun. Niemand wird gerne angebrüllt.“