Bochum. Opels Europa-Lager soll bis 2025 sicher in Bochum bleiben. So sieht es eine Tarifvereinbarung vor. Der Haken: u.a. Mehrarbeit ohne Lohnausgleich.
Ende 2014 hat Opel seine Autoproduktion in Bochum beendet. Der Autobauer bleibt mit seinem Warenverteilzentrum im Stadtteil Langendreer aber ein wichtiger Arbeitgeber in der Region – und das voraussichtlich über 2023 hinaus. Die Opel-Konzernmutter Stellantis hat sich mit dem Betriebsrat und der IG Metall auf die Verlängerung der Beschäftigungssicherung geeinigt.
Beschäftigungssicherung in Bochum bis Mitte 2025
Bis Ende Juli 2023 gilt bislang die Vereinbarung, keine betriebsbedingten Kündigungen vorzunehmen. Es schafft Arbeitssicherheit für die 700 Stammbeschäftigten im früheren Werk III. Diese Garantie soll nun um weitere zwei Jahre verlängert werden, also bis Ende Juli 2025. So sieht es der jüngst ausgehandelte neue Tarifvertrag vor, den die Gewerkschaft den Beschäftigten am Dienstag (23. November) vorstellen und über den Anfang Dezember abgestimmt wird.
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Aus Sicht von Gewerkschaft und Betriebsrat führt die Einigung nicht nur zu einer Verlängerung der Arbeitsplatzgarantie für die Bochumer Beschäftigten, sondern wäre auch ein Signal für den dauerhaften Bestand des Logistikzentrums, von dem aus in ganz Europa und zum Teil darüber hinaus alle Opel-Ersatzteile an mehr als 5500 Händler verschickt werden. Es würde die Gefahr mindern, so Volker Strehl, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Dortmund, dass Stellantis den erst 2017 mit einer 13 Fußballfelder großen modernen Logistikhalle erweiterten Standort in ein Land mit geringeren Lohnkosten verlegt.
Gewerkschaftsmitglieder müssen noch zustimmen
„Wir empfehlen unseren Mitgliedern, diese Vereinbarung anzunehmen, auch wenn wir Zugeständnisse machen mussten“, so Strehl. Auch Betriebsratschef Ralf Bakenecker begrüßt das Papier und plädiert dafür, es anzunehmen. Die IGM-Mitglieder, mehr als 80 Prozent der Beschäftigten des Warenverteilzentrums sind gewerkschaftlich organisiert, stimmen Anfang Dezember über den neuen Tarifvertrag ab. Volker Strehl geht davon aus, dass auch die betriebsinterne Tarifkommission nach ihrer Sitzung am Freitag die Annahme empfiehlt.
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2,5 Stunden mehr pro Woche ohne Lohnausgleich
Dabei hat die Beschäftigungssicherung am Standort Langendreer auch einige Haken. Von Januar 2022 an wird wieder 37,5 Stunden in den Woche gearbeitet – ohne Lohnausgleich. Bislang gilt die 35-Stunden-Woche. Zukünftige Tariferhöhungen werden in Bochum jeweils um eine Tarifperiode verschoben. Und neu eingestellte Mitarbeiter werden nicht mehr nach dem Metaller-Tarif vergütet, sondern erhalten ihren Lohn nach dem Tarifwerk Kontraktlogistik NRW. Sie erhalten keine Leistungszulagen, kein Urlaubs- und weniger Weihnachtsgeld und werden nach Schätzung der Gewerkschaft etwa 20 Prozent weniger als die jetzige Belegschaft verdienen. Kröten, die IG Metall und Betriebsrat bei den Verhandlungen geschluckt haben. Auf der Haben-Seite verbuchen können sie, dass das bislang ausgesetzt tarifliche Zusatzentgelt vom nächsten Jahr an wieder gewährt wieder – in Form von acht zusätzlichen freien Tagen.
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1100 Beschäftigte arbeiten in drei Schichten
Zufrieden zeigt sich das Unternehmen mit dem Ausgang der Verhandlungen. „Nach intensiven aber stets konstruktiven Verhandlungen haben wir eine gute und faire Übereinkunft erzielen können“, sagt Ralph Wangemann, Opel-Geschäftsführer Personal und Personal-Chef von Stellantis in Deutschland. „Die Beschäftigten profitieren von einer langfristigen Beschäftigungssicherung, während wir gleichzeitig die notwendigen Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit vereinbaren konnten.“
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Zur Vereinbarung zählt zwar auch, dass Opelaner das Unternehmen über unterschiedliche Ausstiegsprogramme verlassen können. „Aber eigentlich brauchen wir in Bochum noch Personal“, so Ralf Bakenecker und Volker Strehl. Denn längst arbeiten in Langendreer nicht nur das Kontingent von 700 Beschäftigten, dass die Arbeitnehmervertretung nach dem Aus des Autowerks mit dem Unternehmen vereinbart hatte. Mehr als 400 Beschäftigte sind hinzugekommen: von anderen deutschen Opel-Standorten, vom Logistiker Neovia, der zwischenzeitlich auch in Bochum die Geschicke gelenkt hat, und sogar aus dem Opel-Werk im polnischen Gliwice. Zudem jobben mehr als 100 Studenten mittlerweile für den Autobauer.
Denn: Zu tun gibt es mehr als genug – trotz Corona. Zumal das Geschäft des früheren Warenverteilzentrums am Stammsitz in Rüsselsheim nun zum größten Teil auch über Langendreer abgewickelt wird und auch die frühere Opel-Mutter PSA, die nun selbst Teil von Stellantis ist, Teile anderer Marken über das Drehkreuz Bochum verschickt. „Wir arbeiten in drei Schichten“, sagt Ralf Bakenecker. Und auch das ist gut.