Bochum. . Dietz AG stellt eine mehr als 37 000 Quadratmeter große Halle für den Warenumschlag fertig. Es ist die vierte neue Logistikhalle in einem Jahr.

Etliche Kräne gehören seit Monaten zum Stadtbild Bochums. Sie zeugen von einer regen Bautätigkeit – vor allem auf dem gewerblichen Sektor. An mehreren Stellen sind riesige Hallen entstanden, werden gerade gebaut oder umgebaut.

Auffällig dabei: Es sind in erster Linie Logistikhallen. Das Zentrum des Warenumschlags im Ruhrgebiet ist zwar Duisburg. Und in Bochums unmittelbarer Nachbarschaft entwickelt sich allmählich auch Herne zu einem nennenswerten Dreh- und Angelpunkt für Waren aller Art. Aber auch Bochum macht mehr und mehr in Logistik.

Grundfläche von 37 170 Quadratmetern

So wird in diesen Tagen die vierte große Logistikimmobilie fertiggestellt. An der Karl-Lange-Straße unweit des Ruhrstadions hat die Dietz AG aus Bensheim zwischen den Stahlwerken Bochum und Thyssenkrupp Stahl für 27 Millionen Euro eine Immobilie mit einer Grundfläche von 37 170 Quadratmetern errichten lassen.

Einen Teil davon hat der E-Commerce-Händler SVH24 gemietet – plus der Option auf eine Erweiterung. Verhandlungen mit weiteren Mietern führt die Dietz AG. „Wir sind uns sicher, dass wir kurzfristig eine Vollvermietung melden können“, sagt Dietz-Vorstandsmitglied Markus Engelmann. „Die Nachfrage nach solchen Immobilien lässt uns positiv in die Zukunft schauen."

E-Commerce-Händler zieht ein

Der E-Commerce-Händler SVH24 aus Dortmund hat seinen Warenversand bislang über einen Dienstleister aus dem Raum Berlin erledigen lassen und will dies künftig in Eigenregie übernehmen. „Wir planen im ersten Schritt mit 1000 Paketen am Tag“, sagt SVH24-Geschäftsführer Alexander Schmidt. Sein Unternehmen, eine Tochter der baden-württembergischen Würth-Gruppe, betreibt ein Beschaffungsportal für professionelle Handwerker und ambitionierte Heimwerker. Das Ziel: Wachstum und damit ein deutlich größerer Güterumschlag von Bochum aus.

Die Entscheidung für die Stadt sei nicht zuletzt wegen der verkehrsgünstigen Lage und der Nähe zu großen Versandunternehmen wie DHL (Laer), DPD (Unna) und GLS (Dortmund) gefallen. 30 Arbeitsplätze werden zunächst an der Karl-Lange-Straße entstehen. Schmidt: „Das Personal suchen wir gerade.“

60 Millionen Euro investiert

Damit nicht genug in Sachen Warenumschlag. Zwei weitere große Logistikhallen sind unlängst im Stadtgebiet entstanden, nämlich:

Opel-Warenlager: 60 Millionen Euro hat Opel in den Bau seine neuen Warenverteilzentrums in Langendreer investiert. Aus der 95 000 Quadratmeter großen Immobilie, das entspricht der Größe von etwa 13 Fußballfeldern, versorgt der Autobauer insgesamt 2300 Opel-Händler in ganz Europa. 700 Mitarbeiter beschäftigt er inklusive dem unweit gelegenen alten Teilelager.

DSV-Warenlager: Seit September betreibt das dänische Unternehmen DSV in Stahlhausen für die Drogeriekette DM ein 40 000 Quadratmeter großes Logistikzentrum. Etwa 130 Mitarbeiter sind dort tätig. Und die nächsten Logistik-Standorte sind bereits in Arbeit.

Zander-Gruppe: Der Essener Großhändler für Sanitär- und Elektro-Artikel errichtet an der Carolinenglückstraße in der ehemaligen Wollschläger-Immobilie sein Zentrallager. In diesen Tagen wird die 25 800 Quadratmeter, fast drei Fußballfelder große Lagerhalle mit Ware bestückt, in der zweiten Jahreshälfte will Zander seine Regionallager von Bochum aus beliefern. 200 Beschäftigte, darunter einige ehemalige Wollschläger-Mitarbeiter, werden dort tätig sein; zum größten Teil gehören sie jetzt schon dem Unternehmen an.

DHL-Megapaketzentrum: Auf dem früheren Opel-Werksgelände in Laer entsteht derzeit eine 39 000 Quadratmeter große Halle, aus der von Oktober 2019 an stündlich 50 000 Pakete umgeschlagen werden sollen. 600 Arbeitsplätze sollen dort entstehen.

Geografische Lage passt

Damit wächst die Logistik-Branche in der Stadt erheblich. Laut einer Analyse der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr sind 2015 insgesamt 12 828 Menschen als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Bochum logistischen Tätigkeiten nachgegangen. Diese Zahl dürfte künftig erheblich höher sein.

Denn: „Die Logistik gewinnt weiter an Bedeutung im gesamten mittleren Ruhrgebiet, weil dies wegen seiner geografischen Lage prädestiniert dafür ist“, sagt Jörg A. Linden, Sprecher der Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet. Und: „Eine Region ist gut beraten, wenn sie für fortschrittliche Logistikkonzepte offen ist.“

>>>>Großhandel spielte bis 2015 die größte Rolle

Ende 2013 deckten 25,8 Prozent der 20 808 ha großen Gewerbefläche der Metropole Ruhr die logistisch relevanten Wirtschaftszweige Großhandel, Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen, Lagerei sowie Post-, Kurier- und Expressdienste ab.

In Bochum betrug der Anteil 24,1 Prozent an der Gesamtgewerbefläche von 1200 ha. Schwerpunkt des Logistiksektors in der Stadt war bis dahin der Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen), so eine Analyse der Metropole Ruhr.