Bochum-Innenstadt. Gasper Duhanaj ist seit 20 Jahren Hausmeister im Bochumer Kunstmuseum. Er arbeitet zwischen Regalen, Leitern und Kunstwerken von Millionenwert.

Na klar; die Filme "Nachts im Museum" hat er alle gesehen. Angst, ihm könnte dasselbe Schicksal wie dem dortigen Museumswächter Larry Daley passieren, hat Gasper Duhanaj allerdings nicht. In der Filmkomödie erwachen die Exponate nachts nämlich zum Leben, verlassen ihre Standorte und wandern durchs Museum.

"Ich habe keine Angst, wenn ich nach einer Veranstaltung nachts hier bin", sagt der 57-Jährige. Der Bochumer ist seit 20 Jahren Hausmeister im Kunstmuseum. Einen ziemlichen Schrecken hätte er aber dem Besucher einjagen können, der gegen Veranstaltungsende unbemerkt auf die Toilette verschwand. "Das Konzert von Gisidora war vorbei und ich habe das Haus abgeschlossen", erinnert sich Duhanaj.

Besucher im Bochumer Museum eingeschlossen

Als die Alarmanlage sofort auf "Rot" umsprang, wusste Duhanaj Bescheid: Im Gebäude bewegt sich noch jemand. "Es stellte sich schnell heraus, dass es keine Taube ist, sondern noch ein Gast", sagt Duhanaj, der vor seiner Zeit im Kunstmuseum in den Ruhrlandhallen arbeitete und ursprünglich aus dem Bereich des Maschinenbaus kommt. 

Während Besucher des Kunstmuseums durch die Veranstaltungsräume wandeln und Werke wie "Laternen auf Blau" von Willi Baumeister, "Der barmherzige Samariter" von Jan Zrzavýs oder Raum- und Soundinstallationen von Friederike Klotz bewundern, blickt Duhanaj häufiger an ganz andere Orte, zum Beispiel die Decke.

Herr über 2500 Glühbirnen

Da flackert nämlich gerade ein LED-Licht. "Das muss ich reparieren, wir haben rund 2500 Glühbirnen hier", sagt Duhanaj. Sein Aufgabenfeld ist vielfältig: Im Vorfeld von Veranstaltungen kümmert sich der Hausmeister um die Bestuhlung, sorgt für funktionierenden Ton und Beamer. "Ich kontrolliere außerdem die Fluchtwege, manchmal stellen Besucher nämlich einfach Stühle davor", sagt Duhanaj. 

Auch die Arbeit mit den Künstlern gehört zu seinen Aufgaben dazu: "Ich helfe beim Bilder aufhängen, bei Installationen oder der Ausrichtung des Lichts", sagt Duhanaj. Dabei interessiert er sich auch immer persönlich für die Werke und Gemälde. "Wenn mich Kunst nicht interessieren würde, würde ich hier nicht arbeiten", sagt Duhanaj. Was er besonders schätzt: Die Gelegenheit, Künstler selbst zu ihren Kunstwerken zu befragen. 

Millionenschwere Werke

Daran, dass er teilweise mit millionenschweren Werken hantiert, hat sich Duhanaj längst gewöhnt. "Das hier gefällt mir besonders gut", sagt Duhanaj und zeigt ein Ölgemälde  von Francis Bacon aus dem Jahr 1958 mit dem Titel ""Liegende Figur". Geschätzter Wert: 35 Millionen Euro. "Unser teuerstes Werk", sagt Duhanaj. 

Nicht ungewöhnlich für ein Werk von Bacon: Bei einer Auktion in New York wechselte im Jahr 2008 sein Werk "Triptych" aus den 1970ern für umgerechnet 55,7 Millionen Euro den Besitzer. Zu diesem Zeitpunkt war noch nie so viel für ein Bild der Nachkriegszeit gezahlt worden. "Triptych" liegt aktuell auf Rang vierzehn der teuersten Gemälde der Welt.

Prominente Gäste sind auch dabei

Wenn Duhanaj nicht gerade ein Regal oder einen Papierspender repariert, steht er auch den Besuchern immer wieder Rede und Antwort. "Sie wollen oft wissen, wo welche Ausstellung ist", sagt der Hausmeister. "Ein bisschen gehöre ich ja schließlich selbst zum Inventar", sagt er und lacht. 

Auch, wenn außerhalb der Pandemie normalerweise jeden dritten Tag Veranstaltungen im Kunstmuseum stattfinden, gibt es dabei immer noch besondere Momente für Duhanaj. "Wenn jemand wie Norbert Lammert zu Besuch ist und mich grüßt, ist das schon ein kleines Highlight", gibt er zu. 

Goldene Knöpfe gefunden

Ein Highlight war auch der Fund, den er nach einer Veranstaltung machte. Statt den üblichen Jacken, Regenschirmen oder Getränken fand Duhanaj Manschettenknöpfe - aus Gold. "Sie gehörten dem Vortragsredner, und wir haben sie ihm natürlich zurückgegeben", sagt Duhanaj. 

Einen Brand, einen großen Wasserrohrbruch, einen spektakulären Diebstahl, von Besuchern heruntergeschmissene Exponate - "all das hat es in meiner Geschichte hier nicht gegeben", sagt Duhanaj. Und schiebt hinterher: "Da bin ich auch ziemlich froh drum".

Neue Museumschefin

Am 3. April 1960 wurde in der historischen Doppelhaus-Villa Marckhoff-Rosenstein die städtische Kunstgalerie Bochum eröffnet – das heutige Kunstmuseum Bochum.

Der erste Museumsleiter war Peter Leo, seit 2021 ist es Kunsthistorikerin Noor Mertens.

Zum 60. Jubiläum eröffnete nach Umbaumaßnahmen in der Villa Marckhoff die Dauerausstellung "Sichtbar" mit ausgewählten Meisterwerken aus der eigenen Sammlung.