Bochum. Fast fiel die Übersichtsschau des Bochumer Künstlerbundes Corona zum Opfer. Doch es kam anders: Im Kunstmuseum kann man Entdeckungen machen.

Klang-Installationen, farbstarke Malerei und andere spannende Kunst – wie lange hat man das in Bochum entbehrt! Ergo kommt, da die Corona-Pandemie abzuebben scheint, die neue Übersichtsausstellung des Bochumer Künstlerbundes BKB gerade recht. 87 Werke von 58 Künstlerinnen und Künstler können im Museum in Augenschein genommen werden. Wenn das kein Angebot ist!

87 Arbeiten aus 300 Einreichungen ausgewählt

Die Übersichtsschau des BKB, dem rund 80 Kreative angehören, findet alle drei Jahre statt. Dabei hat die Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum eine gute Tradition, die auch unter der neuen Museumsdirektorin Noor Mertens fortgesetzt wird. Sie stand bereits Anfang des Jahres, als sie noch Leiterin des Kunstvereins Langenhagen war, im engen Kontakt mit dem Künstlerbund und war auch in dem Gremium aktiv, das die auszustellenden Kunstwerke schließlich begutachtete. „Wir hatten über 300 Werke zur Auswahl“, so die BKB-Vorsitzende Jacqueline Kraemer, „schließlich kamen 87 Arbeiten zum Zuge.“ Man wollte die Ausstellung nicht überladen, daher die Beschränkung.

Blick auf eine großformatige Malerei von Uta Hoffmann. Die Künstlerin gestaltete das Bild während der Corona-Zeit.
Blick auf eine großformatige Malerei von Uta Hoffmann. Die Künstlerin gestaltete das Bild während der Corona-Zeit. © Olaf Ziegler | Olaf Ziegler

Schau ist umfassend, ohne überladen zu wirken

Tatsächlich sind die Übersichtsausstellungen des BKB so gesehen immer eine Gratwanderung. Natürlich möchte der Verein möglichst viele seiner Mitglieder der Öffentlichkeit präsentieren. Andererseits sind die Möglichkeiten auch im luftigen 1. Obergeschoss des Museums begrenzt – insofern, dass in den weiten, lichten Räumen nicht alles mit Kunst zugestellt werden soll. Vielmehr sollen die Bilder, Skulpturen und Installationen Raum haben, um zu atmen, wie man so schön sagt.

Das ist in der 2021er Schau gut gelungen. Sie ist umfassend, ohne überladen zu wirken. Der Pluralismus der Arbeiten und Ausdrucksformen liegt in der Natur der Sache, aber der Betrachter verzettelt sich beim Rundgang nicht in zu viel zur Schau gestellten künstlerischen Individualismus. Alle Arbeiten sind insgesamt gefällig in dem Sinne, dass hier keine verstörenden oder irritierenden Installationen, Gemälde oder Skulpturen geboten werden. Vielmehr handelt es sich um qualitativ hochwertige Exponate, die zum Verweilen, Nachdenken und ein Auf-Sich-Wirken-Lassen auffordern.

Filigrane Installation wächst aus der Wand

Dazu zählt etwa die sehr schöne, filigrane Wandinstallation „Auftrieb 1“ von Irmgard Potthoff, die hauchdünne Drahtlinien zu einem schwebenden Geflecht arrangiert. Oder die malerisch-gestischen, namenlosen Tafelbilder von Gabi Moll, die durch ihre fein austarierte farbliche Balance überzeugen. Attraktiv wirken die Lautsprecherboxen von Yvonne Dicketmüller, deren schillernde Membrane die Künstlerin aus Kupferlackdraht und Garn handgenäht hat.

Starken Eindruck machen die Farbraster, die die Fotografen Engels & Kraemer über eine ihrer verfremdeten Naturaufnahmen aus der Serie Flora Vortex legen. Hier denkt man an Vasarely und die Op Art, aber auch an die virtuosen Farbjonglagen eines Paul Klee.

Blick in die Ausstellung: Im Vordergrund die Stahlskulptur Variation II/39 von Sebastian Wien.
Blick in die Ausstellung: Im Vordergrund die Stahlskulptur Variation II/39 von Sebastian Wien. © Olaf Ziegler | Olaf Ziegler

Doch nicht nur in großen und Normal-Formaten kann man schwelgen, sondern auch in Kunststücken von reduziertem Maßstab. Eine Entdeckung sind die kräftig und gestisch ausgeführten, kleinformatigen Lack-Gemälde von Can Dogan, und auch die kleinteiligen, verfremden Polaroids von Karin Pietzka sind voll Tiefe und Schönheit.

Führungen im Juli und August

Die Ausstellung „Bochumer Künstlerinnen und Künstler“ läuft den ganzen Sommer über, ein Besuch ist sehr zu empfehlen. Am 4. und 18. Juli sowie am 8. August gibt es Führungen unter der fachkundigen Leitung der Kunsthistorikerin Elisabeth Kessler-Slotta.