Bochum. Einige Kirchengemeinden in Bochum starten am Wochenende wieder mit Präsenz-Gottesdiensten. Viele sind in diesen Corona-Zeiten ab noch vorsichtig.

In der Propsteipfarrei St. Peter und Paul in Bochum-Innenstadt ging es schon vergangene Woche wieder los, jetzt zieht auch die Pfarrei St. Franziskus im Bochumer Süden und Südwesten nach. Und auch einige wenige evangelische Kirchen öffnen wieder ihre Türen für Präsenz-Gottesdienste – also live, vor Ort, mit Menschen. Viele Gemeinden allerdings reagieren noch verhalten auf die jüngst beschlossenen Lockerungen des Corona-Lockdowns. Ein Überblick.

Erste Bochumer Gemeinden feiern wieder Präsenz-Gottesdienste – aber längst nicht alle

Es kam wohl Druck von vielen Gemeindemitgliedern, die es wieder in die Kirche zieht. „Aber natürlich haben auch wir Pfarrer und die Gremien den Wunsch gehabt, den Glauben wieder gemeinsam zu feiern“, erklärt Pfarrer Thomas Köster, weshalb die Pfarrei St. Franziskus jetzt den Neustart riskiert. „Wir sind überzeugt, das verantwortlich tun zu können.“

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Man habe auf die Inzidenzwerte geschaut, auf die Belegung der Intensivbetten. Und dann den Entschluss gefasst: „Der Zeitpunkt für die Rückkehr zu Präsenz-Gottesdiensten ist gekommen.“ Köster erinnert an „die Zahlen“, die zum Lockdown vor Weihnachten geführt hatten. „Da gingen wir stramm auf die 200 zu.“

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Gleichwohl werde jetzt nicht sorglos geöffnet. „Wir müssen weiterhin vorsichtig sein“, sagt Thomas Köster. Doch die Gemeinden in den Nachbarstädten hätten gezeigt, dass Präsenz-Gottesdienste möglich sind. „In Herne, Gelsenkirchen und Dortmund hatten Gemeinden entweder gar nicht ausgesetzt oder schon eher wieder angefangen.“ Auch die Klosterkirche in Stiepel hätte fast durchgehend Gottesdienste gefeiert. Von Corona-Hotspots, die daraus entstanden sind, sei ihm nichts bekannt, sagt Köster.

Bochumer Pfarrer: „Appellieren an die Eigenverantwortung eines jeden“

In der Pfarrei St. Franziskus machen laut Köster alle Gemeinden mit, „wenn auch nicht in vollem Umfang“. Es greife erneut das ohnehin schon bestehende Hygienekonzept, erweitert um die Pflicht, medizinische bzw. FFP2-Masken zu tragen. Gottesdienst-Besuchern stehen nur 20 Prozent der Sitzplätze zur Verfügung, um die Abstände zu wahren.

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Thomas Köster betont, dass man keinen Druck aufbauen wolle. Es gebe ja auch Stimmen in der Pfarrei, die den Schritt für verfrüht halten. „Wir appellieren weiter an die Eigenverantwortung eines jeden.“ Man solle nur „mit einem guten Gefühl“ in die Kirche kommen.

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Zurückhaltend zeigt sich zunächst auch noch die Pfarrei Liebfrauen im Bochumer Norden und Osten. Im Pfarrgemeinderat am Donnerstag, 4. März, gab es noch keine einheitlichen Beschluss. „Momentan gehe ich davon aus, dass die Kirchen zumindest werktags Präsenz-Gottesdienste anbieten“, sagt Pater David Ringel auf WAZ-Anfrage. „Zumindest dort, wo das Hygienekonzept eingehalten werden kann.“

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Auch an Wochenend-Gottesdienste werde gedacht. Die Realisierung sei aber auch von ausreichendem Personal abhängig, sagt Pater David. „Ohne Einlassregelung geht nichts.“ Frühestens ab nächster Woche gehe es in der Pfarrei Liebfrauen los.

Beerdigungen ja, Gottesdienste nein? Ein Pfarrer spricht von Etikettenschwindel

Verhalten in Sachen Präsenz-Gottesdienste gibt sich auch der evangelische Kirchenkreis Bochum. Dort geht man es ganz langsam an. „Bislang sind es nur zwei Gemeinden, die wieder loslegen: Stiepel und Trinitatis in Riemke“, teilt Sprecherin Hannah Praetorius mit. Es gelte weiterhin die Empfehlung der Landeskirche, im Lockdown keine Präsenz-Gottesdienste zu feiern. „Und dieser geht ja bis zum Sonntag, 7. März“, so Praetorius.

Inzidenz-Richtwert 35

In der Pfarrei St. Gertrud Wattenscheid werden, solange der Inzidenzwert in Bochum über 35 liegt, keine Präsenzgottesdienste gefeiert. Die Gemeinden laden wie bisher ein zu Online-Gebeten und -Gottesdiensten und zum Besuch der Kirchen für ein persönliches Gebet mit Musik, Zeiten der Stille und kurzen Impulsen. Die Kirchen sind am Sonntag zum persönlichen Gebet geöffnet. Info: www.sanktgertrud-wattenscheid.de .

Auch in den Kirchen der evangelischen Kirchengemeinde Wattenscheid gibt es aus Rücksicht auf die hohen Corona-Infektionswerte aktuell keine Präsenzgottesdienste. Trotzdem sind die geschmückten Kirchen geöffnet und laden zum Innehalten und Gebet zu den Zeiten der offenen Kirchen ein. Info: www.e-ki-wa.de .

Letztlich entschieden die Gemeinden selbst, ob sie dieser Empfehlung folgen. Zuletzt hatten dies alle getan. Jetzt legen die zwei Gemeinden vor. „Die anderen sind noch vorsichtig“, weiß Praetorius aus der Pfarrkonferenz am Mittwoch, 3. März. „Viele wollen lieber noch warten.“

Jürgen Stasing und seine Gemeinde in Stiepel zählen nicht dazu. Der Pfarrer hält Präsenz-Gottesdienste wieder für machbar: „Die Leute sind eh vorsichtig, schon vor dem Lockdown waren die Gottesdienste nicht voll ausgelastet.“ Und so rechnet er auch zum Start am Sonntag, 7. März, 10 und 11 Uhr in der Dorfkirche, nicht damit, dass die 30 zur Verfügung stehenden Plätze alle besetzt sein werden.

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Stasing ärgerte zuletzt die Uneinheitlichkeit. „Ich habe jede Woche zwei, drei Beerdigungen mit bis zu 30 Leuten, und da gehört ja auch ein Gottesdienst dazu. Und dann sollen die regulären Gottesdienste nicht möglich sein? Das ist doch ein Etikettenschwindel.“ Er hält es für „wichtig, dass sich die Menschen wieder versammeln können“ – und bietet am Sonntag Gelegenheit dazu.

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