Bochum. Pater Thaddäus entscheidet sich mit 35 Jahren Mönch zu werden. Er lebt im Zisterzienserkloster in Bochum-Stiepel. Sein Beweggrund ist die Liebe.
Pater Thaddäus ist 35 Jahre alt, als er beschließt, ins Kloster zu gehen. Er tauscht sein, wie er sagt, ganz normales Leben mit Partnerschaften und einem Job im Musikbusiness gegen das Leben als Mönch. Statt wie früher in München, Paris, Chicago und Helsinki lebt er zuerst im Zisterzienserkloster Heiligenkreuz bei Wien und zieht schließlich in dessen Ableger nach Bochum-Stiepel. Sein Beweggrund: die Suche nach Gott und die Sehnsucht nach Liebe.
Der heute 43-jährige legt 2016 die ewigen Gelübde ab – darunter das Versprechen für immer Teil der Gemeinschaft der Zisterzienser zu bleiben. Und das Versprechen, im Zölibat zu leben, also nie wieder ein Partnerschaft zu führen oder eine Familie zu gründen.
Leben im Zisterzienserkloster Bochum-Stiepel: Zölibat und Liebe sind kein Widerspruch
Die Liebe und das Leben im Zölibat – man könnte im ersten Moment meinen, dass das ein Widerspruch ist. Doch Pater Thaddäus sagt: „Im Gegenteil. Nie habe ich eine Liebe so tief erfahren und gespürt, wie die von Gott.“ Die Lebensform Zölibat ist für ihn keine Qual, sie verheißt ihm Erfüllung. „Man lebt freier für Gott und für die Menschen und somit vorbehaltloser“, meint der Diakon, der kurz vor der Priesterweihe steht. Zudem verstehe sich ein Zisterzienserkloster seit jeher als Schule der Liebe.
Dass Pater Thaddäus einmal ins Kloster geht, hat er noch vor wenigen Jahren selbst nicht gedacht. Er wächst im fränkischen Erlangen in einer gläubigen Familie auf, doch das sei nicht der Grund für seine spätere Entscheidung. Zwar hat er schon mit 18 Jahren eine große Sehnsucht nach einem Leben in Ganzhingabe, doch das Thema Kloster schiebt er immer wieder von sich weg. Stattdessen denkt er: „Das kannst du machen, wenn du alt bist.“
Pater Thaddäus hat Kloster-Eintritt nie ernsthaft angezweifelt
Die Entscheidung, die er vor acht Jahren trifft, bereut Pater Thaddäus nicht. „Das ist nicht unbedingt repräsentativ und ich spreche nur für mich, aber meinen Eintritt habe ich nie ernsthaft angezweifelt.“ Kurz vorher sei er an einen Punkt gelangt, an dem er das Gefühl gehabt habe er, sein Leben zu verpassen. Denn das Leben im Kloster und im Zölibat würden sich viele vorstellen wie ein Gefängnis, das einschränkt.
Doch der Mönch verspürt seit seinem Eintritt vor allem Freiheit. „Ich habe vorher die Erfahrung gemacht, dass viele Beziehungen, gerade im Berufsleben, instrumentalisiert sind. Der Kern der Liebe ist es, den anderen so wertzuschätzen, wie er ist“, so Pater Thaddäus. Das Klosterleben sei für ihn erfüllend und befreiend, weil der Mönch kein anderes Ziel hat, als Gott und den Mitmenschen groß werden zu lassen. Dadurch wachse er auch selbst innerlich.
Besuch im Kloster hat Familie und Freunde umdenken lassen
Um 6 Uhr steht Pater Thaddäus an jedem Morgen auf. Es folgt eine zweistündige Gebetszeit, zudem wird um 12 und 18 Uhr gebetet. Zwischendurch nehmen er und seine Ordensbrüder Mahlzeiten ein, in Gemeinschaft und im Schweigen, und sie gehen ihren jeweiligen Aufgaben nach. Es ist das Leben, dass sich der 43-Jährige früher nicht vorstellen konnte. Aber auch das Leben, das ihm heute so viel gibt.
Mit den Menschen, die ihm vor seinem Eintritt ins Kloster begleitet haben, hat er immer noch Kontakt. „Als ich meinen Beruf und meine Wohnung gekündigt habe, um diesen Schritt zu wagen, waren viele schockiert.“ Freunde und auch seine Eltern. Doch spätestens ihr erster Besuch im Kloster habe zum Umdenken bewegt. „Weil ich glücklich bin und es wirklich schön hier ist und ganz anders, als manche es sich vorstellen. In vielen Köpfen ist das Bild vom Kloster ein ganz falsches.“
Die Treue im Kloster leben
Am 10. Oktober wird Pater Thaddäus in der österreichischen Mutterabtei des Stiepeler Zisterzienserkloster zum Priester geweiht. Er hat sich entschieden, sein Leben im Kloster verbringen – mit der Liebe Gottes, die für ihn so groß ist wie nichts anderes und mit der Liebe zu den Menschen, für die er da sein will. Merkt er irgendwann, dass seine Entscheidung die falsche war, dürfte er das Kloster wieder verlassen. Auch das akzeptieren seine Mitbrüder und sein Orden. Doch er möchte die Treue im Kloster leben. „Treue, das mag für manche ein abgegriffenes Wort sein, aber trotzdem finde ich es wunderschön.“
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