Bochum. . Mit Hilfe eines Bluttests soll künftig das Risiko für Herzerkrankungen bestimmt werden. Im St.-Josef-Hospital Bochum entwickeln Ärzte das Verfahren.

Früh erkannt, sind viele Krankheiten gut heilbar. Auch deshalb zahlen Krankenkassen ab einem bestimmten Lebensalter den jährlichen Gesundheits-Check beim Arzt oder speziellere Untersuchungen wie Mammographien, Augen-Screening oder Darmspiegelungen und vieles mehr. Eine Früherkennung für Herzerkrankungen gibt es indes nicht. Noch nicht, muss es heißen, denn am Bochumer St.-Josef-Hospital wird derzeit genau daran gearbeitet.

Prof. Dr. Andreas Mügge und Oberarzt Dr. Kaffer Kara sind zuversichtlich, dass sie mit Hilfe eines Hormons, das im Herz produziert wird, künftig frühzeitig erkennen können, ob zum Beispiel bei einem Patienten das Risiko für eine Herzerkrankung besteht. „Und zwar zu einem Zeitpunkt, da dieser Mensch noch keinerlei Beschwerden hat“, sagt Prof. Mügge.

5000 Patienten wurden untersucht

Grundlage für die Forschung in Bochum sind Daten, die an der Universität Essen erhoben wurden und die Dr. Kara während seiner Arbeit dort mit ausgewertet hat. Beteiligt waren fast 5000 Patienten aus Bochum, Essen und Mülheim im Alter von 45 bis 75 Jahren. Ein Ergebnis war, dass die Konzentration des im Herzen gebildeten Hormons BNP im Blut Aufschluss gibt über die Schwere einer Herzerkrankung. Bereits heute wird daher mit Hilfe dieses so genannten Biomarkers, der in geringen Mengen eben auch bei gesunden Menschen nachzuweisen ist, der Erfolg von Therapien gemessen (siehe dazu Bericht unten).

„Unser Ziel ist es nun, den Grenzwert zu bestimmen, ab dem bei einem gesunden Menschen das Risiko für eine Herzschwäche abzulesen ist“, sagt Kara. „BNP bietet für diese Früherkennung eine völlig neue Perspektive.“ Wie wichtig eine zuverlässige Früherkennung für Herzkrankheiten ist, belegen Zahlen: Mehr als 40 Prozent aller Todesfälle gehen auf Probleme mit dem Herzen zurück.

Freiwillige werden gesucht

In Zusammenarbeit mit mehreren Arztpraxen in Bochum sollen nun in den nächsten Monaten Freiwillige im Alter von 30 bis 45 Jahren gesucht werden, deren Blut auch auf BNP untersucht wird. Erstes Ziel ist es, den Standard für den erforderlichen Bluttest und die unterschiedlichen Grenzwerte für Frauen und Männer festzulegen.

Mitte nächsten Jahres soll die Studie, für die bereits Geld beim Land beantragt wurde, dann offiziell starten. Wenn das Ergebnis den Hoffnungen der Ärzte entspricht, könnte in Zukunft ein Bluttest binnen zehn Minuten zuverlässig darüber Aufschluss geben, ob Patienten mit dem Risiko leben, eine Herzkrankheit zu erleiden. Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt könnten dann sofort vorbeugende Maßnahmen eingeleitet werden.