Bochum. Das Rauchen bleibt bei Lungen- und Herzkrankheiten der Killer Nummer 1. Das bekräftigten Fachärzte des Knappschaftskrankenhauses Langendreer beim WAZ-Nachtforum. 200 Leser ließen sich über Atemnot informieren.

Die Lust am Laster bedroht Leib und Leben: Mit einer eindringlichen Warnung vor dem Rauchen ging das 36. WAZ-Nachtforum am Donnerstag im Knappschaftskrankenhaus Langendreer einher.

„Wenn einem die Luft wegbleibt“, hieß es in der mit 200 Lesern gefüllten Cafeteria. Drei Oberärzte der Medizinischen Universitätsklinik informierten über Krankheiten, die den Patienten den Atem nehmen. Hauptursache: das Rauchen.

Raucherhusten oder Raucherlunge: So wird eine chronische Bronchitis umgangssprachlich genannt. „Das ist nicht schön, aber zutreffend. Denn meistens sind es die vielen Giftstoffe des Zigarettenrauchs, die die Bronchien schädigen und letztlich zerstören“, schildert Dr. Lars Petersen. Die Bronchien verengen und entzünden sich, bilden vermehrt Schleim. Die Lungenbläschen platzen. Folgen: Husten, Auswurf, Luftnot und heftige Schmerzen beim Ausatmen.

Patientenzahlen steigen

„Die wichtigste Maßgabe lautet: Sofort mit dem Rauchen aufhören!“, bekräftigt Lars Petersen. Zwar können Medikamente, Notfallsprays, eine Sauerstoffgabe über einen Schlauch, in Ausnahmefällen auch eine OP die Beschwerden lindern. Atemtherapie, Sport und ausgewogene Ernährung (viele Erkrankte haben Untergewicht) sind gleichfalls ratsam. Eine Heilung jedoch gibt es bei einer chronischen Bronchitis nicht, weiß Lars Petersen und berichtet von steigenden Patientenzahlen. Zeigt das Nichtraucherschutzgesetz somit keine Wirkung? Vielleicht später. Denn aktuell erkranken auch etliche Frauen und Männer, die zwar beizeiten mit dem Qualmen aufgehört haben, deren Lunge jedoch massiv geschädigt ist. Die alten Sünden wirken nach. Erbarmungslos.

Vorträge können online nachgelesen werden

Die Vorträge des WAZ-Nachtforums sind wie immer auf der Internetseite des Knappschaftskrankenhauses nachzulesen: www.kk-bochum.de

Die WAZ und die Universitätsklinik veranstalten auch im nächsten Jahr vier Nachtforen in Langendreer.

Zum Auftakt geht es am
Donnerstag, 19. März 2015,
um den Schlaganfall.

Während die Bronchitis durch Viren hergerufen wird, wird eine – deutlich schwerwiegende – Lungenentzündung durch Bakterien, meist Pneumokokken, verursacht. 400.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich daran. 20.000 sterben. „Damit ist die Lungenentzündung Todesursache Nummer 1 bei den Infektionskrankheiten“, erklärt Leitender Oberarzt Dr. Christian Pox. Symptome sind akut einsetzendes hohes Fieber, Luftnot und Abgeschlagenheit. Besonders gefährdet sind Senioren ab 60. Sie und Personen mit geschwächter Körperabwehr sind dringend aufgerufen, sich gegen Pneumokokken (einmalig) und Grippe (möglichst jährlich) impfen zu lassen.

„Zwar sind die Heilungschancen deutlich besser geworden“, so Pox. Als beste Vorbeugung gegen Lungenentzündung gibt er gleichwohl einen vergleichsweise simplen Rat: „Totaler Rauchverzicht.“

Atemnot kann auf Herzschwäche hinweisen 

Luftnot kann auch das Anzeichen einer Herzschwäche sein, erklärte Dr. Andreas Jähnert, Oberarzt der Medizinischen Klinik in Langendreer, beim WAZ-Nachtforum.

Die Herzinsuffizienz – das heißt: das Unvermögen des Herzens, den Körper ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen – ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache. Bluthochdruck und die Verkalkung der Herzkranzgefäße schwächen die „Pumpe“. Die Prognose ist ähnlich schlecht wie bei einer Krebserkrankung.

Umso wichtiger ist es, die Alarmsignale zu beachten, die der Körper aussendet: zunehmende Luftnot (etwa beim Treppensteigen), Müdigkeit und Flüssigkeitseinlagerungen (etwa in den Beinen) deuten auf ein schwaches Herz hin.

Erhöhtes Risiko auf Alzheimererkrankung

Stellen sich die Symptome ein, heißt es besser heute als morgen: Ab zum Arzt! Der klärt mit einer Blut-, Ultraschall- oder Kernspin-Untersuchung ab, wie es um das Organ bestellt ist. Als Therapien kommen Medikamente, ein Herzschrittmacher und – ganz selten – eine Herztransplantation infrage. „Sport, am besten in einer Koronarsportgruppe, ist immer anzuraten“, sagt Andreas Jähnert.

Mit noch vagen Hoffnungen verknüpft ist ein neues Medikament, das im nächsten Jahr für den deutschen Markt zugelassen werden soll. Laut Studien könnte es die Sterbequote bei Herzinsuffizienz um drei Prozent senken. Der Oberarzt hat ausgerechnet, was das in der Praxis heißt: „35 Patienten müssten 2,5 Jahre behandelt werden, damit ein Patient weniger stirbt.“ Hinzu kommt: Die neue Arznei könnte das Risiko auf die Alzheimer-Krankheit erhöhen.

Besser ist vorzubeugen. Der Facharzt empfiehlt u.a. eine salzarme Ernährung. weniger Fleisch und Fett, Alkohol nur in Maßen – und Rauchern, den Glimmstängel für immer zur Seite zu legen.