Moskau. Weitspringer Christian Reif hat das ersehnte Ziel, eine Medaille bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Moskau, verpasst. Im Finale im Luschniki-Stadion landete er mit einer Weite von 8,22 Metern auf dem sechsten Platz. Zu den Medaillenrängen fehlten dem 29-Jährigen nur wenige Zentimenter.

Bevor Christian Reif zu seinem sechsten und letzten Versuch im WM-Finale im Weitsprung die blaue Anlaufbahn betrat, forderte er die Zuschauer im Moskauer Luschniki-Stadion zum Klatschen auf. Der 29-jährige Deutsche wollte noch einmal alles auf eine Karte setzen. Im finalen Durchgang wollte er sich die erhoffte Medaille doch noch greifen. So wie er es 2010 bei den Europameisterschaften in Barcelona geschafft hatte. Damals hatte er die Konkurrenz im sechsten Versuch mit der Weite von 8,47 Metern geschockt und sich das Gold gesichert. Aber drei Jahre später ging das Vorhaben schief.

Der Anlauf war zu unrhythmisch, so dass Reif bei 7,96 Metern aus der Sandgrube stieg. Mit seinen 8,22 Metern aus dem dritten Versuch langte es diesmal nur zum sechsten Platz für Reif. Eine starke Vorstellung, doch seinem Gesicht war anzusehen, dass er sich ärgerte. Hinter dem alles überragenden Russen Alexander Menkow, der mit hervorragenden 8,56 Metern Gold gewann, landeten mit dem Niederländer Ignisous Gaisah (8,29 m) und dem Spanier Luis Rivera (8,27 m) zwei weitere Europäer auf den Medaillenplätzen, die nicht viel weiter als Reif gesprungen waren. Menkow sprang nicht nur Weltjahresbestleistung, sondern wurde als erster Europäer Weltmeister im Weitsprung. Zuvor hatten bei 13 WM-Auflagen nur die Amerikaner Carl Lewis, Mike Powell und Dwight Philipps, der Kubaner Ivan Pedroso und Irving Saladino aus Panama triumphiert.

"Es war mehr drin"

„Die Enttäuschung ist da“, gab Reif zu, schränkte dann aber ein: „Ich möchte morgen eigentlich nicht als Enttäuschter in der Zeitung stehen. Aber klar, es war mehr drin. Der Ausreißer hat mir heute gefehlt. Ich hatte mir 8,30 Meter vorgenommen.“ Damit hätte er Silber gewonnen.

Als Neunter verpasste der Hamburger Sebastian Bayer, der 2012 den Europameister-Titel gewonnen hatte, mit 7,98 Metern das Finale. „Ich habe im dritten Versuch noch einmal alles versucht, aber es hat leider nicht verpasst“, sagte der 27-jährige Bayer.

Für die größte Leistung des Abends war ein schmächtiger Brite mit somalischen Wurzeln verantwortlich. Mo Farah, der britische Langlauf-Held, der vor einem Jahr bei den Olympischen Spielen in London mit seinem Doppel-Triumph über 5000 und 10000 Meter die Insel und die ganze Welt begeistert hatte, machte am Freitag in Moskau sein zweites Gold perfekt. Der 30-Jährige setzte sich nach seinem Sieg über 10000 Meter auch über 5000 Meter in 13:26,98 Minuten durch. „Dafür habe ich so hart gearbeitet. Ich habe an meine Kinder gedacht und daran, wie lange ich von ihnen getrennt war“, sagte Farah, der in den USA trainiert: „Ich hatte so viel Druck, aber ich habe es auch genossen. Ich bin stolz, den Union Jack zu tragen.“