Essen. Rot-Weiss Essen lässt gegen die SpVgg Unterhaching zu viel liegen. Ein Strafraum-Stürmer wäre in dieser Partie wichtig gewesen. Ein Kommentar.

Der Blick auf die wichtigsten Zahlen beantwortet die Frage, ob Rot-Weiss Essen im Drittliga-Heimspiel gegen die SpVgg Unterhaching zwei Punkte verschenkt hat, sehr schnell und eindeutig. 31:9 Torschüsse, 11:4 Ecken und 3,45:1,1 bei den Expected Goals, die auf Grundlage der hochkarätigen Torchancen zu erwartenden Tore: RWE hatte statistisch klar die Nase vorn, musste sich am Samstag aber mit einem 1:1 (0:1)-Remis gegen das abgeschlagene Schlusslicht der 3. Liga begnügen.

Rot-Weiss Essen verballert Sieg gegen Unterhaching: Kritik an Führungsspielern

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    Die Essener haben die beiden Bonuspunkte, die RWE in der Vorwoche überraschend auf der Bielefelder Alm erkämpft hat, wieder verspielt, auf leichtsinnige Art und Weise. Der Start in das Spiel war enttäuschend, die Gäste aus Unterhaching, die ersatzgeschwächt und mit einer Sieglos-Serie von 18 Spielen an der Hafenstraße antraten, waren in den ersten 30 Minuten die bessere Mannschaft.

    Rot-Weiss Essen: Kritik an den Führungsspielern

    RWE kam nicht ins Spiel, leistete sich viele Ballverluste und hatte Probleme mit dem Umschaltspiel der Hachinger. Insbesondere Klaus Gjasula (35) merkte man in solchen Situationen sein Alter an. Auch Kapitän Michael Schultz offenbarte an diesem Nachmittag Tempo-Defizite. Bei Koschinats Kritik an seinen Führungspielern können sich beide inklusive Ahmet Arslan angesprochen fühlen.

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    „Ein bisschen komisch verteilt“ seien die sieben Punkte, die RWE aus den letzten drei Spielen geholt hat, fasste es Koschinat nach dem Spiel treffend zusammen. Das Remis gegen Unterhaching war ein kleiner Rückschlag, aber kein Rückschritt. Die Entwicklung der Essener stimmt, sieben Punkte zum Start der Rückrunde sind eine Ausbeute, die von den RWE-Verantwortlichen in der Winterpause anvisiert wurde. Rot-Weiss Essen hat den Rückstand auf die Nichtabstiegsränge dadurch aufgeholt und Waldhof Mannheim überholt, das ist aktuell die beste Nachricht für den Revierklub.

    Rot-Weiss Essen: Koschinats letzter Transfer-Wunsch wurde nicht erfüllt

    Mut dürfte auch die zweite Halbzeit gegen die Bayern machen. RWE ging ab der 55. Minute ein sehr hohes Tempo und war drückend überlegen, der eine Treffer des eingewechselten Torben Müsel war angesichts dessen viel zu wenig. Trainer Koschinat dürfte sich nach dieser Partie bestätigt fühlen. Er hatte sich einen weiteren Spielertypen für die Mittelstürmer-Position gewünscht, diesen aber nicht mehr erhalten.

    Dominik Martinovic erweist sich als Verstärkung für Rot-Weiss Essen, ist beim eigenen Abschluss aber noch glücklos.
    Dominik Martinovic erweist sich als Verstärkung für Rot-Weiss Essen, ist beim eigenen Abschluss aber noch glücklos. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

    Ein Spiel wie gegen Unterhaching wäre mit einem Marek Janssen deutlich leichter zu bestreiten gewesen. Gegen einen 1,96 Meter großen Zielspieler hätten sich die Gäste nicht so tief fallen lassen können. Das hätte der Essener Offensive mehr Räume gegeben. Da Janssen bekanntlich in Meppen bleiben musste und kein anderer Spieler mit ähnlichen Qualitäten verpflichtet wurde, müssen die Essener ihr Offensivspiel anpassen. Flanken aus dem Halbfeld sind mit dem vorhandenen Personal wenig erfolgversprechend.

    Rot-Weiss Essen: Moussa Doumbouya kann jetzt nicht die Lösung sein

    Es wird Spiele wie in Bielefeld geben, in denen RWE ohne dieses Stürmer-Profil auskommen wird. Auf alle Spielsituationen werden die Essener so aber nicht immer eine Antwort haben. Koschinat bleibt nichts anderes übrig, als Moussa Doumbouya gut zuzureden. Er sei von dem Spieler „immer noch überzeugt“, sagt er am Freitag. Ob das beim 27-Jährigen Gehör findet, darf stark bezweifelt werden. Schon im Sommer wurde ihm nahegelegt, den Verein zu verlassen. In der Winterpause wurde bis zum letzten Tag ein Spieler gesucht, der seinem Profil entspricht. Ein Vertrauensbeweis ist das nicht.

    Ohne Strafraum-Stürmer wird die Rückrunde für Rot-Weiss Essen eine Herausforderung. Dass der Klassenerhalt mit dem aktuellen Kader dennoch gelingen kann und sollte, haben die letzten drei Spiele aber unter Beweis gestellt.