Essen. Rot-Weiss Essen muss eine Entscheidung auf der Torhüter-Position treffen. Jakob Golz möchte nicht verlängern, Felix Wienand ist gesprächsbereit.
Es warten intensive Monate auf Marcus Steegmann, den Kaderplaner des abstiegsbedrohten Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen. In der Winterpause soll die RWE-Mannschaft für die Mission Klassenerhalt auf mindestens zwei Positionen verstärkt werden. Anschließend geht es wieder darum, die kommende Spielzeit in Angriff zu nehmen. Angesichts der prekären Tabellensituation der Essener in der 3. Liga wird die sportliche Leitung auch einen Schattenkader für einen möglichen Regionalliga-Abstieg planen müssen.
Zu diesem wird Jakob Golz (26) sicher nicht gehören. Selbst im Fall des Klassenerhalts dürfte es für RWE sehr schwer werden, seinen Stammtorhüter zu einem Verbleib zu bewegen. Steegmann hatte vor wenigen Wochen im Interview mit dieser Redaktion verraten, dass der Sohn von HSV-Legende Richard Golz mehrere Gesprächsangebote des Vereins abgelehnt habe. Selbstverständlich gab es Bemühungen, auch schon frühzeitig, den Vertrag zu verlängern“, sagte Steegmann.
Rot-Weiss Essen: Jakob Golz will den nächsten Schritt machen
Im kommenden Sommer würde Golz die Hafenstraße nach sechs Jahren verlassen, um einen Karrieresprung zu machen. Dazu müsste sich jedoch zunächst ein Verein in der 2. Bundesliga oder im Ausland finden, der die Dienste des Essener Schlussmanns in Anspruch nehmen möchte. Denn nach Informationen dieser Redaktion liegen dem 26-Jährigen bisher keine Anfragen vor. In der Winterpause hätte RWE noch die Möglichkeit, Geld mit einem Golz-Wechsel zu verdienen. Mit dieser Frage müssen sich die Verantwortlichen aktuell aber nicht beschäftigen, da es kein Angebot gibt.
Seit 2019 spielt Golz an der Hafenstraße, Ex-Trainer Christian Titz hatte ihn aus Hamburg mit nach Essen gebracht. Der 1,87 Meter Schlussmann setzte sich im Ruhrgebiet durch. Aus dem jungen Ersatztorwart wurde ein Leistungsträger bei RWE. Inzwischen zählt Golz zu den besten Torhütern der 3. Liga. Dennoch stehen die Interessenten zu diesem Zeitpunkt noch nicht Schlange.
Rot-Weiss Essen: Golz hat vermeidbare Gegentore kassiert
Sein hohes Leistungs-Niveau aus der letzten Saison, als er seiner Mannschaft einige Punkte im Alleingang sicherte, konnte Golz in der Hinrunde nicht halten. Der gebürtige Hamburger spielt eine solide Saison, eine herausragende ist es bisher aber nicht. Gegen Erzgebirge Aue und 1860 München kassierte Golz Gegentore, die er in Normalform wohl verhindert hätte.
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Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. RWE kassiert mehr Gegentore (34), als zu erwarten war. Der xGA-Wert (erwartete Gegentore) der Essener lag im Schnitt in den ersten 19 Partien bei 1,56 pro Spiel. Umgerechnet hätte RWE vier Treffer weniger kassieren können. Fehlendes Spielglück und ein Golz in einer nicht herausragenden Form sorgten dafür, dass RWE unter dem erwarteten Wert geblieben ist.
Wienand möchte bei Rot-Weiss Essen nicht mehr die Nummer zwei sein
Das schließt nicht aus, dass es bis zum Sommer einige Interessenten für den dienstältesten RWE-Spieler im Kader geben wird. Die Frage wird sein, wie lange Rot-Weiss Essen auf eine mögliche Golz-Zusage warten kann. Denn auch der Vertrag seines potentiellen Nachfolgers läuft im Sommer aus. Felix Wienand (22) kam im Sommer 2022 von der U23 des FC Schalke 04 nach Essen, um als zweiter Mann hinter Golz zu reifen. Nach drei Jahren als Ersatztorhüter möchte sich Wienand mit dieser Rolle nicht mehr zufrieden geben.
Wie diese Redaktion erfuhr, hat es noch keine Gespräche mit Wienand über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit gegeben. Der Schlussmann wäre bereit, an der Hafenstraße zu bleiben, jedoch nicht mehr dauerhaft als Nummer zwei hinter Golz. Diesen hatte er am letzten Hinrunden-Spieltag des Jahres gegen den VfB Stuttgart II (2:2) vertreten. Wienand erledigte seinen Job ohne Fehler, auch im Niederrheinpokal konnte er sein Können unter Beweis stellen. Innerhalb der Mannschaft wird der 1,90 Meter große Schlussmann genau wie Golz sehr geschätzt.
Torhüter: Rot-Weiss Essen darf sich nicht verpokern
Die RWE-Verantwortlichen trauen dem Schalker Eigengewächs zu, eine größere Rolle zu übernehmen und sich im Profifußball durchzusetzen. Zu dieser Einschätzung dürften aber auch andere Vereine kommen. Deshalb werden sich Steegmann und Co. bei der Personalie Jakob Golz nicht allzu viel Zeit lassen dürfen.
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