Essen. Rot-Weiss Essen startet mit Rückenwind in die Mission Klassenerhalt. Auch Joseph Boyamba blüht plötzlich auf - ein Effekt des Trainerwechsels.

Joseph Boyamba (28) offenbarte vor einigen Tagen ungeahnte Talente. Zu Beginn des Trainingslagers von Rot-Weiss Essen in der Türkei griff der Offensivspieler des Drittligisten zum Mikrofon und gewährte den Fans in der Heimat exklusive Einblicke hinter die Kulissen. Er überraschte Kollegen bei der Regeneration auf dem Hotelzimmer, weckte den schlafenden Leonardo Vonic und interviewte Fans sowie den ersten Vorsitzenden Marc-Nicolai Pfeifer.

Für seinen Reporter-Job erhielt Boyamba über die Vereinskanäle viel Zuspruch, auf dem Rasen wusste er ebenfalls zu überzeugen. Der Flügelspieler hinterließ einen guten Eindruck und wirkt hochmotiviert. „Der Junge fällt mit einem sehr hohen Einsatz in den letzten Tagen auf und mit seiner Balleroberung konnten wir gegen Dresden den entscheidenden Konter setzen“, sagte RWE-Trainer Uwe Koschinat zum Abschluss des Trainingslagers über den schnellen Offensivmann.

Rot-Weiss Essen: Boyamba blieb hinter den Erwartungen zurück

Dabei zählte Boyamba zu den sportlichen Enttäuschungen der Hinrunde. Laut Koschinat habe er medial und in sozialen Netzwerken „berechtigt auf die Fresse bekommen.“ Der erfahrene Angreifer wurde im Spätsommer vom Zweitligisten SV Elversberg verpflichtet, um ein Unterschiedsspieler für RWE zu sein. Mit nur einem Scorerpunkt in 14 Spielen konnte er die Erwartungen nicht erfüllen. „So ein Wechsel ist nicht immer einfach. Ich hatte ein schwieriges Jahr in Elversberg, da ist es nicht selbstverständlich, spät zu wechseln und auf den Punkt da zu sein“, sagte Boyamba am Mittwoch im Anschluss an die erste Einheit nach der Rückkehr aus der Türkei im Gespräch mit dieser Redaktion.

Gegen Dynamo Dresden machte RWE-Flügelspieler Joseph Boyamba in der Türkei ein gutes Spiel.
Gegen Dynamo Dresden machte RWE-Flügelspieler Joseph Boyamba in der Türkei ein gutes Spiel. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO

Die Kritik an seinen Leistungen habe er zur Kenntnis genommen. Dafür zeigt er durchaus Verständnis. „Ich habe versucht, mich so gut wie möglich in die Mannschaft zu integrieren. Es ist immer leicht, einzelne Personen rauszupicken, wenn es nicht läuft. Vor allem bei Spielern, von denen man sich mehr erwartet. Das kann ich verstehen, das muss man als Profi hinnehmen, da stehe ich drüber.“

RWE: Ausgerechnet Boyamba profitiert vom Trainerwechsel

Ausgerechnet Boyamba gehörte zu den Spielern im RWE-Kader, die vom Trainerwechsel deutlich profitiert haben. Ex-Trainer Christoph Dabrowski hatte den gebürtigen Troisdorfer aus Elversberg an die Hafenstraße gelockt, beide haben aktuell sogar den gleichen Berater. Doch auf dem Platz stimmte die Chemie zwischen Boyamba und Dabrowski offensichtlich nicht. Die Essener Offensiv-Hoffnung saß nach vier wenig überzeugenden Startelf-Einsätzen zu Beginn seiner Zeit anschließend häufig auf der Bank. Dabrowski merkte später an, dass sich der Verein von Boyamba „Impulse erhofft“ habe, die dieser nach Meinung des Trainers nicht liefern konnte.

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    Erst unter Uwe Koschinat, der die Mannschaft vor den letzten beiden Partien des alten Jahres übernommen hatte, zeigte Boyambas Formkurve nach oben. Auch die Verpflichtung seines Ex-Kollegen und Freundes Dominik Martinovic war für ihn ein Wohlfühlfaktor. In der Vorbereitung ließ er seine Qualität aufblitzen, die er bei früheren Stationen unter Beweis gestellt hat. 34 Scorerpunkte in 115 Drittliga-Spielen sind ein respektabler Arbeitsnachweis. „Ich weiß, was ich leisten kann. Der Trainer gibt mir ein unfassbar gutes Gefühl“, unterstreicht der Ex-Dortmunder, der in den Nachwuchsabteilungen des MSV Duisburg und Schalke 04 ausgebildet wurde. „Es gibt Spieler, die etwas mehr Freiraum brauchen, auch auf dem Platz, um ihre Position ausspielen zu können und frei zu sein. Das gibt der Trainer mir und auch sein vollstes Vertrauen. Ich versuche, ihm das so gut wie möglich zurückzugeben.“

    Joseph Boyamba ist wieder gut drauf. Der Offensivspieler hat vom Trainerwechsel bei Rot-Weiss Essen profitiert.
    Joseph Boyamba ist wieder gut drauf. Der Offensivspieler hat vom Trainerwechsel bei Rot-Weiss Essen profitiert. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

    Rot-Weiss Essen: Boyamba lobt Trainer Uwe Koschinat

    Die sportliche Talfahrt zwang die RWE-Verantwortlichen im Dezember dazu, die Reißleine zu ziehen und den Trainerwechsel zu vollziehen. „Für uns alle“ habe sich die Arbeit von Uwe Koschinat positiv ausgewirkt, betont Boyamba. „Für mich persönlich natürlich. Aber man merkt eine ganz andere Schärfe und Intensität im Training. Auch in den Spielen, die wir bisher hatten, obwohl wir die Ergebnisse nicht hatten. Aber im Großen und Ganzen ist das im Vergleich zu den Spielen davor, etwa 1860 München oder Hansa Rostock, von der Galligkeit und der Intensität mit und gegen den Ball ein immenser Unterschied.“

    Die Hinrunde verlief nicht nach dem Geschmack von Joseph Boyamba.
    Die Hinrunde verlief nicht nach dem Geschmack von Joseph Boyamba. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

    Ab dem kommenden Sonntag (16:30 Uhr) muss sich das auch in den Ergebnissen niederschlagen. Vor dem Rückrundenstart bei Alemannia Aachen steht RWE in der 3. Liga auf einem Abstiegsplatz, die Lage ist bedrohlich. Das Trainingslager habe die Mannschaft „enger zusammenzuwachsen“ lassen, glaubt Boyamba.

    RWE muss zu Alemannia Aachen: „Tivoli immer heiß“

    In Aachen erwartet der Offensivmann ein intensives Duell. Dann wird es wieder voll auf die fußballerischen Fähigkeiten Boyambas ankommen. „Tivoli ist immer heiß, von den Zuschauern und von der Lautstärke. Aber wir sind darauf vorbereitet. Wir wollen das, was wir in Lara begonnen haben, hier in Essen bis zum Spiel fortsetzen, um dort ein positives Spiel zu gestalten.“