Essen. Rot-Weiss Essen lässt sich in der zweiten Halbzeit von Alemannia Aachen überrollen. RWE-Trainer Uwe Koschinat findet sehr deutliche Worte.

Vorsichtig näherten sich die Profis von Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen am Sonntagabend dem Gästeblock am Aachener Tivoli. Die Wut in den Augen der knapp 4000 mitgereisten Anhänger konnten die Spieler schon aus großer Distanz erkennen. Mit 0:2 (0:0) hatte RWE den Rückrunden-Auftakt in der 3. Liga in den Sand gesetzt, war starken Gastgebern vor allem in der zweiten Halbzeit in allen Belangen unterlegen. Es wurde laut gepfiffen im Gästeblock, es wurde geschimpft. Die Essener Spieler hielten einen Sicherheitsabstand, in die Nähe der Fans traute sich niemand.

Für die Spieler von Rot-Weiss Essen ging es nach dem 0:2 in Aachen zum Rapport in die Kurve.
Für die Spieler von Rot-Weiss Essen ging es nach dem 0:2 in Aachen zum Rapport in die Kurve. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Mit nur einem Spiel ist die Mini-Euphorie nach einer vielversprechenden Vorbereitung an der Essener Hafenstraße bereits verflogen. Die RWE-Verantwortlichen hatten drei neue Spieler verpflichtet, die Generalprobe im Trainingslager in der Türkei gegen Dynamo Dresden (1:1) war vielversprechend. Die Mannschaft sei enger zusammengerückt, hieß es anschließend. Davon war am Tivoli nichts zu sehen, RWE beendet den Spieltag nach einem desolaten Auftritt als Vorletzter der 3. Liga und hat nun schon vier Punkte Rückstand auf das rettende Ufer.

Alemannia Aachen ist Rot-Weiss Essen in allen Belangen überlegen

Vor allem die zweite Halbzeit vor 31.580 Zuschauern am Aachener Tivoli war ein sportlicher Offenbarungseid der Gäste. Die Gastgeber dominierten das Spiel, waren aggressiver und gewannen fast alle wichtigen Zweikämpfe. Aachen hätten noch mehr als die beiden Treffer durch Anas Bakhat (57.) und Anton Heinz (85.) erzielen können. Das sah auch RWE-Trainer Uwe Koschinat so. „Es war ein verdienter Erfolg für Alemannia Aachen, der höher hätte ausfallen können. Das sagt einiges über uns aus.“

RWE musste in Aachen kurzfristig auf den neuen Sechser und Heilsbringer Klaus Gjasula verzichten, der 35-Jährige fiel mit einer Grippe aus. Jimmy Kaparos konnte ihn im Zentrum nicht ersetzen. „Alle Spieler in einem Drittliga-Kader formulieren Ansprüche, spielen zu wollen. Heute war die perfekte Möglichkeit, das zu zeigen“, bemerkte der RWE-Trainer zum Ausfall Gjasulas.

Rot-Weiss Essen: Arslan vergibt einzige Chance

Im ersten Durchgang konnten die Gäste über weite Strecken noch mithalten. Ahmet Arslan hatte in der 17. Minute die größte und einzige Chance der Essener, der Spielmacher scheiterte aber freistehend vor Aachens Torwart Jan Olschowsky.

In der Folge spielte nur noch Alemannia Aachen. Die Gäste hatten der Wucht und dem schnellen Kombinationsspiel des Aufsteigers nichts mehr entgegenzusetzen. Den Essener Innenverteidigern fehlte der Zugriff, vorne konnten sich Ramien Safi, Dominik Martinovic und Joseph Boyamba nicht durchsetzen. Vor allem für Boyamba hätte während des Spiels eine Vermisstenanzeige aufgegeben werden können.

Rot-Weiss Essen: Koschinat rechnet mit der Mannschaft ab

Koschinat wirkte nach dem Abpfiff konsterniert. Die enttäuschende Leistung habe er nicht kommen sehen. „Das ist für mich sehr enttäuschend, in der Vorbereitung hat nichts darauf hingedeutet“, sagt er. „Wir haben darauf hingearbeitet, dass eine Mannschaft mit Herz auf dem Platz steht. Ich bin enttäuscht, dass wir die Aachener Intensität nicht ausreichend beantwortet haben. Ich habe unsere Körpersprache als nicht positiv wahrgenommen. Wir hatten keine Antwort auf die Aachener Aggressivität und wir waren nicht bereit, den Fight aufzunehmen.“

Der Druck auf seine Mannschaft wird nun immer größer. Am kommenden Sonntag (13:30 Uhr) kommt es an der Hafenstraße zum Kellerduell gegen die U23 von Hannover 96, die nach einem überraschenden Sieg gegen Erzgebirge Aue nun über dem Strich steht. Nach dem Spiel in Aachen wird in Essen zunächst eine Aufarbeitung dieses katastrophalen Auftritts erfolgen müssen. Denn das Fazit von Koschinat macht aktuell wenig Mut. „So sieht Kampf um den Klassenerhalt nicht aus. Wir haben heute Anschauungsunterricht bekommen, das tut sehr weh.“