Witten. Unerwartet stand Leon Ferber in Hattingen in der Startformation des SV Herbede. Die 90 Minuten empfand er als Tortur, doch der Wittener wird sie nie vergessen.
Leon Ferber hatte schon lange mit seiner Karriere als Bezirksliga-Fußball abgeschlossen. Doch am Sonntag musste der Co-Trainer des SV Herbede doch wieder ran, und zwar gleich über 90 Minuten. Für diese Tortur hat sich Ferber aber auch selbst belohnt und durfte sich hinterher als Matchwinner feiern lassen.
Mit so einem Comeback in der ersten Mannschaft konnte Ferber nicht im Geringsten rechnen: „Ich frage mich selbst, warum ich überhaupt die Schuhe anziehen musste.“ Die Antwort kennt er allerdings auch: „Wir haben zwar einen riesigen Kader, doch die Zahl der Verletzten, Kranken und Urlauber ist momentan unfassbar hoch.“
14. Spieltag in der Bezirksliga 10
SV Herbede - SG Welper (So., 14.45 Uhr)
Nach der schwachen Vorstellung bei der 1:4-Pleite in Westrich, wo sich die Herbeder eine Vielzahl kläglich vergebener Möglichkeiten leisteten, sollte es am Sonntag auf eigenem Platz einen klaren Sieg gegen die Hattinger geben. Aufseiten der SG Welper fehlen weiterhin wichtige Spieler, sodass dort mit C-Liga-Akteuren aufgefüllt werden muss. Der SVH sollte darauf aus sein, sich für die Vorwoche zu rehabilitieren. Obendrein könnte man noch etwas fürs Torverhältnis tun; zuletzt unterlag Welper gegen den TuS Heven mit 2:9 und gegen den TuS Hattingen mit 0:6, hat schon 54 Gegentreffer kassiert.
Westf. Huckarde - SV Bommern (So., 15 Uhr)
Vor der Saison haben viele Experten die Huckarder eindeutig aufs Favoritenschild in Sachen Titelgewinn gesetzt. Anfangs patzte die Westfalia noch hier und da, hat sich nun aber offenbar eingeschossen, feierte einen Kantersieg nach dem anderen (8:3 gegen Weitmar 45, 7:1 bei der SpVg. BG Schwerin). Die Bommeraner, die ohne nennenswerte personelle Sorgen anreisen, können beim Liga-Vierten beweisen, dass sie auch in der Lage, defensiv abzuliefern. Aktuell steht das Team von Niklas Müllers bei 23 Gegentoren - ein recht guter Wert nach 13 Partien.
Leon Ferber bestritt vor zwei Jahren für SV Herbede seine letzten 90 Bezirksliga-Minuten
Schon im Pokalspiel in Riemke musste Ferber für acht Minuten ins Spiel, und in Bochum musste auch der ehemalige Co-Trainer Oli Hippert aushelfen, der auch in Hattingen mit dabei war. Zum Auswärtsspiel beim TuS hatte aber nicht nur Ferber seine Schuhe mitgebracht, auch die beiden Coaches Jan Kastel und Maik Kortzak standen für einen Einsatz bereit.
Es war aber auch klar: „Wenn einer von uns Dreien überhaupt noch realistisch für die Bezirksliga infrage kommt, dann bin ich das.“ Sein letztes richtiges komplettes Bezirksliga-Spiel bestritt Ferber aber auch schon vor rund zwei Jahren. Wegen einiger Knieverletzungen beschloss Ferber dann doch, einen großen Schritt kürzerzutreten.
„Ich wollte nur noch, dass das Spiel vorbei ist“
Er befand sich damals im Endstadium seines Medizinstudiums und ist nun seit einem Jahr Assistenzarzt in der Urologie des Herner Marienhospitals. Seitdem trainierte er auf niedrigster Sparflamme: „Ich mache nur noch mit, wenn wir beim Abschluss eine ungerade Anzahl haben oder helfe bei Passübungen aus. Ich spiele ab und zu höchstens noch einmal in der zweiten Mannschaft.“
Die 90 Minuten entwickelten sich für den Co-Trainer zu einer Tortur: „Am Ende wollte ich nur noch, dass das Spiel vorbei ist. Der große, tiefe Rasenplatz kostete unglaublich viel Kraft.“ Der Einsatz hat sich aber gelohnt, denn Ferber gehört zu den Spielern, die das Match prägten.
Mit 1,97 Metern ist Ferber für Kopfballtore prädestiniert
In der ersten Halbzeit kratzte er einen Hattinger Schuss im letzten Moment von der Linie: „Nach einer mauen Anfangsphase hat mich das richtig aufgeputscht, und ich war so richtig drin im Spiel.“ Als Innenverteidiger sorgte er dann dafür, dass die Herbeder zur Pause nur mit 0:1 hinten lagen.
Es kam aber alles noch viel besser: In der 76. Minute hatte Hattingen eine Standardsituation eigentlich schon bereinigt, doch Michael Kraus brachte den Ball noch einmal hoch in den Strafraum. Ferber erinnert sich: „Ich bin bei Standards mit 1,97 Metern ja prädestiniert, mit nach vorne zu gehen. Daher gewann ich das Kopfballduell und erzielte den Ausgleichstreffer.“ In der Nachspielzeit traf Lennart Johannsen noch zum Sieg und machte den Tag für Ferber perfekt.
Der TuS Hattingen ist mittlerweile Ferbers Lieblingsgegner
Der TuS Hattingen entwickelt sich so langsam zum Lieblingsgegner Leon Ferbers: „In der vorletzten Saison traf ich gegen den TuS bei unserem 2:0-Auswärtssieg, in der letzten erzielte ich ein Tor für unsere zweite Mannschaft in der A-Kreisliga, und jetzt schon wieder.“ Somit müsste er eigentlich zum Rückspiel am 6. April wieder die Schuhe einpacken, doch das will Ferber nicht einplanen „Ich bin froh, wenn alle Spieler wieder da sind. Das muss ich nicht jede Woche haben.“ Auch nicht, wenn sein Team am Sonntag (15.15 Uhr) beim Ligazweiten SpVg. BG Schwerin antritt.
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