Witten. Titelanwärter Kleinostheim ist der KSV Witten beim 3:27 nicht gewachsen. Wer den einzigen Kampf der Ruhrstädter gewinnt und wen der Trainer noch lobt.

Einen ernüchternden ersten Heimkampf-Abend in der neuen Bundesliga-Saison erlebten die Ringer des KSV Witten 07 im Vergleich mit dem SC Siegfried Kleinostheim. Die Nordbayern hatten zwar nicht ihre allererste Garnitur mit in die Ruhrstadt gebracht, waren aber allemal so stark, die Wittener mit 27:3 mehr als deutlich in die Schranken zu weisen. Die Hoffnung auf Zählbares in der so hochkarätig besetzten Nordstaffel müssen die KSV-Verantwortlichen an andere Duelle knüpfen.

Um zu verdeutlichen, wie weit die Gastgeber am Samstagabend vor einer recht übersichtlichen Kulisse (knapp 200 Zuschauende) in der Husemann-Sporthalle vom Leistungsniveau des Deutschen Vizemeisters entfernt waren, sei nur eine Zahl hervorgehoben. Ganze 20 technische Punkte verbuchten die Ringer von Trainer Samet Dülger in den zehn Kämpfen gegen die „Warriors“ aus Kleinostheim.

KSV Witten überhaupt nicht einverstanden mit Mattenleiter Gideon Bibbo

„Natürlich wussten wir, dass uns ein ganz schwerer Gegner erwartet. Aber es gab immerhin einige recht enge Duelle - da kann es hier und da auch etwas anders ausgehen, auch wenn wir für einen Sieg sicher nicht infrage kamen“, so KSV-Trainer Samet Dülger. Der sich zudem darüber ärgerte, dass Mattenleiter Gideon Bibbo, der erstmals einen Bundesligakampf in der Husemannhalle pfiff, mehrfach kein ganz glückliches Händchen bei seinen Entscheidungen hatte.

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Dass es letztlich nur dem Rumänen Ilie Cojocari in der Klasse bis 75 Kilogramm (gr.-röm.) gelang, einen Sieg für seine Wittener Farben zu landen, war letztlich ein schwacher Trost für die KSV-Staffel. „Ich habe ihn ganz bewusst in die 75-er-Klasse gestellt, weil ich wusste, dass er da gegen Artur Tatarinov gewinnen kann“, so Dülger zu seinen taktischen Überlegungen. Da neben Radu Lefter mit dem Niederländer Bredi Slinkers noch eine weitere Stammkraft fehlte, waren die Voraussetzungen gegen dieses Spitzenteam aus dem Süden der Republik ohnehin eher mäßig.

„Natürlich wussten wir, dass uns ein ganz schwerer Gegner erwartet. Aber es gab immerhin einige recht enge Duelle - da kann es hier und da auch etwas anders ausgehen, auch wenn wir für einen Sieg sicher nicht infrage kamen.“

Samet Dülger (35), Trainer des KSV Witten 07

Das Experiment, Milad Fuladi Aloutsche ins 61-kg-Limit (Freistil) zu beordern, ging zum Einstieg in den Abend daneben. „Er musste einiges an Gewicht machen, ist nach eineinhalb Minuten total eingebrochen“, so der KSV-Coach. Sein Schützling hatte gegen Niklas Stechele klar mit 6:2 geführt, richtig verheißungsvoll begonnen - danach aber ging nichts mehr, der Kleinostheimer gewann noch recht mühelos vorzeitig mit 21:6.

Eine „richtig starke Leistung“ attestierte der Trainer seinem Schwergewichtler Nico Brunner, der im Greco-Vergleich mit dem amtierenden Deutschen Meister Franz Richter, der immerhin 14 Kilogramm mehr auf die Waage bringt. „Nico hat alles versucht. Er hätte es verdient gehabt, dass der Mattenleiter seinen Gegner zumindest einmal in die Bodenlage schickt“, so Dülger brummig nach der 0:7-Niederlage.

Gregor Eigenbrodt (re.) vom KSV Witten musste sich unglücklich mit 2:5 dem Kleinostheimer Christoph Henn beugen.
Gregor Eigenbrodt (re.) vom KSV Witten musste sich unglücklich mit 2:5 dem Kleinostheimer Christoph Henn beugen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Neuzugang Rahmatullah Moradi zieht sich blutende Wunde am Kopf zu

Bis zur Pause wuchs der Rückstand bereits auf 0:15 an - frustrierend auch aus Sicht der KSV-Fans, von denen am Samstagabend nicht allzu viel zu hören war und die sich ebenso wie die Wittener Trainer wunderten, warum Neuzugang Rahmatullah Moradi (98 F) bei seiner 0:6-Niederlage gegen DM-Titelträger Joshua Morodion so häufig vom Mattenleiter benachteiligt wurde. „Ständig hat der die Hände in seinem Gesicht“, schimpfte Co-Trainer Mirko Englich. Moradi verletzte sich zwischenzeitlich am Kopf, musste wegen der blutenden Wunde aufwändig verbunden werden. Diesen Verband riss der Kleinostheimer bei seinen Attacken aber immer wieder ab - ohne sanktioniert zu werden.

Ähnlich verärgert war die Wittener Ecke bei Gregor Eigenbrodts 2:5-Niederlage gegen Christoph Henn im 80-kg-Freistilkampf. Der KSV-Ringer lag 0:1 hinten, ging dann mit einem Überwurf selbst in Führung (2:1) - für den eher zufälligen Konter des Kleinostheimers bekam dieser aber auch zwei Zähler. „Das geht überhaupt nicht. Das ist maximal eine Eins“, wetterte Englich. So war die nächste Chance auf einen KSV-Teilerfolg dahin. So blieb es bei der Dreier-Wertung für Ilie Cojocari, der Tatarinov beim 11:1 keine Chance ließ, einige schöne Techniken am Boden zeigte.

Am kommenden Samstag daheim gegen den ASV Mainz 88

Der KSV Witten muss nach seiner dritten Niederlage hoffen, dass er demnächst auf weniger hochkarätig besetzte Rivalen trifft. Vielleicht gelingt ja schon eine Überraschung gegen den ASV Mainz 88 am kommenden Samstag (5. Oktober, 19.30 Uhr) - dann erneut in der Husemannhalle. Immerhin hatten auch die Rheinhessen gegen Kleinostheim sehr deutlich verloren.

Die Statistik zum Kampf:

(61 F) Milad Fuladi Aloutsche - Niklas Stechele 0:4-TÜPN; (130 G) Nico Brunner - Franz Richter 0:2-PN; (66 G) Kutkagan Öztürk 0:4-TÜPN; (98 F) Rahmatullah Moradi - Joshua Morodion 0:2-PN; (71 F) Andrei Perpelita - Nachyn Kuular 0:3-PN; (86 G) Noah Englich - Aleksandr Komarov 0:4-TÜPN; (75 G) Ilie Cojocari - Artur Tatarinov 3:0-PS; (80 F) Gregor Eigenbrodt - Christoph Henn 0:2-PN; (75 F) Emin Burak Salviz - Vadim Sacultan 0:2-PN; (80 G) Genzhe Genzheev - Aram Vardanyan 0:4-TÜPN.

Ohne Chance war der gesundheitlich angeschlagene Noah Englich (unten) vom KSV Witten in seinem Duell mit dem serbischen Olympia-Teilnehmer Aleksandr Komarov aus Kleinostheim.
Ohne Chance war der gesundheitlich angeschlagene Noah Englich (unten) vom KSV Witten in seinem Duell mit dem serbischen Olympia-Teilnehmer Aleksandr Komarov aus Kleinostheim. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

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